THERMALS

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Alles etwas schneller

Sub Pop, zweifelsohne eines der Labels, dem jeder etwas abgewinnen kann. Einspruch? Wohl kaum, auch wenn seit der goldenen Seattle-Ära der frühen 90er der monströse Weltruhm einer Band ausbleibt. Zugegeben, die letzten Jahre waren eher ruhig und die Trennung der grandiosen MURDER CITY DEVILS sitzt heute noch tief. Linderung des Schmerzes erfolgt dann endlich im Frühjahr des vergangenen Jahres, als eine Platte mit einem brennenden Etwas auf dem Cover Herzen in Flammen setzt und, so scheint es, Sub Pop aus seinem Dornröschenschlaf wach küsst. Es folgen THE SHINS, CONSTANTINES und CATHETERS. Und jetzt, ziemlich genau ein Jahr später, erneut eine Platte dieser Band und wieder Feuer. Auf dem Cover, in den zwölf Songs und auch wieder in meinem Herz. Ladies and Gentlemen, hier sind THE THERMALS aus Portland, Oregon, Trio des Jahres 2004!

Hutch Harris, seines Zeichens Kopf, Sänger und Gitarrist der THERMALS wirkt gehetzt. Wenig verwunderlich, denn sowohl auf dem Debüt „More Parts Per Million“ als auch auf dem aktuellen Werk „Fuckin A“ spielt man das gute Dutzend Punk-Rock-Garage-Lo-Fi-Indie-Songs, das Trio nennt es selbst No-Fi, in unter dreißig Minuten. Aber auch in Sachen Produktion, übrigens saß mit Chris Walla der Gitarrist und Produzent von DEATH CAB FOR CUTIE ein zweites Mal hinter den Reglern, galt das Motto „Eile vor Weile“. „Ich bin wohl eher ein ungeduldiger Typ“, räumt Harris nüchtern ein. „Wir haben an einem Montag mit den Aufnahmen zu ‚Fuckin A‘ begonnen und waren mit dem Mischen der Stücke bereits Freitagnacht fertig. Ich mag keine langen Aufnahmeorgien, denn die Kreativität geht verloren, je länger man an einzelnen Songs arbeitet. Wir wussten genau, wie die Songs klingen sollen und haben sie so alle in dreieinhalb Tagen live einspielen können.“
In Sachen Produktion dürfte wohl auch der wesentliche Unterschied der beiden Alben gefunden sein. Nahm man das Debüt im eigenen Heimstudio, dem „Moss Motel“ auf, so suchten sich THE THERMALS für die Arbeit an „Fuckin A“ ein amtliches Studio um „alles etwas mächtiger“ wirken zu lassen. Bei den Inhalten der Stücke und auch bei der Musik ist hingegen alles beim Alten, meint jedenfalls Hutch. Die Kosten sind dagegen rund zehnmal so hoch wie für die Aufnahmen zu „More Parts Per Million“, und die betrugen immerhin schon 60 Dollar. Der Nachfolger zu „Fuckin A“, so Harris, ist bereits für Sommer 2005 geplant. Klingt ein wenig nach GUIDED BY VOICES, doch den Thron der Indie-Heroen wollen THE THERMALS nicht für sich beanspruchen. Noch nicht.
Schnelligkeit zieht sich schon seit Stunde Null im Frühling 2002 durch die Geschichte der Band. Hutch, Kathy und Jordan gründen die THERMALS als Nebenprojekt zu ihren anderen Bands – von denen existiert heute keine mehr –, und bereits sechs Monate später hat man einen Deal über drei Platten mit Sub Pop an Land gezogen. Der Frontmann erinnert sich: „Ben Gibbard von THE POSTAL SERVICE und DEATH CAB FOR CUTIE gab den Leuten von Sub Pop ein Demo von uns. Bevor wir überhaupt ein Konzert gespielt hatten, waren wir quasi gesignet.“
Fragt man Hutch Harris nach einer eigenen Beschreibung seiner Platte, die Antwort fällt schlicht und treffend aus: „Fuckin A!“ Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht, und außerdem hat man es einmal mehr eilig, denn neben der Tour warten ja bereits die Aufnahmen zur dritten Platte, obwohl man sich bei der etwas mehr Zeit nehmen möchte. Trotzdem, wir sehen und hören die THE THERMALS dann wohl schon wieder in den nächsten Monaten. Gut so!