RADIO BIRDMAN

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The Return Of The Birdmen

Heutzutage wird ja gerne jede zweitklassige Band nach ihrem dritten Album als „legendär“ bezeichnet, „Kult“ ist ein Hollywood-Durchschnittsfilm schon vor dem Kinostart und jeden Monat erscheinen mehr „Pflichtplatten“, als sich ein normaler Mensch im ganzen Jahr kaufen kann. Die Inflation der Superlative nenne ich das, die den Blick auf das Wesentliche vernebeln kann und wohl auch soll. „Produkte“ können nie „legendär“ werden, nie „Kult“ oder „Pflicht“ sein, darüber entscheidet allein die Geschichte.
Und das hat sie getan bei RADIO BIRDMAN, dem australischen Rock-Urgestein, das vor bald dreißig Jahren gegründet wurde, 1978 und 1981 je ein Album veröffentlichte und dann, von kurzem Aufflackern mal abgesehen, wieder in der Kiste verschwand. Doch es ist sicher mehr als angemessen, wenn man RADIO BIRDMAN (Rob Younger - Vocals; Deniz Tek - Guitar; Chris Masuak - Guitar, Piano; Warwick Gilbert - Bass; Ron Keeley - Drums; Pip Hoyle - Organ, Piano, Keyboards) trotz ihres im Vergleich zu heutigen und anderen Bands geringen Outputs mit AC/DC, ROSE TATTOO und THE SAINTS in den Kreis der wichtigsten australischen Bands aller Zeiten erhebt: irgendwie Prä-Punk wie STOOGES und MC5, aber außer in Fankreisen nie so bekannt geworden wie die.

Wer noch nicht weiß, wovon ich rede, der sollte sich dringendst die vorzügliche Diskographie „The Essential Radio Birdman: 1974-1978“ auf SubPop beschaffen – und sich auf ewig grämen, die beiden ersten Deutschland-Auftritte der „Birdmen“ Anfang September in Solingen und Bielefeld verpasst zu haben. André, Thomas und ich pilgerten vor dem Konzert in die schäbige Kneipe, die zum Hotel direkt am Bahnhof von Solingen-Ohligs gehört, und nach ein paar Bierchen mit Schlagzeuger Ron Keeley setzten wir uns mit dem sympathischen Rob Younger in eine Ecke und führten dieses Interview.

Das heute und morgen sind eure ersten Auftritte in Deutschland.

Ja, aber wir waren 1978, schon mal in Europa, spielten in England, Paris, Brüssel, Amsterdam und Rotterdam, zusammen mit den FLAMIN‘ GROOVIES. Danach spielten wir nur noch hier und da mal in Australien. Wir sagen uns, wenn wir Spaß dran haben zusammen zu spielen, dann können wir auch mal wieder außerhalb des Landes touren und nach Europa kommen.

War die Band jemals aufgelöst, gab es eine richtige Reunion, oder ist sie nur mal mehr, mal weniger aktiv?


Nein, die Band hatte sich 1978 in London aufgelöst. Wir waren zu dem Zeitpunkt eine ganze Weile zusammen herumgefahren und hatten eine Menge Shows gespielt, waren als Australier richtiges Touren nicht gewohnt, da wir höchstens mal für zwei Tage nach Melbourne oder Adelaide gefahren waren. Wenn du dann plötzlich tagelang zusammen in einem Bus sitzen musst, ist das heftig. Und wir alle auf einem Haufen, das hat damals einfach nicht funktioniert. Später haben wir uns dann wieder zusammengerauft, denn was immer an Animositäten vorhanden war, das hält ja nicht ewig. Und natürlich wurde uns auch etwas Geld geboten.

Und wie ist es jetzt zusammen auf Tour zu sein?


Schön, wobei das vom Gefühl her nichts Neues ist, denn ich habe ja auch drei Touren mit meiner anderen Band, den NEW CHRISTS, absolviert, und da war das ähnlich. Die Band gründete sich 1988, und ab 1989 gingen wir dann auf Tour, wirklich überall, acht, neun Wochen lang. Dagegen sind die elf Shows jetzt nichts, und wir haben schon die Hälfte hinter uns.

Und wie war es bis jetzt?

Richtig gut, die Leute haben überall sehr gut auf uns reagiert. Drei Shows waren auf Festivals, zwei in Clubs, alle waren gut.

Wie gehst du mit den Erwartungen der Leute an eure Konzerte um?

