SCHWERES GIFT

Peter Oberdorfer

Wenn schon „Wien-Krimi“ als Untertitel auf das Cover eines Taschenbuchs geschrieben wird, dann sollte der Roman, der in der Donaumetropole verortet wird, wenigstens ein bisschen – nur a bisserl! – von deren Flair atmen.

„Schweres Gift“ tut nichts dergleichen. Stattdessen bekommen wir die tragische Geschichte der Linda Steinberg, einer jungen Rocksängerin, die bei ihrem ersten großen Konzert verstirbt, serviert.

Vermischt mit Figuren wie einem abgehalfterten Alternative-Rocker namens Ron Razorblade (!), der seinerseits auf eine Bekanntschaft mit Courtney Lost (!!) und Kurt Carlsen (!!!) zurückblickt, einem Ermittler namens Otto Bramböck und einem den eigentlichen Mord überlagernden Plot von der – mit Sicherheit zutreffenden – Verkommenheit der Oberen Zehntausend Wiens, die gern alles schön zudecken (lassen), was sie anpatzen könnte, bleibt diese Krimi-Melange seltsam kraftlos.

Vielleicht mag ich die Wien-Krimis Stefan Slupetzkys zu sehr und tue Autor Oberdorfer, dem immer wieder schöne Sätze gelingen, und seiner Schöpfung unrecht, aber bei mir erzeugt dieses Buch nur selten Spannung oder gar atemlose Neugierde darauf, wie es denn bitte weitergehen könnte.

Stattdessen spulen sich die Handlungsstränge recht stringent ab, zurück bleibt ein okayer Gebrauchskrimi, der sich zur Lektüre bei einer nicht allzu langen Zugfahrt eignet – vielleicht nach Wien?