JOHNNY MOPED

It’s A Real Cool Baby

1974 begannen Paul Halford alias Johnny Moped und seine Band als JOHNNY MOPED AND THE 5 ARROGANT SUPERSTARS in Croydon im Londoner Süden ihre Karriere, änderten den Namen bald erst in ASSAULT AND BUGGERY, dann in THE COMMERCIAL BAND, und schließlich 1975 in JOHNNY MOPED.

Wie man dem 2013 erschienenen Dokumentarfilm „Basically, Johnny Moped“ entnehmen kann, waren sie zunächst eine der vielen britischen Bands, die irgendwo zwischen Pub- und Glamrock begannen und sich dann der gerade am Horizont aufgehenden Punksonne zuwandten.

Sie waren Punk, bevor der so hieß, jugendliche Querulanten, die auch noch eine Band hatten. Captain Sensible verpasste damals Paul Halford seinen Spitznamen, der irgendwann zum Bandnamen wurde.

Ohne „Kampfname“ ging damals eben nichts. Captain Sensible, der dann bei THE DAMNED durchstartete, spielte nur kurz bei JOHNNY MOPED, ebenso die junge Chrissie Hynde (später THE PRETENDERS), und die Band hatte einen guten Lauf, trat seinerzeit im legendären Londoner Punkclub The Roxy auf und ist auch auf dem noch legendäreren Sampler „The Roxy London WC2“ zu hören.

Schließlich wurden sie vom aufstrebenden Chiswick-Label gesignt, wo sie Labelmates unter anderem von MOTÖRHEAD waren und wo 1978 ihr „Cycledelic“-Album erschien. Im gleichen Jahr war es aber auch schon wieder vorbei mit der Band, doch 1981, 1992 und auch danach gab es sporadische Releases und Auftritte.

Ian von Damaged Goods Records aus London war all die Jahre in Kontakt mit den Punk-Pionieren, veröffentlichte 2007 die Werkschau „The Bootleg Tapes: I & II“, und so war eigentlich klar, dass das neue Album „It’s A Real Cool Baby“, dem im Sommer 2015 eine Single vorausging, dort erscheinen würde.

Begleitet war all das von diversen Schwierigkeiten: Halford, schon um die sechzig, brauchte erstmal neue Zähne, um im Studio richtig singen zu können, und dann starb Ende 2015 auch noch seine weit ältere Frau, mit der er seit den Siebzigern verheiratet war und die er zuletzt gepflegt hatte.

Es sah so aus, als wäre schon wieder alles vorbei mit JOHNNY MOPED, bevor die älteren Herrschaften wieder losgelegt haben – Tourangebote gab und gibt es reichlich. Doch Paul/Johnny entschloss sich weiterzumachen, und es wäre schade gewesen, die 16 Songs des neuen Albums (plus natürlich Klassiker wie „Wee wee“, „3D time“ oder „Darling, let’s have another baby“) nicht auch noch live hören zu können.

„It’s A Real Cool Baby“ ist explizit keines dieser seltsamen Spätwerke alter Musiker, die im Rentenalter nochmal zusammenkommen, sondern ein wirklich Spaß und Lebensfreude, klassischen britischen Pub-Witz und ursprünglichen, anarchischen Punk-Humor verbreitendes Album, das auf erstaunliche Weise nach rund 40 Jahren exakt da anschließt, wo die Band mit „Cycledelic“ aufhörte.