WHO AM I

Wenn Filmemacher versuchen, moderne Technologien zum Thema eines Unterhaltungsfilms zu machen, kommt dabei selten etwas wirklich realitätsnahes heraus. Das Thema „Hacker“ ist in dieser Hinsicht auch kein unbedingt neues und findet sich bereits in „WarGames“ von 1983, in dem ein computerbegeisterter Teenager fast den Dritten Weltkrieg auslöst.

Zuletzt versuchte sich Michael Mann mit „Blackhat“ an dem Thema, in dem die globalen Finanzmärkte von geheimnisvollen Cyberkriminellen attackiert werden, heraus kam aber nicht mehr als ein trivialer Actionfilm.

Eine der wenigen erinnerungswürdigen Auseinandersetzungen mit dem Sujet Computer-Hacker war 1998 „23 - Nichts ist so wie es scheint“ von Hans-Christian Schmid, in dem auch die politische und zwischenmenschliche Dimension des Ganzen authentisch behandelt wurde.

Die zeitgeschichtliche Authentizität von „23“ erreicht „Who am I“ zwar nie, aber man bekommt zumindest ein Gefühl dafür, wie diese seltsame Hacker-Welt wohl funktionieren könnte. In Baran bo Odars Film geht es in erster Linie um die Enttarnung eines kriminellen Hackers mit Verbindungen zur russischen Cyber-Mafia durch eine aufstrebende vierköpfige Berliner Hackergruppe, die dadurch allerdings selbst ins Visier von Europol gerät.

Zum Schluss will „Who am I“ dann vielleicht etwas zu viel und versucht mit eher bescheidenem Erfolg, „Fight Club“ und „Die üblichen Verdächtigen“ nachzueifern, bleibt aber insgesamt immer ein gut gemachter, für deutsche Verhältnisse überdurchschnittlicher und keinesfalls dummer Thriller.

Nicht zuletzt wegen Hauptdarsteller Tom Schilling in der Rolle des unscheinbaren Außenseiters Benjamin Engel, der durch die Hacker-Welt das erste Mal in seinem Leben echte Anerkennung erfährt.

Eine Neuverfilmung für den amerikanischen Markt soll angeblich bereits in Planung sein.