DER TODESMUTIGE

Ähnlich wie Cy Endfields 1963 entstandener Film „Zulu“ dürfte auch Cornel Wildes „Der Todesmutige“ („The Naked Prey“) in Zeiten von Political Correctness unter dem Verdacht stehen, rassistische Tendenzen zu besitzen.

Wilde, der auch als Schauspieler bekannt war und hier die Hauptrolle übernahm, schildert darin, wie im 19. Jahrhundert Teilnehmer einer Safari in Afrika bei ihrer Jagd nach Elfenbein den Unmut der Eingeborenen erregen und von diesen abgeschlachtet werden.

Nur der vom Regisseur gespielte Anführer der Gruppe wird verschont und darf nackt um sein Leben rennen, verfolgt von einer Gruppe bewaffneter Jäger. Wilde greift dabei für seinen geradlinig inszenierten, fast dokumentarischen und mit Naturaufnahmen durchsetzten Abenteuerfilm zum Teil die Menschenjagd-Motive aus „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ auf und lieferte damit quasi die Blaupause für Mel Gibsons Film „Apocalypto“.

Dabei wirkt „Der Todesmutige“ oft wie ein nach Südafrika verpflanzter klassischer Western dieser Zeit, mit den afrikanischen Eingeborenen anstelle der Indianer Nordamerikas, die auf vergleichbare Weise als barbarische Wilde dargestellt werden.

Deren brutales Handeln wird allerdings erst provoziert durch die Ignoranz der Kolonialisten. Zuerst sollte der Film auch die Geschichte des Trappers John Colter erzählen, der sich im Jahr 1808 eine ähnliche Jagd auf Leben und Tod mit Schwarzfußindianern lieferte, doch aus Kostengründen wurde das Ganze dann nach Afrika verlegt und den dortigen Gegebenheiten angepasst.

Gegen Ende übt „Der Todesmutige“, der jetzt das erste Mal hierzulande ungekürzt auf DVD erscheint (auf Video und im Kino war er bisher geschnitten), dann auch noch deutliche Kritik an der Versklavung der Einheimischen und zeigt ebenfalls die menschliche Seite der vermeintlich unzivilisierten Ureinwohner Afrikas.