SUPERPUNK

Foto

Für eine Faust voll Soul

Drei Jahre ist es her, da veröffentlichte die Hamburger Band SUPERPUNK mit „Wasser Marsch!“ ihr zweites Album und katapultierte sich damit praktisch über Nacht in die Champions League deutschsprachiger Bands. Dieser Tage erschien nun mit „Einmal SUPERPUNK, bitte!“ der neue Longplayer, über den ich mit Sänger Carsten Friedrichs sprach.

Drei Jahre zwischen zwei Platten ist für hoch gehandelte Shootingstars eine relativ lange Zeit. Doch wenn man das ganze Musikgeschäft nicht allzu verbissen sieht, einfach nur gute Musik machen will und auf Marketing-Strategien keinen allzu großen Wert legt, geht die Zeit schon mal ganz schnell vorbei. Zumal wenn man aus dem angestammten Proberaum fliegt, ständig Konzerte spielt und eigentlich ein ganz fauler Haufen ist. „Wir sind halt nicht sehr produktiv, was das Stücke-Schreiben anbelangt“, erzählt Carsten. „Bis wir da genügend zusammen haben, dauert das seine Zeit. Und ehe wir aufs Album irgendeinen Scheiß draufpacken, warten wir halt länger. Es zwingt uns ja auch keiner.“
Dass sich die Geduld auszahlt, hört man auf „Einmal SUPERPUNK, bitte!“ sofort. Die Stücke sind noch ausgefeilter und durcharrangierter als bei den Vorgängern, ohne aber die typischen Merkmale der Band außen vor zu lassen. Auch wenn die Band sich dabei konsequent weiter aus der Hamburger Garage hin zu klassischen Motown- und Stax-Klängen entwickelt hat. Eine reine Soul-Band wollen SUPERPUNK allerdings nicht werden. „Die Originale nachspielen können wir sowieso nicht, und perfekt wollen wir auch nicht werden, weil das schnell langweilig würde. Außerdem haben wir uns bemüht, die Platte anders klingen zu lassen, da Garagen-Sound im Moment so dermaßen angesagt ist. Da gibt es Bands, die machen das viel besser als wir. Wir wollten eher den Kontrast zu den ganzen rock‘n‘rolligen Garage-Bands bilden.“ Daher kommen SUPERPUNK auch problemlos ohne Flammen- und Hot-Rod-Attitüde aus. „Das wäre in unserem Alter auch ein bisschen komisch“, findet Carsten.
Fielen die Texte der beiden ersten Alben doch ziemlich zornig und gesellschaftskritisch aus, so wird dem Hörer der neuen Platte eher ein Blick ins Innere gewährt. „Ich finde ‚Ich weigere mich, aufzugeben‘ oder ‚Tu einfach dein Bestes und mach dir keine Sorgen‘ sehr persönlich“, erklärt Carsten dazu. „Es gibt aber immer noch genügend Dinge, die einen nerven. Das reizt dann mehr, darüber zu schreiben, als nur über die guten Sachen. Wobei es bestimmt auch mal reizvoll wäre, nur Positives aufzugreifen.“
Doch soweit sind SUPERPUNK noch nicht. Im Moment beschäftigt man sich lieber mit Themen wie dem Untergang der Bismarck. „Ich habe mal was über diese Schlacht gelesen und bekam da die Idee, von einem britischen Matrosen, der direkt auf dieses mächtige und angeblich unsinkbare Schiff losgelassen wird, um dieses Monstrum zu vernichten. Da bot sich die Sichtweise des kleinen Männchens gegen das riesige Ungetüm für einen Text an.“ Das Bild scheint im ersten Augenblick unpopulär, funktioniert aber bestens. Doch gerade diese Momente machen SUPERPUNK so einzigartig, auch wenn sie sich den kommerziellen Durchbruch dadurch sicherlich selbst ein wenig verbauen. Denn dass Northern Soul auch heute die große Masse erreichen kann, hat nicht zuletzt das FRANK POPP ENSEMBLE eindrucksvoll bewiesen. Doch da wollen SUPERPUNK gar nicht hin. „Das ist ja sehr perfekte Musik mit Dancefloor-Beats, die wir nie nutzen würden. Vielleicht sind wir für den Mainstream dann doch noch zu garagig. Außerdem hat das FRANK POPP ENSEMBLE eine Sängerin, die richtig singen kann. Ich bin dagegen ein so genannter Zwei-Ton-Sänger. Da hat man es in den Charts etwas schwieriger.“