FAHRRADMOD

Tobi Dahmen

„Ich glaube, es war uns wichtiger nach außen zu kommunizieren, wer wir waren, als wirklich zu sein, wofür wir uns hielten.“ Dieser Satz ist wohl die Schlüsselaussage in Tobi Dahmens autobiografischem Coming-of-age-Grafikroman „Fahrradmod“.

Dahmen, Jahrgang 1971, erzählt auf opulenten 480 Seiten aus seiner Jugend in Wesel, in der niederrheinischen Provinz. Die freilich gleicht der Provinz überall in Deutschland, und wer immer in den Achtzigern mit und in einer Subkuktur, egal ob Wave, Punk, Ska, Rocka/Psychobilly oder, in Tobis Fall, Mod aufwuchs, wird angesichts Dahmens zeichnerisch und textlich extrem genau wiedergegebener Erinnerungen daran zurückdenken, wie das damals war, als man eine Szene, einen Stil, eine Mode entdeckt hatte, es aber fast unmöglich war, mehr davon zu verstehen als nur Bruchteile.

Beinahe schon lehrbuchhaft und mit mal schnellen, mal sehr detailgenauen Schwarz-Weiß-Bildern liefert Dahmen, der vom Mod zum Ska-Fan und Skinhead und dann zum Soul-Fan wurde, musikhistorisch genaue Beschreibungen jener Jugendkulturen ab.

Er glorifiziert und verkultet nicht, das Begeisternde dieser Subkulturen hat bei ihm so Platz wie das Ausschließende, Elitäre, und ich denke, man kann jedem Buch kein größeres Lob aussprechen, als dass man sich ihm wiedererkannt hat.

Trotz seiner knapp 500 Seiten hat „Fahrradmod“ keine Längen, man liest, blättert das Buch beinahe schon zu schnell durch, bleibt an kleinen Details und Erklärungen hängen, und so allgemeingültig es auch ist, so feiert es doch auch eine bestimmte Szene und Gruppe von Leuten aus dem tiefsten Westen Deutschlands, die sich an liebevoll wiedergegebenen Details wiedererkennen dürften.

Ein Buch, wie man es sich über die Punk- und Hardcoreszene jener Jahre auch wünschen würde.