PRETTY THINGS

The Sweet Pretty Things (Are Now In Bed, Of Course ...)

Dieser Tage begehen nicht wenige Bands der alten Garde, die seinerzeit Beat-Geschichte schrieben, ihr fünfzigstes Jubiläum, BEACH BOYS, STONES oder WHO sind dabei immer noch aktiv. Kaum einer dieser Bands ist es jedoch gelungen, zum Fünfzigsten ein derart furioses neues Album zu veröffentlichen wie den PRETTY THINGS.

Das liegt wohl auch daran, dass die Things einfach den Live-Sound so weit wie möglich eingefangen haben, auf Overdubs und Produktionsmätzchen verzichteten, eine Backline aus Original-Sixties-Selmer-Amps und Slingerland Drums verwendeten, und ausschließlich analog aufgenommen haben.

Dabei kam sogar ein Mellotron zum Einsatz, ein analoges Synthesizer-Vorläufer-Instrument, das den Sound nahezu aller britischen Psychedelia-Bands der späten Sechziger bestimmte. So gewinnt das Album eine Frische und Direktheit, die bei Bands dieser Jahrgänge heutzutage oft schmerzlichst vermisst wird.

In der Summe lehnen sich die PRETTY THINGS dabei an ihre wohl kreativste Phase zwischen 1967 und 1970 an, als sie den Rhythm’n’Blues der frühen Jahre ad acta gelegt hatten, und in Paisleyhemden und Schlaghosen offenherzig die psychedelische Revolution auszurufen halfen.

Ihre oftmals durchwachsenen Rock-Songs der Siebziger und Achtziger finden hier gottlob kein Echo, wäre diese Platte als gefaketer „verlorener Nachfolger“ von „S.F. Sorrow“ veröffentlicht worden, hätte das ihnen jeder ohne den Funken eines Zweifels abgenommen.

Zu den Höhepunkten eines an Hits nicht armen Albums gehört sicherlich „Renaissance fair“, eine BYRDS-Nummer, die die PRETTY THINGS bereits 1969 im Repertoire hatten, die es seinerzeit allerdings leider nie auf eine Platte geschafft hatte.

Zusammengefasst lässt sich wohl feststellen, dass die beinahe jugendliche Frische, die die PRETTY THINGS verströmen, heutzutage allenfalls von den wieder auferstandenen SONICS erreicht wird, Jagger/Richards, Townshend oder auch Mike Loves „BEACH BOYS“-Zirkus sollten sich davon mal ein kleines Scheibchen abschneiden, anstatt sich als Pausenclowns der Ü65-Generation zum Affen zu machen.