JELLO BIAFRA AND THE NEW ORLEANS RAUNCH AND SOUL ALL-STARS

Walk On Jindal’s Splinters

Am 8. Mai 2011 war Jello Biafra zu Besuch beim New Orleans Jazzfest, und dann kommt auch schon der lahme Musikerwitz: „Geht ein Sänger an einem Mikrofon vorbei ...“ Ist dieser Sänger auch noch Jello Biafra, ist die Pointe schnell erzählt: Nein, er ging nicht vorbei, und ganz ungeplant kam die Situation auch nicht, denn Bill Davies (DASH RIP ROCK) und Fred Le Blanc (COWBOY MOUTH) hatten mit Wildman Pete „Wet Dawg“ Gordon (aus der Band von Mojo Nixon), Pepper Keenan (DOWN, CORROSION OF CONFORMITY) und ein paar Bläsern ein Ensemble zusammengestellt, das einen bunten Reigen von Klassikern eingeübt hatte und nur darauf wartete, einen für dieses Repertoire ungewöhnlichen Frontmann anfeuern zu können.

Und so hört man hier Biafras markanten Tremologesang bei Klassikern wie „House of the rising sun“ (kennt man von den ANIMALS), „Bangkok“ (Alex Chilton), „Judy in disguise“ von JOHN FRED AND HIS PLAYBOY BAND, „Ooh Poo Pah Doo“ von Jessie Hill, „Working in the coal mine“ von Allen Toussaint oder „I walk on guilded splinters“ von Dr.

John. Eine interessante Mischung, deren soulige Rhythm & Blues-Darbietung mit reichlich Gebläse im Hintergrund eher nach BLUES BROTHERS als nach DEAD KENNEDYS klingt und einmal mehr beweist, dass Biafras musikalischer Horizont bis ans Ende des musikalischen Universums reicht.

Dass diese Aufnahmen überhaupt erscheinen konnten, ist nur dem technischen Fingerspitzengefühl von Ben Mumphrey zu verdanken (unter anderem arbeitete der mit Frank Black und DASH RIP ROCK), denn die einmaligen Aufnahmen schienen unrettbar verloren, konnten aber rekonstruiert werden.

Der Sound ist rauh und direkt, aber alles andere als Bootleg-Crap, und man würde sich wünschen, Biafra auch mal mit einem solchen Revue-Programm auf europäischen Bühnen sehen zu können. Kommt mit Foto-Booklet, aber ohne Linernotes – die Songauswahl hätte man sich vom Meister gerne mal erläutern lassen.