Ehrlich gesagt kümmere ich mich um so was nicht. Aber wie genau meinst du das?

Na, manchen Leuten bedeutet es eine Menge, euch endlich live mal zu sehen, die sind beinahe auf den Knien hierher nach Solingen gerutscht.

Also, ich finde die Leute übertreiben, das ist doch lächerlich. Klar, man kann keine Tour machen, wenn sich nicht ein paar Leute für dich interessieren, aber manchmal wird es echt etwas zuviel. Ich frage mich, ob das anderen Bands auch so geht. Ich bin ein schüchterner Mensch, und es ist eigentlich genug für mich, nach Europa zu kommen und die Konzerte zu spielen und anderen Leuten damit Freude zu bereiten. Und dann gibt es eben nicht wenige Leute, die mit ihrer Heldenverehrung etwas dick auftragen. Wir sollten teilweise an die hundert Autogramme am Abend geben, ich bitte dich! Ich finde das wirklich verstörend. Ich meine, ich bin auch Fan anderer Leute, aber ich sehe mich einfach nicht als jemand, den man nach einem Autogramm fragt. Aber klar, die Leute bekommen eines, ich will ja auch nicht, dass die mich für arrogant halten.

Hast du eine Idee, was den Kultstatus eurer Band ausmacht?

Zum einen, dass wir diesen Status nie angestrebt haben, zum anderen, dass wir uns aufgelöst haben, bevor wir richtig bekannt und beliebt waren. Erst bei den letzten beiden Konzerten vor der UK-Tour, während der wir uns aufgelöst haben, hatten wir in Australien mal ein paar mehr Zuschauer. Davor waren wir nicht nur einmal aus Clubs rausgeflogen, weil wir zu schlecht waren, und, haha, so viel haben wir uns seit damals auch nicht verändert. Und ich kann dir ehrlich gesagt nicht sagen, ob unser heutiger Ruf gerechtfertigt ist oder nicht. Ich habe aber meine Zweifel, andererseits höre ich auch nicht meine eigenen Platten an.

Na ja, sagen wir mal so: Wenn man die wirklich wichtigen Platten der späten 70er auf zehn, zwanzig reduziert, ist sicher eine von euch dabei. Wobei es mir aber auch schwer fällt zu beschreiben, was eure Songs irgendwie „haltbarer“ macht als die anderer Bands ...

Ehrlich, auch hier habe ich keine Antwort, ich kann dazu nichts sagen. Ich denke, unsere Lieder haben die Elemente klassischer Rocksongs: meist up-tempo im 4/4-Takt, die Referenzpunkte sind ziemlich deutlich, und heute sogar klarer erkennbar als damals, als wir anfingen. Ich glaube, unsere größte Schwierigkeit heute ist, dass seit damals so viel Musik gemacht wurde, und die Leute einfach fast alles schon mal gehört haben. Damals waren wir wild und ungewöhnlich, heute sind viele Bands, wie wir damals waren, und das schockiert heute manche Leute. Kann auch sein, dass wir etwas zahmer geworden sind, ich weiß nicht. Aber auf jeden Fall hat sich die Musik weiterentwickelt, ist schneller und wilder geworden, und ich wüsste nicht, wie ich begründen sollte, warum wir heute noch interessant sind.

Wenn man aber die Extreme gesehen hat, kommt man früher oder später immer zu den Basics zurück.


Ja, stimmt, und wir haben die Basics, aber das ist unser eigener Stil. Und die Basics kommen nie aus der Mode. Viele Bands, die so lange dabei sind, verändern ihren Stil über die Jahre, aber wir haben außer den alten Sachen keine neuen, haben gerade erst angefangen, neue Songs zu schreiben.

RADIO BIRDMAN werden zwangsläufig mit den anderen großen australischen Bands in einem Atemzug genannt: ROSE TATTOO, AC/DC und THE SAINTS. Wie viel oder wenig hattet ihr seinerzeit mit diesen Bands zu tun?

