POINTED STICKS

s/t

Ein einziger Song allein rechtfertigt den Legendenstatus für die Band aus Vancouver. „Out of luck“ ist zweieinhalb Minuten Powerpop in höchster Perfektion, ein Song als Blaupause für ein ganzes Genre.

Ursprünglich verborgen auf der B-Seite von „The Real Thing“, der zweiten Single der POINTED STCKS, erkannte erst Stiff Records das Potenzial der Nummer, machte daraus den Titeltrack der einzigen Veröffentlichung für das britische Label.

Aus einem Stiff-Album wurde dann nichts aufgrund finanzieller Schlagseite des Labels. Stattdessen veröffentlichte Quintessence das neu eingespielte Debütalbum „Perfect Youth“ im Sommer 1980, das die Band in Top-Form präsentiert.

Einen Eindruck von der Band zu dieser Zeit, das einzige überlieferte Filmmaterial, bieten die Live-Szenen eines Auftritt in Dennis Hoppers Teenpunk-Sozialdrama „Out Of The Blue“. Damals spielte noch SUBHUMANS/D.O.A.-Drummer Ken „Dimwit“ Montgomery als waschechter Punkrock-Keith Moon mit.

Wenig später ging es für die Band dem Ende entgegen, nach einer letzten Single kam es zum Split dieser sträflich übersehenen und nahezu völlig erfolglosen Band. So etwas wie „Erfolg“ kam erst knapp zwanzig Jahre später, als POINTED STICKS „big in Japan“ wurden.

D.O.A.-Boss Joey „Shithead“ Keithley verhalf der wiedervereinten Band zu einer umjubelten Tour durchs Land der aufgehenden Sonne, wo ca. 80% aller weltweit verkauften PS-Alben über den Tresen gingen.

2009 wurde die Reunion durch ein zweites Album zementiert. „Three Lefts Make A Right“ ist ein respektables Spätwerk, das nicht das Rad neu erfindet, aber einen angenehmen Reifungsprozess dokumentiert.

Mit dem namenlosen dritten Album auf Joey Shitheads Label Sudden Death setzen sie den Kurs von 2009 fort, unaufregend, aber grundsolide, handwerklich auf hohem Niveau, mit hinreichend Herzblut.

Zwar ist es fraglich, ob man ein unbetiteltes Album mit einem Song namens „La la la“ beginnen soll, doch mehr gibt es nicht zu meckern. Der jugendliche Rotz alter Werke ist natürlich der Altersmilde gewichen, doch das stört nicht.

Sänger Nick Jones klingt angenehm unverbraucht, Bill Napier-Henrys Gitarre bleibt so unaufdringlich wie effektiv. Inhaltlich bringen die Songs viel Augenzwinkern, man lästert über Aluhut-Träger zu lässigen Barjazz-Akkorden, Akkordeon und teils französischem Gesang(„Tin foil hat“), macht sich über ungeduldige Frauen lustig und beklagt selbstironisch eigenes Scheitern sowie chronische Erfolglosigkeit („Broke“).

Dies alles in kleinen, harmonischen, verspielten Songperlen, die einen unaufdringlichen Charme versprühen, in sich selbst ruhen und gelegentlich doch wundern lassen, dass es sich hier um eine Band handelt, die ihren Ursprung in der rauhen Punk-Szene Vancouvers hat.