TUSK

Als 2011 Kevin Smiths Film „Red State“ erschien, musste man sich erst mal fragen, ob das derselbe Smith war, der nach „Clerks“ von 1994 hauptsächlich lahme Ami-Komödien gedreht hatte. Jedenfalls hätte man von ihm nicht mehr so eine grotesk überzeichnete Abrechnung mit dem christlichen Fundamentalismus seiner Landsleute erwartet, wie es „Red State“ letztendlich war.

Ein wilder, bitterböser Genre-Mix, in dem Michael Parks (bekannt als Jean Renault aus Lynchs „Twin Peaks“-Serie) als irrer Sektenführer brillierte. Parks spielt auch in Smiths neuem Film „Tusk“ wieder die Hauptrolle, nämlich die des mysteriösen ehemaligen Seemanns Howard Howe, der es einem Walross namens Mr.

Tusk verdankt, dass er bei einem Schiffsunglück nicht das Leben verlor. Howe lebt jetzt im Hinterland von Manitoba in einem abgelegenen Anwesen, gefesselt an den Rollstuhl. Diese Geschichte scheint genau das richtige Material für den zynischen Podcast-Moderator Wallace Bryton zu sein, der eigentlich nach Kanada gereist war, um einen neuen Internet-Star namens Kill Bill Kid zu interviewen, der inzwischen aber das Zeitliche gesegnet hat.

Glück im Unglück, könnte man meinen, aber Wallace muss feststellen, dass Howe andere Pläne für ihn vorgesehen hat, denn er sucht nach einem Ersatz für seinen Lebensretter Mr. Tusk ... Wie schon bei „Red State“ wildert Smith in „Tusk“ wieder durch unterschiedliche Genres und verleiht damit dem Begriff „Body Horror“ eine ganz neue Dimension.

Ausgangsbasis für dieses schwarzhumorige und teilweise sehr verstörende Werk, das Publikum wie auch Kritiker extrem spaltete, war Smiths eigener Podcast, wo er die Idee dafür entwickelte.

Inzwischen ist sogar eine Trilogie geplant, mit einem „Tusk“-Spin-off namens „Yoga Hosers“ und einem dritten, „Moose Jaws“ betitelten Film – laut Smith „‚Der weiße Hai‘ mit einem Elch“.