Wir und die SAINTS zogen so ungefähr die gleichen Leute an, jedoch wurde da aber viel Mist erzählt: die kamen aus Brisbane und wir aus Sydney, und so war es nicht erlaubt, beide Bands gleichzeitig zu mögen – Kinderkram eben. Aber all meine Freunde damals mochten die SAINTS, und wir waren auch mit denen befreundet. Es gab also nie eine Feindschaft zwischen den Bands. Was AC/DC anbelangt: Ich habe mir nie eine Platte von denen gekauft, ich mag die überhaupt nicht. Okay, der Beat ist gut, aber ich hasse Bon Scott, ich hasse Brian Johnson. Ich habe die ganz zu Beginn mal live zu sehen, noch mit dem ersten Sänger, und da waren sie noch gut. Da haben sie aber auch fast nur Cover-Songs gespielt, BEATLES und so. Ich glaube, AC/DC wären eine gute Band, wenn sie mich als Sänger einfach nur begleiten würden: Ich schreibe die Songs und die Texte, und ihr spielt einfach nur, okay? Aber deren eigene Songs gefallen mir fast alle nicht, bis auf ‚High voltage‘ zum Beispiel. Und was ROSE TATTOO anbelangt, so finde ich, dass ihre erste Platte richtig gut ist, sehr kraftvoll. Angry Andersen ist einfach ein unangenehmer Typ, der macht alles, nur um im Rampenlicht zu stehen. Der hat in Australien ja eine Fernsehsendung, da gibt er den wilden Jugendlichen, doch seine Sendung wird nur von älteren Frauen gesehen, solchen mit Blauspülung im Haar. Wenn man das in Australien direkt mitbekommt, kann man vor diesem Typen und seiner Band keinen Respekt mehr empfinden. Okay, die Band rockt, und ich habe auch schon Peter Wells getroffen, das ist ein netter Typ. Und ich erinnere mich, mit irgendeiner Band mal in einem Club in Sydney den Support von ROSE TATTOO gemacht zu haben. Deren Roadies haben uns den Auftritt echt zur Hölle gemacht, die unterhielten sich über die Monitorboxen während unseres Auftritts. Als ich mich beschwerte, fingen sie an uns zu beschimpfen. Da habe ich eines ihrer Mikros kaputtgehauen, und noch während des nächsten Songs kam einer von denen auf die Bühne und schlug mir auf den Kopf. Das war richtig beschissen, und ich hatte das Gefühl, die machten das nur, weil sie merkten, dass wir viel besser waren, haha. Sowieso hatten die immer nur richtig miese Vorbands, damit sie besser dastanden. ROSE TATTOO, they’re all a bunch of fuckin’ wankers. Ich hasse sie! Kann ich bitte die positive Aussage über ihr erstes Album zurücknehmen? Hehe. Ich habe die Platte übrigens erst 1989 in einem Club in Spanien das erste Mal gehört und dachte mir, dass das verdammt kraftvolle Musik ist. Ich war dann richtig erschrocken, dass das ROSE TATTOO waren, aber es war in diesem Moment eine ganz ehrliche, durch keine Vorurteile geprägte Reaktion auf ihre Musik.

Um noch mal auf die SAINTS zurückzukommen: Gab es zwischen euren Bands so was wie einen Konkurrenzkampf?

Nicht zwischen den Bands, überhaupt nicht. Das spielte sich zwischen den Fans ab, und auch da waren es nur ein paar, und das waren wiederum – sorry – Musikjournalisten. Typen wie Clinton Walker, die immer einen auf cool machen müssen, denen Namedropping enorm wichtig ist, damit sie immer auf der richtigen Seite stehen. Das klingt jetzt nach billigen Klischees, aber glaub‘ mir, ich kenne diese Typen nur zu gut und kenne auch ihre kleinen Spielchen. Leider sind sie immer von Menschen umgeben, die ihnen mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, als sie verdienen, und so schaffen sie es, bestimmte Meinungen zu pushen. Das sind Typen, mit denen ich einem Raum war, da lief richtig gute Musik, und die wippten nicht mal mit dem Fuß – und für deren Meinung soll ich mich interessieren? Mit Chris Bailey von den SAINTS verbindet mich seit Jahren eine gute Freundschaft, wir sehen uns regelmäßig. Und Ed Kuepper war letztes Jahr bei einer RADIO BIRDMAN-Show in Brisbane. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie neidisch ich war, als ich das erste Mal die SAINTS hörte, haha.

Wie schwer oder leicht war es, RADIO BIRDMAN für diese Tour zusammenzutrommeln?

