EDGAR ALLAN POES GEISTER DER TOTEN

Richard Corben

15 Kurzgeschichten und Gedichte/Balladen aus der Feder des Meisters des Horrors, Edgar Allan Poe, hat Richard Corben zwischen 2012 und 2014 in Bilder übersetzt. „Der Untergang des Hauses Usher“ und „Der Rabe“ dürften die bekanntesten darunter sein.

Im Laufe der Jahre hat die eine oder andere Geschichte zwar dort, wo Poes Worte 1:1 übernommen wurden (man hat deutsche Übersetzungen von 1901 und 1922 verwendet), sprachlich ein wenig Staub angesetzt, dennoch macht dieser Band erst bewusst, welchen Rieseneinfluss Poe nicht nur mit diesen zwischen 1827 und 1846 verfassten fantastischen Episoden auf das gesamte Horrorgenre hatte und direkt oder indirekt noch immer hat.

Mir fällt auf Anhieb ein ganzer Haufen Horrorschinken in Buch- und Filmform ein, die bei Poe geklaut haben, von irgendwelchen Schundheftchen ganz zu schweigen. Corben ist auch nicht der erste Zeichner, der sich an einer Poe-Comicumsetzung versucht – und ganz bestimmt auch nicht der letzte, das ist bei Poes Kultstatus so gut wie sicher.

Daran, dass die inzwischen 75-jährige Underground-Comic-Legende das drauf hat, hat wohl kaum jemand gezweifelt. In seinem gewohnt schrullig bis grotesken, psychedelisch kolorierten Zeichenstil interpretiert er so manche Andeutung viel blutiger und brutaler, als man sich das bei der Lektüre des Poe-Originals vorstellt – das interpretationsoffen Subtile der Vorlagen bleibt dabei überwiegend auf der Strecke.

Aber so richtig ernst scheint Corben es ohnehin nicht immer zu meinen, schließlich baut er einen, in der Regel zu Beginn und am Ende jeder Erzählung auftauchenden, frotzelnden Erzähler im Stile des Cryptkeepers aus „Geschichten aus der Gruft“ ein.

Corben- und Trashhorrorfreunde kommen hier deshalb bestens auf ihre Kosten.