WIR WAREN KÖNIGE

Polizeigewalt in den USA beherrscht momentan regelmäßig die Schlagzeilen, aber dabei handelt es sich um ein Problem, das in Deutschland ebenso existiert beziehungsweise überall dort, wo Menschen, die das Gesetz eigentlich vertreten sollen, glauben, über ihm zu stehen.

Eine Aufklärung dieser Entgleisungen ist in der Regel schwierig, denn der skandalöse Korpsgeist innerhalb der Strukturen dieses staatlichen Exekutivorgans fördert eine Kultur der Willkür und Autorität, in der Polizisten Kollegen decken und den Vertrauensvorschuss, den sie genießen, gezielt missbrauchen, um unliebsame Tatsachen zu vertuschen.

Noch extremer sind diese elitären Strukturen bei Spezialeinsatzkommandos ausgeprägt, der Speerspitze der Polizei gegen Gewaltkriminalität und Terrorismus, die erst kürzlich durch brutale Aufnahmerituale wieder ins Gerede kamen.

Denn die SEK-Teams führen ein Eigenleben, abgeschlossen von der Öffentlichkeit. Was innerhalb der Teams passiert, dringt normalerweise nicht nach außen. Ein archaischer Männerbund, der auf Angst, Scham und Unterwerfung basiert.

Philipp Leinemanns packender zweiter Spielfilm „Wir waren Könige“ spricht dieses Problem schon im Titel an und erinnert dabei an Sidney Lumets großartigen „Prince Of The City“ von 1981, der anschaulich zeigte, was passiert, wenn ein Polizist versucht, aus solchen Strukturen auszubrechen.

Abseits von braver Sonntagabend-Tatort-Unterhaltung inszenierte Leinemann einen düsteren, dramaturgisch geschickt verschachtelten und immer authentisch wirkenden Großstadt-Thriller mit pessimistischem Ausgang, in dem bei einem SEK-Team einer ungenannten deutschen Großstadt die Dinge völlig außer Kontrolle geraten und es niemand mehr gelingt, den zerstörerischen Strudel aus Korruption, Machtmissbrauch und Selbstjustiz aufzuhalten.