BARBARA MORGENSTERN

Doppelstern

Seit inzwischen zwanzig Jahren bespreche ich in diesem Heft regelmäßig die Platten der Berliner Musikerin Barbara Morgenstern – ihre alte, inzwischen völlig aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichene Band OOF! mal mitgerechnet – und erliege jedes Mal von Neuem ihrem individuellen Charme.

Man mag das für eine schlechte Angewohnheit halten, aber Frau Morgenstern, die mir mit ihrer schon lange eingemotteten Vermona-Orgel damals ans Herz gewachsen war, hat sich seitdem zu einer der herausstechendsten Künstlerinnen im deutschen Elektronik-Bereich entwickelt.

Zwar wirkt Morgenstern immer noch hinsichtlich ihrer gesanglichen Darbietung wie eine Soziologiestudentin mit Nickelbrille und Norwegerpulli, die bei Kerzenschein Gedichte vorträgt – was vielen Leuten den Zugang sicherlich erschweren wird –, aber gerade das verleiht ihrer Musik die spezielle menschliche Note, denn seelenlose Laptop-Fummler gibt es ja zur Genüge.

Morgensterns Kerze steht inzwischen auch auf richtig feinem Equipment, zuletzt sogar auf einem Bechstein-Flügel, was gut verdeutlicht, wie gekonnt die Berlinerin E- und U-Musik, Pop, Elektronik und Klassik, in ihrer Musik vereint.

Den besonderen Reiz ihrer neuen Platte – vorab erschien die EP „Beide“ mit zwei Non-Album-Tracks und alternativen Mixen von zwei Album-Stücken – macht diesmal aus, dass Morgenstern mit unterschiedlichen Künstlern kollaborierte, darunter ihre Labelchefin Gudrun Gut, Robert Lippok, Justus Köhncke, T.Raumschmiere oder Schneider TM.

Das verleiht der Platte stilistisch eine weitaus größere Bandbreite – richtig gut war Morgenstern in diesem Bereich aber schon immer, daran hat sich nichts geändert.