STRASSE DER GEWALT

Man darf darüber streiten, ob Trucker-Streifen ein ernstzunehmendes Subgenre des Action-Films sind. Sollte dem so sein, dann steht Jonathan Kaplans „Straße der Gewalt“ ganz oben auf der Liste, denn der entstand drei Jahre vor Sam Peckinpahs „Convoy“.

Auch Hal Needham verwandelte erst 1977 in seinem Regiedebüt „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ den Highway in ein Blechschaden-Eldorado. Kaplan hatte sich bereits als Kinderdarsteller betätigt, bevor er dann durch die Film-Schule von Roger Corman ging, der ihn 1972 mit „Night Call Nurses“ typische Exploitation-Ware drehen ließ.

„Angeklagt“, einer seiner letzten Filme fürs Kino, brachte Jodie Foster 1988 sogar ihren ersten Oscar ein. Seine zum damaligen Zeitpunkt größte Produktion „Straße der Gewalt“ ist in erster Linie anspruchslose Unterhaltungsware, deren „Ein Mann allein gegen das System“-Story mit dem Zaunpfahl gestrickt wurde.

Dennoch merkt man, dass der Ansatz von Kaplan und Drehbuchautor Ken Friedman (dem man auf der deutschen DVD-Premiere des Films ein längeres, sehr interessantes Feature widmete) deutlich sozialkritischer ist.

Jan-Michael Vincent ergeht es in seiner Rolle als Carrol Jo Hummer fast ähnlich wie später John J. Rambo, denn der kommt als Kriegsheld aus Vietnam zurück und scheitert daran, sich eine normale bürgerliche Existenz als Lkw-Fahrer aufzubauen.

Dabei schneidet Kaplan bereits ähnliche Themen an wie Paul Schrader 1978 in „Blue Collar“ hinsichtlich des Konflikts zwischen ehrlicher Arbeit und mörderischer Korruption. Der Originaltitel „White Line Fever“ verweist auf den bei Truckern durch Nachtfahrten ausgelösten Highwaykoller, besitzt im Fall von Vincent aber eine wesentlich tragischere Bedeutung, da dieser Brad Pitt der 70er und 80er seine vielversprechende Schauspielkarriere dank Kokain und Alkohol später brutal in den Sand setzte.