R - GNADENLOS HINTER GITTERN

Der 37-jährige Tobias Lindholm scheint ähnlich wie der einige Jahre ältere Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel“) zu einer neuen Generation dänischer Autoren zu gehören, die sich nicht nur auf ihre Rolle als Ideenlieferanten beschränken, sondern auch als Regisseure erfolgreich sind.

So schrieb Lindholm etwa 2012 das Drehbuch für Thomas Vinterbergs exzellenten Film „Die Jagd“ und war im selben Jahr als Drehbuchautor und Regisseur an dem ebenfalls gelungenen „Hijacking – Todesangst ...

In der Gewalt von Piraten“ beteiligt. In Letzterem war Pilou Asbæk einer der Hauptdarsteller, der bereits in Tobias Lindholms jetzt etwas verspätet hierzulande veröffentlichtem Regiedebüt, dem Gefängnis-Drama „R“, mitspielte, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Dokumentarfilmer Michael Noer.

Gedreht wurde „R“ an Originalschauplätzen im früheren Horsens Staatsgefängnis. Vor allem der exzessive Handkamera-Einsatz verleiht „R“ eine fast dokumentarische Authentizität, die ihn stilistisch schon mal von anderen Gefängnis-Filmen unterscheidet.

Dennoch bekommt man in der ersten Hälfte eigentlich nur die üblichen Konflikte zu sehen, die man auch von anderen Vertretern dieses Subgenres kennt. Denn der Zuschauer erlebt, wie sich ein Kleinkrimineller namens Rune innerhalb der brutalen Gefängnis-Hierarchie behaupten muss und schließlich dadurch Respekt erlangt, weil er den Drogenhandel zwischen den unterschiedlichen Zellentrakten organisieren kann.

An diesem Punkt der Handlung sorgen Noer und Lindholm allerdings für eine schockierende Wendung der Ereignisse, die die bisherige Intensität und den deprimierenden Realismus des Ganzen noch extrem steigert.

Abschreckender lässt sich der Gefängnis-Alltag wohl kaum inszenieren, und so hallen die brutalen Bilder dieser wenig Hoffnung zulassenden Welt auch nach Ende des Films noch lange nach.