DONNAS

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Grown up or blown up

Die DONNAS mochte man doch immer für ihren schönen, melodischen Pop-Punkrock, der das gewisse Quäntchen Wumms und den RAMONES-Einfluss wahrte. Geradlinige, melodische Songs, Ohrwürmer wie etwa „40 boys in 40 nights“ vom 2001er Album „Turn 21“. Nun, diese Ära der DONNAS scheint vorbei zu sein. Das sechste Album der Band, „Gold Medal“, klingt zwar immer noch nach den DONNAS, aber die vier Damen präsentieren sich auf der Platte anders zuvor. Einerseits haben die vier ihre Namensspielchen beendet und so hat man es nicht mehr mit Donna A., Donna C., Donna F. und Donna R. zu tun, sondern mit Brett Anderson (Gesang), Maya Ford (Bass), Torry Castellano (Schlagzeug) und Allision Robertson (Gitarre). Andererseits ist „Gold Medal“ ein weitaus vielschichtigeres Album als „Turn 21“ oder gar das 2003er Major-Debüt der Damen, „Spend The Night“.

„Unsere Entwicklung hat einen einfachen Grund“, holt Maya Ford am Telefon aus, „es wurde langweilig, immer die gleichen Songs zu spielen.“

Das klingt nach einer sehr simplen Erklärung für ein sehr gut gelungenes Rockalbum. Warum Rockalbum? Die Punkrock-Einflüsse sind bei den DONNAS zwar immer noch hörbar, im Gegensatz zu „Spend The Night“ sind die Songs auf „Gold Medal“ aber sehr viel pfiffiger strukturiert, abwechslungsreicher und tiefer gehend. So hört man mit „It’s so hard“ einen schönen Midtempo-Ohrwurm, den man von den DONNAS nicht erwartet hätte. Viel zu schön war doch das Bild der vier Mädels, die sich poppigem Punkrock, der der Highschool nicht entwachsen will, verschworen haben, ohne weitere musikalische Spielchen auszuprobieren. Analog zu „It’s so hard“ überraschen auch der Titeltrack, der durch einen akustischen Beginn ungewohnt ruhig wirkt, und „Revolver“, ein dunkler Song der Platte.

„Die Platte ist sehr viel persönlicher als alles, was wir vorher gemacht haben. Ich muss zugeben, dass wir uns hingesetzt und bewusst versucht haben, etwas anderes zu machen. ‚Turn 21‘ und ‚Spend The Night‘ haben wir einfach runter geschrieben. Sobald ein Song fertig war, haben wir ihn abgelegt und für fertig erklärt. Für ‚Gold Medal‘ haben wir viel herumprobiert. Für einen Song haben wir mehrere Gitarren- und Basslinien sowie mehrere Texte geschrieben. Darüber hinaus haben wir mit einigen Arrangements herumhantiert. So haben wir jeden Song nach und nach entstehen lassen.“

Was man dem Album deutlich anhört. „Gold Medal“ ist eine Platte, die man sich mehrmals anhören muss, um Zugang zur Musik zu finden. Beim ersten Hören ist man irritiert. Beim zweiten Hören beginnt sich die Platte aber zu entwickeln. So klischeehaft das klingt, es scheint, als ob die DONNAS so langsam aber sicher erwachsen werden. So schade das auch ist – denn schließlich wollen wir die Ohrwürmer von „Turn 21“ und „Spend The Night“ nicht vergessen.

„Ach hör auf“, lacht die Bassistin.
„Viele sagen, dass wir jetzt keine Girlie-Band mehr sind, was ich für Schwachsinn halte. Denn wir waren nie eine Girlie-Band. Lies dir unsere Texte durch, dann wirst du merken, dass wir nicht zimperlich sind. Wir haben schon immer über Trinken, Feiern und Jungs abschleppen gesungen. Wenn du es so willst, waren die DONNAS deswegen seit jeher männlicher als viele Männer-Combos. Nur auf ‚Gold Medal‘ geht es nicht mehr so viel um diese Themen.“ Richtig! Anstelle von allerlei Vergnügungen geht es auf dem Album um tiefer gehende zwischenmenschliche Beziehungen und persönliche Erfahrungen. Und für die Thematik des Titeltracks hat man sich die Heimatstadt ausgesucht. „Oh ja, ‚Gold medal‘ ist ein ‚Fuck you‘ an San Francisco. Wir leben dort zwar, haben aber nie wirklich in die Stadt gepasst. Auch unsere Hometown-Shows machen nicht wirklich Spaß.“

Na dann, auf nach Europa! Hier freut sich wenigstens einer, die Vier 2005 live zu sehen!