ENVY

Atheist’s Cornea

Die Abstände zwischen den ENVY-Alben werden immer größer: zwei, drei, vier und nun fünf Jahre haben sich Sänger/Computermann Tetsuya Fukagawa und Band Zeit gelassen, zuletzt erschien 2010 „Recitation“.

Aber lieber alle paar Jahre ein ausgereiftes, monumentales, bis ins Detail ausgefeiltes Werk als sich abnutzende Schnellschüsse. Seit 1992 existiert die Band aus Tokio bereits, und das acht Songs umfassende, „nur“ 43 vinylfreundliche Minuten laufende „Atheist’s Cornea“ („Die (Augen)Hornhaut des Atheisten“) kann ich nicht in Kategorien von „besser als“ oder „schlechter als“ beurteilen.

Alle paar Jahre flashen mich ENVY aufs Neue, ob nun live oder von Platte, und so ist es auch mit dem unglaublich dynamischen neuen, sechsten Longplayer, der in Europa wieder von den befreundeten MOGWAI auf dem bandeigenen Rock Action-Label veröffentlicht wurde.

Die Musik ist ein zäher, brachialer, aber bisweilen auch erstaunlich feinziselierter schwarzer Strom zwischen den beiden Ufern Hardcore und Post-Rock, beides in ausbalancierten Anteilen, und so guttural Tetsuya brüllen kann (seine Verzweiflung scheint von einem Ort zu kommen, der so dunkel und weit unten ist, dass man eigentlich keine Details kennen will), so sauber und klar kann er sich auch artikulieren.

Erstaunlichstes Beispiel hierfür ist „Footsteps in the distance“ – beinahe schon Pop – oder auch das sehr sanft beginnende „Ticking time and string“. Man hat das Gefühl, diese Band wechselt völlig mühelos zwischen verschiedensten Dynamikzuständen, zwischen laut und leise, harsch und sanft, einfach weil sie es kann, weil sie ihr Handwerk beherrscht.

Diese Vielfalt bei gleichzeitig klar erkennbarer Klangfarbe macht sie so einzigartig.