HASTE

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Instrumententauscher

Nach ihrem letztjährigen dritten Album „The Mercury Lift“ ist das US-Sextett HASTE plötzlich in allen Medien präsent. Doch was ist das für eine Band, die da aus dem Nichts zu kommen scheint und nun Gefahr läuft, dem Hype zum Opfer zu fallen? Eine Gruppe aus Alabama, mit zwei grandiosen Shoutern, die schon mit den Vorgängeralben „Persuit In The Face Of Consequence“ und „When Reason Sleeps“ zeigte, dass sie großes Potential besitzt und eigentlich nur darauf wartete, entdeckt zu werden. Inzwischen bewegen sich HASTE stilistisch etwas freier im Hardcore-Genre, lassen den Melodien und Experimenten freien Lauf , ohne dabei an Härte einzubüßen. Nachdem das aktuelle Album bei mir auf Dauerrotation lief, war ein Interview unumgänglich. Ich sprach mit Gitarrist Jason Burns, der zu diesem Zeitpunkt in Birmingham, AL. weilte.

"The Mercury Lift“ ist ein großer Schritt nach vorne für HASTE, inwiefern hat sich dabei etwas für euch geändert?


„Vieles entstand durch häufiges Spielen, und Ideen, die wir hatten, wenn wir auftraten. Das Album ist sicherlich melodischer als unsere vorherigen Alben und es gibt mehr Gesang. Die Songs klingen kompakter, da wir eben viel gespielt haben und wissen, was live funktioniert.“

Was genau bedeutet denn der Titel „The Mercury Lift“?

„Wir hatten ein Gespräch darüber, wie alles Gute auch Schlechtes nach sich zieht. Es existiert eine Art Gleichgewicht von Gut und Böse. Es ist eine Metapher dafür, dass man unwissend vieles tut, was schlechte Vorzeichen besitzt – und erst später erkennt man die schlechten Aspekte. Vieles auf der Platte spiegelt das wider.“

Und „The Death Of Stars Like The Sun“ handelt scheinbar vom Tod ...

„Diesen Song hat Chris geschrieben. Ich persönlich komme lieber zu eigenen Interpretationen, nur manchmal frage ich, worum es geht. Oft ist es aber so persönlich, dass man die betreffende Person deswegen nicht fragen kann, obwohl man sie sehr gut kennt. Dieser Song ist so ein Fall. Es geht um einen Freund von uns, der harte Zeiten durchgemacht hat. Aber wenn man alles verrät, merken die Leute, die es betrifft, früher oder später, um wen es dabei geht. Das möchten wir vermeiden, da es unschön ist.“

Stimmt es, dass ihr auf einem GUNS N‘ ROSES-Tribute-Sampler seid?

„Ja, der Song ist ‚You‘re Crazy‘, und wir haben eine sehr veränderte Version eingespielt. Das unterscheidet sich ziemlich von dem, was wir normalerweise machen. Eigentlich klingt es überhaupt nicht nach uns. Der Grund dafür ist, dass das nicht unser Song war, und wenn man die Möglichkeit hat, so etwas neu aufzunehmen, dann sollte man sich auch was Neues einfallen lassen. Auf dem BAD BRAINS-Tribute haben wir mit ‚No Conditions‘ eher unseren typischen Stil umgesetzt, diesmal haben wir uns für eine andere Richtung entschieden, da manche von uns auch Stoner-Rock hören, und nun klingt es eben so. Das Lied haben wir gewählt, weil es auf ‚Appetite For Destruction‘ ist. Das ist einfach das ultimative Album. Als 13-Jähriger kann es echt dein Leben verändern.“

Seid ihr als Band Teil einer bestimmten Szene, oder könntet ihr auch jenseits solcher Strukturen existieren?

„Ich denke nicht, dass wir einer bestimmten Musikszene angehören, denn das Album klingt insgesamt so unterschiedlich, dass man es nicht wirklich einordnen kann. Natürlich spielen auch viele Leute und Labels aus der Hardcore- und Indieszene dabei eine Rolle. Wir spielen gerne mit CODE 7 und LAMB OF GOD zusammen, und beide Bands sind auch auf dem Album zu hören. Mit BEAR VS SHARK und THIS DAY FORWARD sind wir befreundet, und früher haben wir viel mit TURMOIL gemacht.“

Seid ihr mit der Arbeit zufrieden, die euer Label Century Media für euch leistet?

„Ja, für das aktuelle Album haben sie definitiv Weichen gestellt. Sie mögen das Album, und ich denke, dass es auch für sie gut ist, in andere Musikbereiche vorzudringen. Wir versuchen gemeinsam, dabei das Beste rauszuholen. Tom Bejgrowicz, unserer Layouter, war früher sogar bei Century Media A&R, aber er ist irgendwann gegangen, um sich seiner Kunst und Design zu widmen. Jetzt wohnt er in unserer Stadt, was man beim Artwork sieht, denn alle Bilder sind Aufnahmen aus unserer Gegend. Es ist kein Konzeptalbum, aber trotzdem taucht unsere Stadt Birmingham immer wieder dabei auf.“

Wie schreiben sechs Musiker Songs, ohne ewig darüber reden zu müssen?

„Das ist nicht ganz einfach. Wir machen es so, dass jemand sein komplettes Konzept für einen Song vorstellt, dann ergänzen die anderen ihre Ideen. Wenn dann alle zufrieden sind, kann man davon ausgehen, dass es gut ist. Wir wechseln auch mal die Instrumente, damit man eine Vorstellung davon hat, was sich der andere auf deinem Instrument vorstellt – was er erwartet. Einfach mal die Perspektive wechseln. Wenn man versucht, ein Album in zwei Monaten zu schreiben, dann kann es passieren, dass alles ähnlich klingt, deshalb haben wir uns diese Arbeitsweise angewöhnt, wir auch schon beim letzten Album, und es hat hervorragend geklappt. Ich kann das nur jeder anderen Band empfehlen.“