BETTY BLUE - 37,2 GRAD AM MORGEN

Sein 1985 erschienener Roman „37°2 le matin“ (in Deutschland wurde er als „Betty Blue“ veröffentlicht) machte Philippe Djian zum Star der Literaturszene und bescherte seinem Buch weltweiten Kultsstatus.

Selbst wenn man Liebesgeschichten hasst, wird man sich nur schwer Djians kraftvoller Sprache entziehen können, der auf unkonventionelle und dennoch lebensnahe Weise das obsessive Verhältnis zwischen dem Möchtegern-Schriftsteller Zorg und der verführerischen Betty schildert.

Allerdings zeigen sich schnell die Macken der vermeintlichen Traumfrau, bei der die Frustrationen des Alltags erschreckende psychotische Anfälle auslösen, was zu einem schleichenden physischen und psychischen Zerfall führt.

Ein Jahr später verfilmte Jean-Jacques Beineix diese wilde, emotional aufgeladene Geschichte. Der hatte 1981 mit „Diva“ einen Kulthit gelandet und war neben Luc Besson in den Achtzigern einer der vielversprechendsten jungen Filmemacher in Frankreich.

Während Besson sich konsequent dem Mainstream öffnete, schlitterte Beineix immer wieder in kreative Krisen und ist heute nahezu vergessen. Sein Film „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“ hat dennoch nichts von seiner Faszination verloren, selbst im dreistündigen Director’s Cut, der gut 60 Minuten länger ist als die Kinoversion.

Zum einen wegen Beineix’ rauschhafter, lebendiger Inszenierung zwischen Komödie und finsterem Drama, zum anderen wegen Hauptdarstellerin Béatrice Dalle, deren Persönlichkeit der von Betty auch im richtigen Leben ähnelte.

Der Director’s Cut erschien bereits vor gut zehn Jahren hierzulande auf DVD, leider ausschließlich in einer neuen Synchronisation. Die aktuell veröffentlichte Limited Collector’s Edition von Capelight enthält neben dem Director’s Cut zusätzlich auch die alte Kinofassung mit der ursprünglichen deutschen Synchronisation auf Blu-ray.