TEUFELSMAUL

Jerome Charyn, Francois Boucq

Splitter poliert ja gerade einige Charyn/Boucq-Klassiker auf. Auch „Teufelsmaul“, ursprünglich 1990 beziehungsweise 1991 (in deutscher Übersetzung) erschienen, darf sich in diesem Zusammenhang über ein neues Lettering, Hardcover, Hochglanzseiten und ein angehängtes unkommentiertes Skizzenbuch freuen.

Diese hochwertige Umsetzung hat die spannungsreiche und packend erzählte Geschichte auch wirklich verdient. Wie auch in der 2015 ebenfalls im Splitter-Verlag erschienenen jüngsten Charyn/Boucq-Kooperation „Little Tulip“ beginnt die Handlung in Russland (ganz zu Beginn eigentlich in der Ukraine, um genau zu sein) und endet in New York.

Auch die Zeit ist eine ähnliche, beide Bände umfassen mehrere Jahrzehnte zwischen den 1940ern und den 1960er/70er-Jahren. Der Inhalt unterscheidet sich aber trotz einiges Übereinstimmungen, wie zum Beispiel einem fantastischen und unerklärbaren Phänomen, deutlich: Während „Little Tulip“ den persönlichen Rachefeldzug eines US-Amerikaners beschreibt, der in jungen Jahren grundlos in einem Gulag inhaftiert war, geht es in „Teufelsmaul“ um die Geschichte eines namenlosen Jungen unbekannter Herkunft, der wegen seiner Hasenscharte in seiner russischen Militärinternatsschule Teufelsmaul genannt wird.

Außerdem enthält „Teufelsmaul“ im Gegensatz zu „Little Tulip“ bei allem Charyn/Boucq-typischen Waten in menschlichem Elend deutlichere und eindrucksvoller ausgeschmückte positive Elemente.

Die Wahl der stählernen Hochhausskelette direkt unter dem freien Himmel beispielsweise, auf denen der Protagonist unter anderem Freundschaft mit einem ebenfalls dort arbeitenden Indianerhäuptling schließt als Arbeitsplatz.

Ein wirklich lesenswerter Spionagethriller mit offenem Ende.