FACE THE ENEMY

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Nach der Split-Platte mit NEVER SURRENDER gibt es inzwischen auch ein komplettes Album des „US-Hardcore-Allstar“-Outfits FACE THE ENEMY um Sänger Tim MacMahon (Ex-MOUTHPIECE/HANDS TIED) und Gitarrist Ken Olden (Ex-DAMNATION AD, BATTERY, BETTER THAN A THOUSAND). Ich liebe den Straight-Edge-Hardcore von HANDS TIED und MOUTHPIECE, und auch die LP von FACE THE ENEMY läuft gerade bei mir nonstop. Was lag also näher, als Tim MacMahon über die Band auszuquetschen?

Tim, wie hat es mit FACE THE ENEMY angefangen?


Eines Abends bekam ich einen Anruf von Daniel, einem guten Freund aus Schweden, den ich damals auf der BETTER THAN A THOUSAND-Tour, als er Roadie war, kennen gelernt habe. Daniel arbeitete an einer neuen Band namens LAST OF THE FAMOUS zusammen mit Porcell, und sie waren gerade in DC und nahmen in Ken Oldens Studio auf. Sie saßen da wohl rum und hörten sich ein paar BETTER THAN A THOUSAND-Songs an, die nie veröffentlicht oder ‚richtig‘ aufgenommen worden waren. Nachdem Ray BTAT verlassen hatte, saßen Ken, Graham und Al auf den Songs, die sie gerade aufgenommen hatten herum. Als sie sich die Songs anhörten, fingen sie an, darüber zu reden, ob sie mich nicht fragen sollten, die Songs zu singen. Daniel versuchte also, mich dazu zu ermutigen, sagte mir, wie gut die Songs wären und dass ich perfekt dazu passen würde. Ich telefonierte mit Ken, den ich schon ewig kenne, er erklärte mir alles und schickte mir eine CD mit den Songs zu. Ich war in keiner Band mehr und war offen für die Songs, also dachte ich mir, ich hätte nichts zu verlieren. Ein paar Tage später bekam ich die CD, und als ich sie anmachte, gefiel mir das direkt. Al ist ein super Drummer, das Schlagzeug beim ersten Song machte mir klar, dass ich da mitmachen musste. Dann habe ich alles weitere mit Ken besprochen, ein paar Trips nach DC klargemacht um die Vocals aufzunehmen, und so hat alles angefangen.

Ich weiß, dass ihr momentan ein paar Line Up-Probleme habt, welche denn genau?

Wir hatten eine Zeit lang Probleme, aber mittlerweile ist das geklärt. Graham, der bei allen Aufnahmen dabei war, ist nach Schweden gezogen. Als wir anfingen, Shows und unsere Ost-Küsten-Tour mit STAND AND FIGHT, Ex-IMPACT, zu planen, wurde uns klar, dass es schwer werden würde, wenn Graham immer hin und her fliegen müsste. Es machte einfach keinen Sinn, ein Wochenende mit Shows zu planen und Graham extra dafür herüberfliegen zu lassen. Es ist nicht so, dass wir Graham nicht in der Band wollten, es schien einfach sehr unpraktisch. Außerdem hatten wir keinen festen Drummer. Al spielte für uns auf der Tour, stieg dann aber bei AMERICAN NIGHTMARE ein, was ihn ausreichend beschäftigt. Also hatten wir für ein paar Monate nur einen Gitarristen und keinen Drummer. Vor kurzem haben wir uns entschlossen, Aaron und Izzy von THE FIRST STEP in die Band zu nehmen. Unser Line-Up sieht jetzt also so aus: Ich – Vocals, Ed Mckirdy – Bass, Ken Olden – Guitar, Aaron – Guitar and Izzy – Drums.

Ich habe gehört, dass Ed noch nicht mal wusste, dass eure LP schon rauskommt. Gibt es da irgendwelche Barrieren zwischen euch?


