HALBE TREPPE

Im Zuge der Heimkino-Veröffentlichung von Andreas Dresens neuem Film „Als wir träumten“ wurden auch zwei ältere Werke des Regisseurs in verbesserter Qualität auf DVD neu aufgelegt. Zum einen der Episodenfilm „Nachtgestalten“ von 1999, ein noch sehr sprödes Frühwerk des in Gera geborenen Filmemachers, in dem drei ungleiche Paare am Vorabend des Papstbesuches durch das nächtliche Berlin irren.

Vielen Kritikern war „Nachtgestalten“ allerdings noch zu schlicht, auch wenn Dresens aufrichtiges Interesse an seinen Figuren gut spürbar ist, ebenso wie seine raue und oft düstere Annäherung an die Wirklichkeit – eben Geschichten über echte Menschen aus Fleisch und Blut.

Ähnliches gilt für Dresens drei Jahre später entstandene „Tragikomödie“ „Halbe Treppe“ mit Axel Prahl, die mit überwiegend guten Kritiken bedacht und auch mit diversen Preisen ausgezeichnet wurde.

Ohne festes Drehbuch und mit Handkamera gedreht, zeigt „Halbe Treppe“ den Alltag zweier befreundeter Ehepaare in Frankfurt an der Oder an der deutsch-polnischen Grenze. Durchschnittsmenschen mit normalen Jobs, etwa als Radiomoderator, Verkäuferin in einer Parfümerie oder Betreiber einer Imbissbude (nach der der Film benannt ist).

Gleichförmigkeit bestimmt den tristen Alltag der beiden Pärchen, bei denen wahre Liebe schon lange einer Zweckgemeinschaft gewichen ist. Das ändert sich schlagartig, als sich eine Affäre zwischen der Verkäuferin und dem Radiomoderator entwickelt, von der irgendwann auch ihre Ehepartner Wind bekommen.

„Bis dass der Tod euch scheidet“, hatte es ja mal geheißen, aber Dresen zeigt auf nüchtern-realistische, einfühlsame und teilweise sehr humorvolle Art die Endlichkeit solcher Lebensentwürfe, und kann dabei bekannten Themen wie Beziehungskrise und Midlifecrisis auf erfrischende Weise sogar neue Seiten abgewinnen.