Es war überhaupt nicht schwer! Und es ist ja nicht so, dass wir in den letzten Jahren nicht mal zusammen gespielt haben: 1996/97 spielten wir in Australien auf mehreren großen Festivals, da allerdings mit unserem Original-Bassisten Warwick Gilbert, der jetzt nicht dabei sein konnte, da er einen sehr gut bezahlten Job hat, den er nicht verlassen kann. Wir sind derzeit eine richtige Band, nicht so ein einmaliges Reunion-Ding. Und ich denke, wir sind nicht schlechter als damals, und ich hasse es, wenn Bands nach Jahren wieder spielen, alles langsamer und mieser klingt, als man es in Erinnerung hat. So was ist Mist und jede Band bekommt das, was sie verdient. Und wenn uns junge Leute gar nicht erst sehen wollen, verstehe ich das auch, die haben eben oft keine Lust, alte Männer auf der Bühne zu sehen. Aber wir haben auf jeden Fall die Verpflichtung zu rocken, und wenn du das nicht kannst, hast du es nicht verdient, überhaupt auf einer Bühne zu stehen.

Witzigerweise spielen in der „Cobra“, wo ihr gleich auf der Bühne stehen werdet, sonst auch mal MANFRED MANN‘S EARTH BAND oder Eric Burdon mit Band – aber mal ehrlich, ihr seid doch keine Oldie-Band?


Ha, in gewisser Weise schon, denn wir spielen ja auch keine neuen Songs, machen die gleiche Rockmusik wie vor 25 Jahren. Andererseits nerven wir aber auch nicht mit Blues-Improvisationen. Aber wer wäre ich, Eric Burdon erzählen zu wollen, was er für Musik spielen soll? Mit vierzehn waren die ANIMALS schließlich meine Lieblingsband. Ich sah die damals in Sydney und sie waren großartig.

Welche Bands haben dich damals noch beeinflusst?

Auf jeden Fall die NEW YORK DOLLS, die brachten mich auf die Idee, dass ich doch auch einfach eine Band gründen könnte. Ein guter Freund fand die Idee gut, wir kauften uns eine kleine PA und legten los. Die NEW YORK DOLLS klangen einfach so, als ob man das selber auch kann, verstehst du? David Johansen ist ein exzellenter Sänger und seine Texte werden oft unterbewertet.

Wie habt ihr euch dann als RADIO BIRDMAN zusammengefunden?

Ich war damals gerade zu Hause ausgezogen und wohnte mit ein paar Leuten in einem Haus in der Stadt. Ich hing so rum, traf ein paar Leute, darunter auch Ron, der heute noch Schlagzeug spielt und dessen Zimmer ich übernommen hatte. Wir gründeten eine Band, THE RATS. Mit der spielten wir so ein Jahr zusammen, und dann rückte Ron damit raus, dass seine neuen Mitbewohner, ein paar Studenten, auch eine Band hätten, die genau die gleiche Musik machten wie wir. Ich meinte, das sei ja wohl Blödsinn, das könne doch gar nicht sein, und er meinte, doch, die würden auch NEW YORK DOLLS, STOOGES, Alice Cooper und Surfmusik covern. Ich antwortete, er sei ja wohl ein Idiot, mir das erst jetzt zu sagen, nach einem Jahr! Wir stellten dann fest, dass sich unsere Songs ziemlich überschnitten, so rund zehn, und einer der Typen in der anderen Band war Deniz. Wir spielten dann Konzerte zusammen, THE RATS und TV JONES. TV JONES waren dann so blöd, Deniz rauszuschmeißen, mit der dämlichen Begründung, er würde sich weigern, auf der Bühne zu lächeln und ‚bad vibes‘ verbreiten. Die wollten einfach lieber eine Glam-Pop-Band sein, HUSH aus Sydney waren ihr Vorbild, so mit Satinklamotten und Plateausohlenschuhen. Ich freute mich natürlich über Deniz‘ Rauswurf, denn so konnten wir zusammen eine Band gründen. Deniz war bei der anderen Band ja der Sänger, er hat erst später angefangen, so richtig Gitarre zu spielen.

