DISFEAR

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Where there‘s a will there‘s a way

Schweden ist ja schon seit längerem ein Garant für knochentrockenen Crustcore der alten Schule Marke DISCHARGE. Eine der Vorreiterbands aus dem Land der Elche sind die leider stark gebeutelten DISFEAR, bei denen der Name schon Programm ist. In ihrer knapp 14-jährigen Karriere durchlebten sie schon so einige Tiefen seitens diverser Label. Aber trotzdem fanden schließlich die Crust-Hymnen alter Tage immer den Weg zu offenen Ohren, und nun erschien vor kurzem dank Relapse das lang erwartete dritte Album „Misanthropic Generation“. Da DISFEAR zu der Zeit gerade auf Tour mit ihren Kumpels von ENTOMBED und NINE durch deutsche Landen unterwegs waren, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, mal mit Gitarrist Björn Pettersson leicht angetrunken Backstage im Bochumer „Matrix“ ein wenig zu plaudern.

Kannst du überhaupt alle Bands aufzählen, deren Namen mit „Dis“ anfangen und sich dem Crustcore gewidmet haben?


Nein, nicht wirklich, dafür sind es zu viele. Aber eigentlich gibt es nur eine Band, die beste und wichtigste Crustcore-Band der Welt, und das sind natürlich DISCHARGE. Als Tribut an die Stachelköpfe haben wir uns DISFEAR genannt, und ich schätze, bei anderen DIS-Bands ist das genau so.

Was hältst du von der neuen DISCHARGE? Relevant oder eher Scheiße?

Scheiße. Die vorletzte Platte hatte ja schon mehr oder minder angedeutet, wohin sich DISCHARGE entwickeln wollen, aber die konnte man sich immer noch anhören. Aber ich will mir DISCHARGE auf jeden Fall demnächst live anschauen. Ein Freund von mir hat die letztens in Finnland gesehen, und die haben ausschließlich die alten Klassiker gespielt, und es soll ziemlich geil gewesen sein. Ich bin echt gespannt darauf, meine alten Helden wieder live zu sehen und die Lieder mitzugröhlen. DISCHARGE sind eine der wenigen Bands, die nach all den Jahren immer noch relevant sind und sich immer ihrer eigenen Linie treugeblieben sind, das macht sie zu der wohl besten und wichtigsten Punkband aller Zeiten.

Nach knapp 14 Jahren bist du das einzige Originalmitglied.

Ja, DISFEAR war schon immer meine Band. Ich fing mit 19 mit ein paar Kumpels an und mittlerweile ist DISFEAR ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht so richtig, was ich ohne diese Band großartig anderes machen könnte, da hier mein ganzes Herzblut steckt.

Aber nach all den Problemen mit Labels und Musikern, kam dir da nicht mal der Gedanke, alles an den Nagel zu hängen?

Natürlich, aber alle Entscheidungen, die in der Vergangenheit gemacht wurden, waren wichtig für DISFEAR. Die Trennung von Osmose Records war kein großes Problem für uns, da die sowieso nicht an uns interessiert waren. Immer wenn es Probleme gab, wendeten sie sich genauso wie unsere anderen Labels nachher ab, und wir standen alleine da. Wir haben uns zusammen gesetzt und öfters als einmal darüber diskutiert, ob wir überhaupt weitermachen sollten. Die Aufnahmen auf ‚Misanthropic Generation‘ sind schon knapp drei, vier Jahre alt, aber wir konnten erst ins Studio, als sich Relapse dazu bereit erklärt haben, die Platte rauszubringen. Wir alle stecken sehr viel Zeit und Geld in die Band, uns geht es nicht um den großen Erfolg, aber als Band braucht man auch ein wenig Unterstützung von einem Label, das an einen glaubt, damit man auch touren und live spielen kann. Somit kann man sich besser auf die Band konzentrieren und das beste abliefern.

Also wird es nicht noch mal sechs Jahre dauern bis zur nächsten Platte?

Auf gar keinen Fall. Wie gesagt, ‚Misanthropic Generation‘ sollte schon vor drei Jahren rauskommen, aber es fand sich halt kein Label. Du wirst sicherlich in der nächsten Zeit wieder ein neues Lebenszeichen von uns zu hören bekommen. Wir wollen auch demnächst verstärkt touren, also du wirst uns garantiert nicht zum letzten Mal live gesehen haben!

Bist du zufrieden mit Relapse, oder gab es da auch Streitigkeiten?

Definitiv. Wir hatten schon unsere Auseinandersetzungen. Relapse ist ein großartiges Label und wichtig für den Underground, aber du darfst auch nicht außer Acht lassen, dass Relapse professionell arbeiten. Dabei sind die Jungs aber immer Musikfans geblieben, so was kommt eher selten vor. Wir haben unsere Vorstellungen, und Relapse haben ihre, aber wir haben uns geeinigt, und Relapse ist definitiv die letzte Station für DISFEAR.

Wenn man über Schweden in normalen Musikmagazinen liest, wird es als kleiner Ort vorgestellt, wo alle Black- oder Deathmetal hören, und jeder in mindestens 20 Bands spielt. Wie sieht es aber mit der sozialen oder politischen Situation bei euch da drüben aus?

Och, wir haben natürlich auch unsere Probleme mit Arbeitslosigkeit und dem ganzen anderen Kram. Aber ich würde nicht sagen, dass Schweden und unsere Probleme relevant sind in Bezug auf die derzeitige Situation in Afghanistan, Irak oder der Dritten Welt. Es geht uns gut, und deshalb hört man auch wahrscheinlich nichts derartiges über Schweden in den Nachrichten. DISFEAR ist keinesfalls eine politische Band, wenn du darauf anspielen willst, aber ich kann dir versichern, wir sind eher links.

Gibt es ein Mindesthaltbarkeitsdatum um Punkrock zu sein, ohne peinlich rüberzukommen, wie z.B. Ozzy?

Wir werden garantiert nicht so wie Ozzy enden. Okay, zugegeben, wir sind alle nicht mehr die Jüngsten. Solange wir uns mit der Musik identifizieren können und Spaß daran haben, werden wir es weiter durchziehen. Vielleicht nochmal 14 Jahre, vielleicht länger, wer weiß. Es geht einfach um deine persönliche Einstellung bei der Sache.