NINE DAYS WONDER

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Made In Japan

Eigentlich verwundert es angesichts der sonstigen Exporterfolge Japans, dass kaum mal eine Band aus dem Land der aufgehenden Sonne in Europa etwas bekannter wird, und wenn, dann sind es meist Bands, deren Reiz in ihrer comichaften Überspitzung eines Genres begründet liegt – ich nenne nur BALZAC, GUITAR WOLF oder MELT BANANA. NINE DAYS WONDER aus Tokyo hingegen, die bereits seit Ende 1997 existieren, waren von Anfang an international ausgerichtet, veröffentlichten auf Labels wie DimMak oder Nova Recordings und sind vor allem dick mit NO KNIFE aus San Diego befreundet. Und von da lässt sich der Bogen in die tschechische Kleinstadt As schlagen, home of Day After Records, wo kürzlich mit „With Euphoria“ das zweite Album der Band um Gitarrist und Frontmann Kensuke erschien, der übrigens auch das feine Label Catune Records betreibt.

Der fühlt sich dann zum Glück auch geschmeichelt, als ich seine Band in eine Reihe stelle mit MILEMARKER, SUNSHINE, ROBOCOP KRAUS und den erwähnten NO KNIFE, wobei das seltsamerweise auch sämtlich Day After-Labelmates sind: „Danke, sehr schmeichelhaft, ich mag all diese Bands, wobei die uns aber nicht beeinflusst haben, sondern vielmehr Musik aus den Achtzigern, und das wiederum verbindet uns wohl mit den Genannten“, erzählt Kensuke. Die Day After-Connection, ein Zufall? „Nein, Mira lernte uns auf der Japan-Tour von ROBOCOP KRAUS kennen, ihm gefiel unser Album, und so bot er mir an, es in Europa zu veröffentlichen.“
Wie eingangs erwähnt, sind NDW eine der wenigen Nippon-Bands mit permanenter internationaler Präsenz. Geschuldet sei das, so erzählt Kensuke, der Freundschaft zu Steve Aoki von DimMak, der 1998 die erste Single sowie etwas später das Debüt-Album in den USA veröffentlichte. „Steve half uns sehr in Sachen Promotion und Vertrieb, nicht nur in den USA, genau wie Nikita von YAGE und Nova Recordings aus Köln – beide sind bis heute gute Freunde von uns.“

Und wie ist der Status von NINE DAYS WONDER in Japan? Man hört ja immer wieder erstaunliche Geschichten über die Verkaufszahlen von Bands, die hierzulande mit etwas Glück zwei-, dreitausend Platten absetzen. In der Hinsicht gibt Kensuke Entwarnung: „Wir, sowie die Szene, aus der wir kommen, sind weder besonders klein noch groß, aber darauf kommt es uns auch nicht an. Mir ist wichtig, dass man sich untereinander hilft, miteinander auskommt und dass die Szene insgesamt wächst.“
Im Wachsen begriffen ist auch das bandeigene Label Catune Records, das seinerzeit gegründet wurde, um passend zur gemeinsamen Japan-Tour mit NO KNIFE auch eine Split-CD beider Bands zu veröffentlichen. Stilistisch sei das Label recht offen, erzählt Kensuke, wichtiger als der Musikstil ist ihm die Freundschaft mit den Bands: „Normalerweise veröffentliche ich sieben, acht Platten im Jahr, wobei das nicht nur einheimische Bands sind, sondern auch Lizenzreleases etwa von FROM MONUMENT TO MASSES oder JADESHADER, einem Projekt von NO KNIFE- und BOILERMAKER-Leuten. In Sachen Vertrieb hilft mir Day After, aber auch Kasual und Salvation For Angel – weitere Hilfe ist aber immer willkommen.“

Eine gute Gelegenheit dafür bot sich bei der ersten Europatour von NDW, die sie im Mai auch nach Deutschland führte. Was er mit Deutschland verbindet, fragte ich Kensuke: „Also viel weiß ich nicht, aber ich denke, es ist ein sehr fortschrittliches Land, gerade in geistiger Hinsicht, und ich habe auch schon ein paar Bücher als Vorbereitung gelesen. Ich will schon lange mal nach Deutschland, von daher bin ich etwas aufgeregt und freue mich, vielleicht Bands wie ROBOCOP KRAUS, YAGE, MONOCHROME oder JULLANDER zu sehen. Na ja, und natürlich bin ich mit dem deutschen Heavy Metal vertraut, haha, und außerdem besaß ich früher mal einen VW.“