Also, die Sache mit der LP-Veröffentlichung in Europa und unserer Unwissenheit war so: Ken hatte einen Deal mit Defiance Records ausgehandelt, dass sie eine Euro-Version der LP machen. Ken wollte die US-Version machen. Weil Ken in DC lebt, und ich und Ed in der Gegend von New Jersey und New York, standen wir nicht immer in engem Kontakt zu Ken. Irgendwann, als wir nicht miteinander in Kontakt standen, machte Ken den Plan mit Defiance. Plötzlich fragten uns Leute nach der Platte auf Defiance, und Ed und ich hatten keinen Plan davon. Danach habe ich Ken angerufen, und alles war in Butter. Seitdem stehe ich in Kontakt mit Defiance, habe von ihnen Platten bekommen und alles ist cool.

Es scheint so, als wärt ihr in Bezug auf das Aufnehmen von Platten aktiver als bei Live-Auftritten. Liegt das daran, dass Ken ein Studio hat?

Die Tatsache, dass Ken ein Studio hat, ist ein großes Plus für uns und hilft uns sehr, weil wir immer, wenn wir wollen, etwas aufnehmen können. Das Erste, was wir aufnahmen, war die ‚These Two Words‘-LP, dann haben wir die 4-Song-7" aufgenommen. Wir wollten zuerst die 7" und dann die LP veröffentlichen. Die meisten Sachen wurden im Sommer 2002 aufgenommen. Als die Aufnahmen komplett waren, haben wir angefangen, Live zu spielen. Aufgrund der vorhin genannten Line-Up-Probleme ist es sehr schwer, Live zu spielen, wenn wir nicht alles genau im voraus planen. Als das neue Line-Up feststand, haben meine Frau und ich unseren Sohn bekommen. Ich hatte also alle Hände voll zu tun mit dem kleinen Trevor und Ken spielte Bass auf der Europa-Tour von YOUTH OF TODAY. Hoffentlich werden wir, wenn er zurück ist und ich zu Hause alles geregelt habe, endlich wieder mehr spielen.

Denkst du, dass die heutige Hardcore-Szene eine Band wie FACE THE ENEMY braucht? Ich meine, es gibt wenige Posi-Bands, und schlechter Metal und Emo-Pop beherrscht momentan die „Szene“. Was hältst du von Bands wie GIVE UP THE GHOST, mit dem ganzen Selbstmord-Image um sie herum?

FACE THE ENEMY gehört definitiv in die heutige Hardcore-Szene. Wenn so viele Bands über die negativen Seiten des Lebens schreiben, braucht man Bands, die das Gegenteil tun, um da die Balance zu wahren. Ich denke, GIVE UP THE GHOST gehören genauso dazu wie jede andere Band. Sie haben etwas zu sagen und offensichtlich sind eine Menge Leute von dem, was sie sagen, berührt. Ich persönlich versuche mich nicht auf die negativen Seiten des Lebens zu versteifen. Im Großen und Ganzen bin ich ein fröhlicher Mensch, und das Leben ist etwas, was ich voll und ganz genieße. Das zieht sich durch meine Texte, eine komplett positive Einstellung. Nicht jeder kann gleich sein, nicht jeder fühlt sich gleich, deswegen haben Bands verschiedene Einstellungen, so einfach ist das. Jeder, der eine Band hat, hat das Recht, über das, was er als wichtig ansieht, zu reden – so habe ich das immer gesehen. Ob ich ihnen zustimme oder nicht ist eine andere Sache, aber ich werde es trotzdem respektieren.

Wie wichtig sind denn die Texte für euch, ich meine, es sieht so aus, als hättet ihr eine Menge zu sagen?

Die Texte sind für mich und die Band besonders wichtig. Ich denke, dass ich für FACE THE ENEMY bis jetzt die besten Texte geschrieben habe. Nicht, dass ich mit den Texten von HANDS TIED oder MOUTHPIECE unzufrieden wäre, aber ich denke, dass ich mit dem Erwachsenwerden und der damit verbundenen Erfahrung einfach besser geworden bin. Ich schreibe Texte, die für mich natürlich sind, meistens im Bezug auf Situationen, die mir im Leben passiert sind. Ich versuche, eindeutig und immer direkt aus dem Herzen heraus zu schreiben. Ich hoffe, dass ich mit meinen Texten Leute inspirieren kann, oder zumindest mich so ehrlich wie möglich ausdrücken.