In einem Artikel über euch fand dich die Bemerkung, dass du es nicht magst, wenn RADIO BIRDMAN mit Punk in Verbindung gebracht werden.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr genau, wie ernst wir das damals gemeint haben. Wir haben unseren Sound ja schon gehabt, bevor Punk kam, und es war wohl nur eine Reaktion darauf, mit irgendwelchen anderen Bands in einen Topf geworfen zu werden. Wir haben uns nicht irgendwie anders gefühlt. Mir fällt dazu ein Zitat aus diesem MC5-Buch ‚Guitar Army‘ ein. In dem Kapitel ‚Separations‘ heißt es sinngemäß, dass eine Band sich aus Gründen des Zusammenhalts von allen anderen Bands und Leuten abgrenzt, was aber mehr damit zu tun hat, dass man sich so stärker von den Einflüssen und Meinungen anderer freimachen kann. So ist unsere Distanzierung vom Punk zu sehen, dass wir dann sagten, wir seien nur eine Rock‘n‘Roll-Band. Ich meine, letztlich ist doch jede Band, die irgendwie laut und schnell spielt, Rock. Und irgendwie war doch auch Gene Vincent zu seiner Zeit ein Punk, oder? Man nannte es nur nicht so.

Was machst du, wenn du nicht auf Tour bist? Lebst du von der Musik?


Nein, ich habe immer wieder mal einen Job, meist so Bürojobs. Mein letzter Job war bei der APRA, dem australischen Gegenstück zur GEMA. Ich war da in der Service-Abteilung und musste die Anfragen der Musiker und Verlage beantworten. ‚Ein Song von mir wurde 1998 in einem Radiosender in Solingen gespielt, ich habe aber die 25 Cent, die mir dafür zustehen, noch nicht erhalten‘ – solche Fragen eben. Na ja, die GEMA ist dabei gar nicht mal so schlecht, verglichen mit den Italienern: Ein Kollege von mir war mal in Italien in deren Büro und es war unglaublich. Er fragte, wo sie die Unterlagen über die Auftritte australischer Künstler in Italien aufbewahren, worauf eine Tür zu einem Raum geöffnet wurde, der komplett mit Papierstapeln zugebaut war. Der Kollege zeigte dann auf verschiedene Türme und sagte, der da sei Australien, der da hinten England, und so weiter. Einfach großartig! Die Franzosen sind aber noch viel schlimmer: Deniz spielte mal mit seiner Band eine Show, die vom Sender ‚Canal+’ aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde, und als er davon etwas Geld haben wollte, sagten die, die Show habe nie stattgefunden – und dabei hatte er davon einen Videomitschnitt!

Was machen die anderen Leute aus der Band, wenn sie keine Musik machen?

Jim Dickson, unser Bassist, spielt mit den verschiedensten Bands und Musikern, er lebt davon, und er hat auch eine eigene Band. Deniz hat auch seine Band, die hat, glaube ich, keinen Namen, das läuft unter Deniz Tek, wobei er in den USA und Australien mit verschiedenen Leuten arbeitet. Und dann spielen Deniz und ich auch noch bei DEEP REDUCTION, wir haben erst kürzlich in Australien ein paar Shows gespielt, zu denen kaum jemand kam, das war schrecklich. Vielleicht überschnitt sich das zu sehr mit RADIO BIRDMAN, ich weiß auch nicht. Ron ist Journalist und lebt in England, und Chris spielt sonst in Blues-Bands.

Mit deiner anderen Band, THE NEW CHRISTS, hast du erst kürzlich ein neues Album gemacht.


Ja, das kam jetzt eben in den USA raus, und deshalb fliege ich nach dieser Tour nach L.A., um mit ein paar Musikern von dort ein paar Konzerte zu spielen – die NEW CHRISTS an sich gibt es ja nicht mehr, wir haben uns ja schon vor Jahren aufgelöst. Mal sehen, wie das wird, denn ich kenne nur einen von denen, Falling James. Die anderen sind wohl von seiner Band, THE LEAVING TRAINS.

Wie geht es mit RADIO BIRDMAN weiter?


Wir haben in der Tourbesetzung ein paar Demos aufgenommen und schreiben auch weiter neue Songs. Ein paar sind schon gut, an anderen müssen wir noch arbeiten, aber es geht darum, mal eine gewisse Menge Songs zu haben, aus denen man dann die besten auswählen kann. Der Plan ist, nächstes Jahr ein neues Album zu machen.

Wird es ein neues Album geben?

Es wird! Aber ich will mich nicht auf einen genauen Zeitpunkt festlegen, es darf nichts Halbgares sein. Und ich weiß jetzt schon, dass die Leute es anfangs nicht mögen werden, denn irgendwie wollen die von uns doch immer nur die alten Sachen hören. Derzeit ist das alles, was wir haben, also haben auch wir keine Wahl.

Joachim Hiller, Thomas Kerpen
Fotos: Achim Friederich