KALIBER

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Männlich, ledig, nicht mehr ganz jung sucht ...

Heilige Rockwurst. KALIBER krachen. KALIBER, eine „Nicht mehr ganz so jung, macht aber nichts“-Combo aus dem norddeutschen Oldenburg, und auf der Suche nach einem Label. Angefangen hatte alles 1999, mit Spaß an der Musik, allerdings ohne klare Vorstellungen, welche stilistische Richtung man einschlagen sollte. Jetzt haben die vier rockenden Freunde sieben Stücke mit deutschsprachigem Gesang eingespielt, die an Bands wie TOMTE und KETTCAR erinnern, überall noch etwas Noise einstreuen und den Hörer mit heftigstem Rock umgarnen.

Wenn man sich eure Songs so anhört, könnte man meinen, dass ihr von Marius Müller Westernhagen bis zu alten DAWNBREED-Scheiben so einiges aus deutschen Landen in den Regalen habt.

DAWNBREED kenne ich gar nicht, und Westernhagen finden wir, glaube ich, alle scheiße. Und, tja, was hören wir? An deutschen Sachen gefallen uns schon Bands wie BLUMFELD. Wir mögen aber auch Zeug wie SUPERSUCKERS. Generell hören wir eigentlich wenig deutschen Kram.“
Eure Homepage lautet www.kaliber-rockt.de, auch bei anderen Bands wie MIA, CRACK WHORE SOCIETY aka MOS EISLEY ROCK oder AVERY findet man den Zusatz „Rock“. Was soll der ganze Rockfetisch? Sogar der Musikexpress hat 19 Seiten aufstrebenden Rock-Bands gewidmet.
„Das ist eine gute Frage, das weiß ich eigentlich gar nicht so genau. Rock wirkt doch eigentlich immer sehr bemüht, das ist ja nix neues. Vielleicht brauchen das die Leute, diese Kategorisierung, um alles einordnen zu können. Und vom Rock kommt halt eben vieles. Wir auch. Wir sind natürlich auch nicht völlig unbeeinflusst von diesem ganzen Rock-Kram, auch wir rocken. Auf www.kaliber-rockt.de bin ich aber gekommen, da es die Domain Kaliber.de nicht mehr gab, und Kaliber-Musik fanden wir nicht so prall.

KALIBER gibt es seit 1999, wie kam die Gründung zustande? Und in welchen Bands habt ihr vorher gespielt?

Akki, unser Sänger, und ich haben uns über einen Job kennen gelernt. Da dachten wir uns, dass wir mal was starten sollten. Zuerst wollten wir gar keine Rockmusik machen, das hatten wir schon so oft gemacht. Erst hatten wir sogar Bock auf orientalischen HipHop. Akki hatte keinen Bock mehr auf die normale Gitarre. Aber bei der ersten Probe war von Hip-Hop keine Spur mehr, da ging es gleich in die KALIBER-Ecke. Akki war früher bei ETERNAL REST, die hatten sogar einen Plattenvertrag bei Strange Ways. Und Uwe, unser Bassist, spielte bei DEEP END. Das war alles damals schon sehr noisig. Daher vielleicht der Noise zum jetzigen Rock. Unser Schlagzeuger Erik hat bei ZWIEBEL ZWIEBEL HURRA getrommelt, das war eher etwas ruhiger. Ich hab bei zwei, drei anderen Bands gespielt.

Ihr kommt aus Oldenburg. Der Oldenburger Schriftsteller Kolja Mensing hat eure Gegend als „hässlichste Landschaft der Welt“ bezeichnet. Gibt es eine da überhaupt Punk-Hardcore-Szene? Meiner Meinung nach steht Oldenburg immer ein bisschen im Schatten von Aurich und Bremen. Dortige Bands wie HÖLLENSCHLUND, ACME, SYSTRAL oder ABYSS dringen schon eher an die Außenwelt.

Der meint wohl das Ammerland, und – ich will hier keinem Ammerländer zu Nahe treten – das Ammerland kann schon ganz schön hart sein. Aber wer es darauf anlegt, Banker zu werden, für den wird es eine tolle Gegend sein. Ansonsten ist Oldenburg ganz nett, eine nette Mittelstadt. Hier ist schon ‘ne Menge los, hier gibt‘s einige Bands. Gruppen wie HELLMONKEYS, so durchgedrehte Rockabilly-Typen, oder BITUME, die sind schon recht bekannt. BITUME tauchen momentan auch in zahlreichen Fanzines auf. Aber ob wir hier ewig bleiben, keine Ahnung. Momentan ist KALIBER halt ein überzeugender Grund, erst mal hier zu bleiben. Und unser Sänger Akki steckt hier auch schon im Arbeitsleben, und Erik und ich studieren hier, ich zum Beispiel Musik auf Lehramt.

In einem Info über euch heißt es, ihr seid und wollt eine Underground-Band bleiben. Musiker als Beruf, wäre das denn überhaupt was? Wie groß darf denn der Erfolg sein, um dieser Maxime nicht untreu zu werden?

Gute Frage, soweit haben wir eigentlich noch gar nicht gedacht. Wenn wir ein gutes Angebot bekommen würden, würden wir uns sicher alle freuen. Aber wir würden uns da nichts vorschreiben lassen, dafür sind wir einfach schon zu lange dabei. Und dass da ein Majorlabel an uns ran tritt und sagt ‚Mensch, ihr seid super, macht was ihr wollt‘, ist wohl unwahrscheinlich.

Ihr seid ja immer noch auf der Suche nach einem Label ...

Ja, wir suchen fleißig. Und wir hatten auch schon durch den Song vom Ox-Sampler ein paar Kontakte. Wir haben jetzt 25 CDs verschickt, 13 Anfragen sind noch offen, die anderen haben abgesagt. Die meisten fanden es wohl von der Musik her gut, aber es passte dann nicht in deren Programm. Einige hatten auch keine finanziellen Mittel. Defiance nehmen momentan wohl keine neuen Sachen mehr rein.

Ihr habt sieben Tracks aufgenommen, wirklich gute Stücke. Um was geht es da? Wie wichtig ist euch da Politik?

Tja, um was geht es da? Vielleicht um die emotionalen Abgründe unseres Sängers. Nein, kleiner Scherz. Das ist schwierig, da ist so ziemlich alles möglich. Alles was einem durch den Kopf geht. Richtig politisch sind wir als Band nicht, vielleicht eher sozialkritisch. Aber wenn man so eine Musik macht wie wir, ist die politische Richtung irgendwie schon klar. Wir jedenfalls möchten mit unserer Musik nichts predigen, das hat in unserer Musik nix verloren. Das will eben keiner mehr hören. Und es gibt andere Möglichkeiten, politisch zu sein. Musik wirkt da als Medium eben sehr schnell plakativ. Ich will natürlich Politik in der Musik nicht völlig verdammen, aber meine Sache ist es nicht.

Jens Thomas