ANGST

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Werner Kniesek gilt als einer der gefährlichsten Straftäter in der Kriminalgeschichte Österreichs, ein extrem sadistischer Serienmörder, der während eines Hafturlaubes Anfang 1980 eine dreiköpfige Familie aus reiner Lust am Töten umbrachte.

Auf diesen Geschehnissen basiert Gerald Kargls selbst finanzierter einziger Spielfilm „Angst“, dem aufgrund seiner kontroversen Thematik und experimentellen Machart kein großer Erfolg beschieden war.

In Deutschland wurde er erst 2006 auf DVD veröffentlicht. Allerdings bestand Kargl darauf, dass ein längerer Prolog, der die Vorgeschichte des Serienmörders erzählt, weggelassen und die berüchtigte Mordszene im Tunnel stark abgedunkelt wurde.

Die aktuelle amerikanische Veröffentlichung (DVD- und Blu-ray sind sogar codefree) enthält jetzt diesen Prolog und zeigt auch die drastische Tunnel-Szene in der ursprünglichen Form. Weitere Extras sind ein Interview mit Kargl, eines mit Kameramann Zbigniew Rybczynski (der später als Visionär auf dem Gebiet der Musikvideos galt) und ein Feature über Hauptdarsteller Erwin Leder („Das Boot“).

Die Parallelen zu den Morden von Kniesek sind offensichtlich, auch wenn Kargl bei der quälend minutiösen Schilderung dieser Tat etwas von den realen Geschehnissen abweicht. Neben Leders beängstigender Performance, der alles aus dem Off kommentiert, hat zum Kultstatus des Films vor allem die unkonventionelle Kameraführung von Rybczynski beigetragen, die „Angst“ eine ungeheure Dynamik verleiht.

Hinzu kommt ein frostiger Elektronik-Score vom ehemaligen TANGERINE DREAM-Mitglied Klaus Schulze. So abstoßend und hoffnungslos man das Gezeigte in „Angst“ auch empfinden mag, vergessen wird man Kargls extrem nihilistischen und schockierenden Serienmörder-Film sicher nicht so schnell wieder.