CASUALTIES

Chaos Sound

Dass THE CASUALTIES es mal zur Veröffentlichung eines zehnten Studioalbums bringen würden, hätten die Jungs wohl selber nicht gedacht. Doch aus dem internationalen Punkrock-Universum sind die New Yorker seit Ewigkeiten nicht mehr wegzudenken, obgleich sie seit jeher durchaus auf ein geteiltes Echo stoßen.

Für die einen ist das Streetpunk-Quartett das Peinlichste seit EXPLOITED, für die anderen stellt die Band hingegen die pure Essenz unverfälschten Punk-Sounds dar. Eines muss man THE CASUALTIES auf jeden Fall lassen: Sie haben immer ziemlich genau das gemacht, was sich für sie richtig anfühlte, und stehen deshalb dort, wo sie heute stehen.

Trotz der ständigen Tourerei hat die Band es auch immer wieder geschafft, quasi zwischen Tür und Angel hochkarätige Studioalben einzuspielen. Es ist seit den frühen 2000ern zu beobachten, wie sehr sich die Gruppe von ihrem ursprünglich so rudimentären Sound entfernt hat.

Die Zeiten, in denen schamlos BLITZ- und GBH-Riffs neu verwurstet wurden, sind spätestens seit „Die Hards“ von 2001 vorbei. Mit den darauf folgenden Alben beschritt die Band mehr und mehr „metallische“ Pfade.

Fast folgerichtig erscheint es da, dass THE CASUALTIES seit ihrem letzten Longplayer „Resistance“ (2012) auf dem französischen Metal-Label Season of Mist zu Hause sind. Die neue Platte „Chaos Sound“ macht nun genau da weiter, wo „Resistance“ aufgehört hat: Wieder dominiert eine fette Gitarrenwand den Sound, allerdings wurde das Saitengefrickel der letzten zwei Alben etwas zurückgeschraubt.

Es regiert wieder die pure Streetpunk-Keule. Der Fuß bleibt durchgehend auf dem Gas. Dass es dabei nicht langweilig wird, verdankt die Band nicht zuletzt ihrem Drummer Meggers, der ohnehin einer der unterschätztesten Schlagzeuger der aktuellen Punk-Szene ist.

Präzise wie ein Dampfhammer knallen die Drums, und doch lässt Meggers genug Raum für technischere Fills, die großartig mit Bass und Gitarre harmonieren. Über die Stimmgewalt von Frontmann Jorge muss man indes wohl keine großen Worte mehr verlieren.

Wie gewohnt keift sich der Köter durch die Instrumentals, ohne irgendwelche Alterserscheinungen erkennen zu lassen. Interessanterweise findet sich auf „Chaos Sound“ erstmals ein Song, bei dem Jorge nicht den Job am Mic übernimmt: Mit dem grandiosen von Gitarrist Jake gesungenen Doppeltribut „R.A.M.O.N.E.S“ covern THE CASUALTIES hier die legendären MOTÖRHEAD.

Fazit: THE CASUALTIES ist mal wieder ein echte Streetpunk-Perle gelungen. Kein bisschen altbacken, sondern spielfreudig und gewohnt aggro handelt es sich bei „Chaos Sound“ um eine durch und durch hörenswerte Platte, an der nicht nur Genrefans ihren Spaß haben sollten.