Waren eigentlich einige der Songs für HANDS TIED oder BETTER THAN A THOUSAND bestimmt? Vor allem ein Text scheint da herauszustechen ...

Wie ich schon gesagt habe, die ganze Musik der LP war eigentlich für eine dritte BETTER THAN A THOUSAND-LP bestimmt, also klingt die Musik da so ähnlich, wie BTAT geklungen hätten, wenn sie sich weiterentwickelt hätten. Ich denke, wenn es eine dritte BTAT-LP geworden wäre, wäre es musikalisch ihre beste geworden. Die Qualität des Songwritings und die Art, wie sie gespielt werden, ist viel besser, als die ersten beiden BTAT-LPs. Und was die Texte angeht: Als ich zuerst nach DC ging, war ich da, um zwei Songs aufzunehmen. Für beide Songs verwendete ich Texte, die für HANDS TIED-Songs bestimmt waren, die wir aber nie aufnahmen. Die Texte der Songs hatten wir schon live benutzt, aber halt nie aufgenommen. Es gab noch einige andere HANDS TIED-Songs, für die ich Texte, aber keine Musik hatte. Der Text ‚No time to waste, the future‘s moving fast, gotta live every day as if it were your last’, auf den du wohl anspielst, wurde nie in einem HANDS TIED-Song benutzt, sondern nur auf einem T-Shirt. Wahrscheinlich sehen die Leute darin den Zusammenhang.

Wie groß ist der Unterschied, heute bei FACE THE ENEMY zu spielen, verglichen mit der Zeit mit HANDS TIED, als das ganze Youth Crew-Revival stattfand?

Als ich mit HANDS TIED spielte, war die ganze Hardcore-Szene anders und schien größer zu sein. Shows, die damals 300 bis 500 Leute zogen, kriegen heute nur noch 100 bis 200. Ich denke, Ende der 90er gab es viele populäre Bands, die spielten, und das brachte eine Menge neuer Kids. Bands wie IN MY EYES, FLOORPUNCH, TEN YARD FIGHT und BETTER THAN A THOUSAND spielten, die gibt es alle nicht mehr. Die Szene hat sich neu gebildet und es scheint so, als gäbe es keinen Stil mehr, der populärer als die anderen wäre. Hardcore bewegt sich in Kreisen, es wird groß, fällt zusammen, wird wieder groß und so weiter, es wird immer so sein. Für mich bleibt es immer gleich, auch in den Höhen und Tiefen.

Hast du eigentlich das Layout der „These Two Words“-CD schon gesehen? Es sieht aus, als ob da überall Blut drauf wäre, und ich meine, auf der CD eine Rasierklinge zu erkennen. Ich finde nicht, dass das zu FACE THE ENEMY passt ...

Dafür, dass ich mit dem Layout nichts zu tun habe, bin ich eigentlich ziemlich zufrieden. Es gibt da keine Rasierklingen, und das, was wie Blut aussieht, sind einfach nur rote Farbspritzer. Die hätten genauso gut blau sein können, das Layout hat halt viel Rot. Obwohl ich nicht mit dem, der das Layout gemacht hat, geredet habe, glaube ich nicht, dass das Blut sein soll. Alles, was an eine Rasierklinge erinnert, ist nur purer Zufall. Es gibt ein paar Sachen an dem Layout, die ich gerne geändert hätte oder anders gemacht hätte, aber insgesamt bin ich nicht damit unzufrieden. Sagen wir es so: Es hätte definitiv viel schlimmer kommen können.

Wie sieht die Zukunft für FACE THE ENEMY aus?

Wenn Ken von der YOUTH OF TODAY-Tour zurück ist, werden wir wieder proben und ein paar Shows für den Sommer klar machen. Wir werden auch an der US-Version der LP arbeiten – die CD wird auf Inferno Records und die LP auf Livewire Records rauskommen. Es gibt Gespräche über eine Europa-Tour Ende 203, aber da steht noch nichts fest. Ich bin mir sicher, dass ihr in Zukunft mehr von uns hören werdet.