A CASE OF GRENADA

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Mit "The Evidence" veröffentlichten A CASE OF GRENADA von irgendwo hinter Siegen im Herbst ihr erstes Album. Eine ziemliche Offenbarung für jeden, der auf explosiven, brachialen, sehr rhythmischen Hardcore steht. Ich unterhielt mich mit Frontmann Florian (vox, git). Thomas (git), Acun (bs) und Michael (dr) sind auch in der Band.

Ist es nicht schön zu beobachten, wie in fast allen Reviews der Vergleich zu REFUSED und JR. EWING gezogen wird – und genau diese Bands auch in eurem Presseinfo genannt werden?


"Oh ja, vor allem JR. EWING tauchen überall auf, REFUSED eher selten. Aber eigentlich sind wir ja härter als die. Grundsätzlich finde ich diese Vergleiche schon okay, das sind ja Bands, die wir mögen. Andere Bands wie CONVERGE mögen wir zwar auch, nur kann ich den Vergleich da überhaupt nicht nachvollziehen. Und oft kamen mir die Reviews auch recht oberflächlich vor, da wurde kaum mal auf die atmosphärischen Elemente unserer Musik eingegangen. Ich schätze etwa MUSE und RADIOHEAD sehr."

Mir fallen da noch NEUROSIS ein.

"Mit denen bin ich wiederum nicht so vertraut. Nein, ich denke dann auch eher an schwedische Bands wie NINE. Als die Platte fertig war, meinte ein Freund von uns noch, wir würden da ja richtig böse klingen – das hatten wir selbst gar nie so gesehen. Das war gar nicht so beabsichtigt, das ist so passiert."

Als ich euch unlängst live sah, war ich echt beeindruckt, wie ihr vom ersten Song an richtig explodiert seid.

"Haha, das lag wohl auch daran, dass jeder von uns schon sechs oder sieben Bier intus hatte. Ansonsten geben wir uns einfach Mühe, dass bei unseren Konzerten keine Langeweile aufkommt. Wenn wir auf der Bühne stehen, ist das eben die einzige Möglichkeit, uns den Leuten zu präsentieren, und das macht einfach Spaß. Warum sollten wir auf der Bühne stehen und uns selbst langweilen? Das haben wir früher mit der alten Band zur Genüge getan: ganz konzentriert spielen, sich kaum bewegen. Heute ist uns das egal, man verspielt sich halt, scheißegal, Hauptsache wir haben Spaß."

Ihr kommt aus der Provinz, irgendwo hinter Siegen.

"Ja, aus Bad Laasphe, das ist zwischen Siegen und Marburg. Das mag zwar Provinz sein, aber in der Region gibt es eine sehr ausgeprägte Hardcoreszene. Wir haben da mittlerweile mit unseren Kumpels von SINCE THE DAY wirklich in jedem Kaff gespielt und unsere Erfahrungen gemacht. Ich denke, es ist nicht unbedingt immer ein Vorteil aus einer Großstadt zu kommen, und abgesehen davon fiel es uns bislang nie schwer, woanders Auftritte zu bekommen – man muss einfach freundlich sein."

Seit wann gibt es euch eigentlich? Vor der CD auf Redfield Records im Herbst 2003 hatte ich nie was von euch gehört.

"So viel länger gibt es uns auch noch nicht. Als wir im April 2003 im Studio waren, lief das noch unter unserem alten Bandnamen TOWDOWN. Mit der Band lief das zwar auch schon ganz okay, wir spielten alle zwei, drei Wochen ein Konzert, aber wir hatten das Gefühl, stilistisch und auch sonst festgefahren zu sein, und so entschlossen wir uns zu einem Neuanfang. Tja, und dann hatten wir einen neuen Namen und neue Songs und kamen mit Kai von Redfield Records in Kontakt und seitdem läuft's. Es ist einfach ein großartiges Gefühl, wenn 500 Kilometer von zu Hause entfernt plötzlich wildfremde Leute vor der Bühne stehen und deine Songs mitsingen."

Euer Album ist seit Januar auch in England auf Lockjaw Records erschienen – wie kam's dazu?

"Das hat Kai an Land gezogen. Der hatte Kontakt zu denen, die hatten sofort Bock auf unsere Platte, und haben uns zudem im Januar eine Englandtour klargemacht. Das war schon hart, erst der Deal mit Kai, dann England, da braucht man schon Zeit, um so viel Erfolg zu verarbeiten, hahaha."

Wart ihr vor der England-Sache schon mal so richtig auf Tour?

"Ja, letztes Jahr im Oktober waren wir mit SINCE THE DAY in Italien, Österreich, Schweiz, Bosnien und Slowenien unterwegs. Speziell Bosnien war eine ganz andere Welt, die Leute waren super dankbar, dass wir da gespielt haben, die sind total abgegangen. Ansonsten spielen wir halt mal hier und da ein verlängertes Wochenende."

So, jetzt kommt die gefährliche Namensfrage: Was ein "case of beer" ist, das weiß ich, aber A CASE OF GRENADA ...?

"Haha, also wir wussten nur, dass wir einen anderen Namen brauchen. Kai fragte ständig, wie der denn nun sei, und so überlegten wir hin und her, und kamen schließlich auf A CASE OF GRENADA. Und nein, das hat keinen bestimmten Hintergrund. Wichtig war uns, dass das nicht so klischeehaft nach einer bestimmten Musikrichtung klingt – bei einem 'day' oder 'days' im Namen denkt doch jeder sofort an Metalcore. Oder die ganzen 'Wir sind so verständnisvoll'-Weicheier-Namen, das nervt. Irgendwann waren wir dann bei GRENADA, haben noch was dazugebaut und fanden das dann spontan auch ganz toll, nachdem wir uns vor dem Proberaum schön einen geraucht hatten. Also schrieben wir Kai eine SMS und die Sache war klar."

Wie, ihr seid nicht straight edge?

"Nee, oder ist das Bier hier alkoholfrei? Wir kommen vom Land und sind alle große Bierliebhaber. Straight edge sind wir auf keinen Fall, wir haben gerade mal einen Vegetarier in der Band."

Und wie sind die weiteren Pläne? Wollt ihr es jetzt so richtig wissen?

"Also, wir haben ja alle einen Job, Acun studiert, und da sind wir schon etwas eingeschränkt, doch bislang mussten wir nie irgendwas canceln. Wir sind uns darüber einig, dass, wenn es läuft, es auch mit der Band weitergehen muss. Aber gewisse Einschränkungen in beruflicher Hinsicht muss man eben in Kauf nehmen, wenn man sich dem Rock'n'Roll verschrieben hat. Momentan wollen wir das alle, also ziehen wir das durch."

Letzte Frage: Wie schaffst du es, trotz des ganzen Schreiens deine Stimme geschmeidig zu halten?

"Bier! Mindestens drei Bierchen sollten schon drin sein, dann sind die Stimmbänder gut geölt. Klar kann ich auch ohne Bier singen, aber mit etwas Bier schnurre ich dann wie so ein schöner V8."

Okay, danke für das Interview.