DAS BLAUE ZIMMER

Ohne den 1989 verstorbenen belgischen Autor Georges Simenon, Schöpfer des Kriminalkommissars Maigret, wäre nicht nur das französische Kino um einige Filme ärmer. In dem hierzulande gerade auf DVD veröffentlichten Film „Das blaue Zimmer“ nahm sich Mathieu Amalric des gleichnamigen Simenon-Romans von 1964 an.

Amalric, aktuell einer der gefragtesten Darsteller Frankreichs, der auch schon in internationalen Produktionen wie „München“ oder „Ein Quantum Trost“ zu sehen war, hatte bereits einige Male im Regiestuhl Platz genommen.

Zum Teil übernahm er auch gleich die Hauptrolle, wie es bei seinem neuen Film „Das blaue Zimmer“ ebenfalls der Fall ist. Darin verkörpert Amalric im Hier und Heute den in einer französischen Kleinstadt lebenden Traktorenhändler Julien, der ein schicksalhaftes Verhältnis mit der Apothekerin Esther (gespielt von Amalrics Lebensgefährtin Stéphanie Cléau) hat, um damit dem tristen Ehealltag zu entkommen.

Als zuerst der Mann der Apothekerin stirbt und dann Juliens Frau, wird aus der anfänglich trivialen Geschichte über einen fremdgehenden Ehemann ein faszinierend labyrinthischer und diskret erotischer Kriminalfilm, in dessen Rahmhandlung der des Mordes verdächtigte Julien vom Untersuchungsrichter verhört wird.

Angeblich hatten bereits Claude Chabrol und Maurice Pialat vergeblich versucht, den stimmungsvollen Roman zu verfilmen, der vom herkömmlichen Whodunit-Schema mit zufriedenstellender kriminalistischer Auflösung abweicht und recht kryptisch und fast allegorisch die Frage erörtert, ob die Apothekerin und der Traktorenhändler tatsächlich Mörder sind.

Amalric gelang es jedenfalls hervorragend, den widersprüchlichen Gefühlsrausch seiner Figuren atmosphärisch und kunstvoll zu bebildern, der immer kurz davor steht, in Selbstzerstörung und Wahnsinn umzukippen.