BONES

Flash The Leather

Sie haben fast alle überlebt, die damals zeitgleich mit ihnen angetreten waren, um der Welt zu zeigen, dass der beste Rock weder aus Großbritannien noch aus den USA, sondern aus Skandinavien kommt. 1996 wurden THE BONES im schwedischen Karlskrona gegründet, als es gerade los ging mit GLUECIFER und TURBONEGRO aus Norwegen, BACKYARD BABIES und HELLACOPTERS aus Schweden (und später auch MANDO DIAO und THE HIVES).

Natürlich war da noch die eine oder andere Band mehr, aber zwischenzeitlich waren sie entweder vollkommen weg vom Fenster und kämpfen jetzt um neue Reputation nach verlorenen Jahren (GLUECIFER bzw.

BLOODLIGHTS, BACKYARD BABIES). Oder sie haben die Grenze zur Belanglosigkeit überschritten (TURBONEGRO). Oder sie machen irgendwie gar nichts mehr (THE HIVES). Oder sie haben sich dem Schamamen-Pop verschrieben und hüpfen im Kimono über die Bühne (MANDO DIAO).

THE BONES ficht all das nicht an. Sie haben es sich in ihrer Nische eingerichtet und fühlen sich offenbar pudelwohl darin. Zumindest klingt ihr neues Album „Flash The Leather“ so. Und das ist bemerkenswert, denn es ist immerhin bereits das siebte ihrer Karriere.

Vielleicht war es das Glück dieser Band, dass sie niemals versucht hat, einen Kult um sich herum aufzuziehen (wie TURBONBEGRO). Dass sie niemals auf den Charterfolg abzielten, der Begehrlichkeiten weckt und vor allem Zwänge der Massenkompatibilität mit sich bringt (wie MANDO DIAO).

Dass sie niemals daran dachten, Dinge wie „Wir sind die Besten der Welt“ zu krakeelen (wie THE HIVES). Oder auch einfach unter neuem Namen eigentlich das Gleiche zu machen (HELLACOPTERS bzw.

IMPERIAL STATE ELECTRIC). Wie auch immer: THE BONES sind von all den skandinavischen Bands, die mit Punkrock und Rock’n’Roll in Verbindung gebracht werden, vielleicht diejenigen, die am allermeisten Punkrock und Rock’n’Roll (geblieben) sind.

„Flash The Leather“ ist das beste Beispiel dafür: Diese Platte macht Spaß mit all ihrer Geschwindigkeit und Brachialität, mit all ihren Riffspielereien und Mitgrölrefrains. Natürlich, hier wird nichts Neues erfunden.

Manche Texte kauen schon extrem auf Klischees wie „Saufen“, „Feiern“ und „Jung bleiben“ herum. Und der eine oder andere mag zum Beispiel beim kaum verständlich dahingenuschelten, deutschsprachigen Radebrech-Stück „Die wilden Jahre“ mit Sammy Amara (BROILERS) als Verstärkung am Mikrofon denken, dass so was entbehrlich ist.

Aber selbst in ihren schwächsten Momenten ist „Flash The Leather“ stärker als manch andere Platte, die offiziell als Punk daherkommt. „Flash The Leather“ ist so charmant und rotzig und geradeheraus, dass man jede Kritik umgehend in die Tasche der abgewetzten Lederjacke steckt und nie wieder rausholt.

Im Gegensatz zur Faust: Die muss raus! Und zwar unglaubliche 17 Mal.