NOW-DENIAL

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Condition Portland

THE NOW-DENIAL ist die beste deutsche Antwort auf Bands wie TRAGEDY, SEVERED HEAD OF STATE und FROM ASHES RISE. THE NOW-DENIAL setzen sich aus ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten DURANGO 95 zusammen und haben bereits mit dem Debüt „Truth Is On Fire“ und ihren unglaublichen Liveshows bewiesen, dass da etwas Besonderes auf uns zukommt. Das neue Album „Viva Viva Threatening“ vermag aber sogar noch die schon hohen Erwartungen im Vorfeld zu toppen. In den Staaten wird diese Art Musik schlichtweg Punk genannt, in hiesigen Breitengraden würde man den Stil wohl als Thrash-Core bezeichnen. Philip und Chris von THE NOW-DENIAL berichten über die Entstehung der Band, ihr Verständnis von Musik und ihr Anliegen.

Wenn man, wie ich, eine Band wie THE NOW-DENIAL bisher total verpasst hat, und nun erst mit „Viva Viva Threatening“ kennen lernt – was sollte man über euch und eure Vergangenheit als Band unbedingt wissen?

Chris:
„Wer uns verpasst hat, ist selber schuld ... THE NOW-DENIAL sind Sören am Gesang, Phil am Bass, Robin an der Gitarre, Jens an der Gitarre, und ich am Schlagzeug. Von 2001 bis 2002 hatten wir noch Hans von HILLSIDE als Gitarristen, haben danach bis November 2004 mit einer Gitarre gespielt, und haben jetzt unser Nesthäkchen Robin, ehemals SURF NAZIS MUST DIE und FORCE OF CHANGE, mit dabei. Vor der neuen Platte gab es noch die ‚Truth Is On Fire’-LP/CD und zwei Genua/Göteborg-Benefit-Split-Singles mit SEEIN‘ RED und HIGHSCORE. Und manchmal können wir sehr unterhaltsam sein ...“
Philipp: „Wir sind eigentlich jedes mal sehr unterhaltsam! Quasi nicht nur was für die Ohren, sondern auch fürs Auge.“

Wie habt ihr euch kennen gelernt? War von vornherein klar, welche Art von Musik ihr machen würdet?

Chris:
„Sören, Phil, Jens und ich kennen uns schon sehr lange, ungefähr zehn Jahre. Zu der Zeit haben alle von uns in anderen Bands gespielt. Sören war bei BUOUANCY, Jens und Phil bei HYBRIS. Mit Phil habe ich auch bei ENFOLD und DURANGO 95 zusammen gespielt, mit Sören zeitweise bei ENFOLD. Nach dem Ableben von ENFOLD, BUOUANCY und HYBRIS hatten wir Lust, was Neues zu machen, und THE NOW-DENIAL ist als Projekt von uns angedacht worden. Wir hatten schon eine klare Vorstellung von der Sache. Es sollte schnell und direkt sein. Hans wollte zu der Zeit noch was außer HILLSIDE machen, und ist mal mit zur Probe gekommen. Unser erstes Lied war nach einer halben Stunde fertig, ‚The modern crusade‘, das spielen wir auch immer noch live.“

Rein musikalisch stehen THE NOW-DENIAL offenbar in der Tradition von Bands wie HIS HERO IS GONE, TRAGEDY, SEVERED HEAD OF STATE und FROM ASHES RISE. Seht ihr das ähnlich?

Philipp:
„Die von dir aufgezählten musikalischen Referenzen passen schon, zumindest kann man von diesen Bands am ehesten die Brücke zu THE NOW-DENIAL schlagen.“
Sören: „Ich glaube, da liegt bei uns der Hase im Pfeffer. Die Basis Portland steht zwar irgendwie im Raum, aber beschränken könnte ich keinen von uns darauf. Ich fände das auch viel zu langweilig, da ich selbst die unterschiedlichsten Sachen höre.“

In den Staaten wird die Art Musik, die ihr macht, ja schlichtweg Punk genannt. Hier müht man sich mit Begrifflichkeiten wie z.B. Crustpunk ab. Wie würdet ihr selbst den Stil von THE NOW-DENIAL bezeichnen?

Chris:
„Ich denke, wir passen schon ganz gut in die Portland-Punk-Ecke. Ist aber im Endeffekt auch ziemlich egal. Wenn man sich eine typische NOW-DENIAL-Show anschaut, sieht man meistens ein sehr gemischtes Publikum. Es scheint also nicht nur der Crust-Abteilung zu gefallen.“
Philipp: „Ich finde Punk als Klassifizierung schon recht gut. Ist ja auch mehr eine Einstellungssache, was sich höchstens sekundär an ‚Äußerlichkeiten‘ wie Musik, Outfit oder so was festmachen lässt. Wie steht das noch in unserem Info, wenn ich es korrekt aus dem Englischen übersetze: Zu gut angezogen für Crust, zu intellektuell für Hamburger Schule, zu besoffen für Straight Edge, zu politisch für Deutschpunk!“

Es ist klar, dass THE NOW-DENIAL mehr als Musik ist. Mal zum Stichwort „Musik als Aussage“: Ich würde euch unterstellen, dass euch eure Texte ebenso wichtig sind wie die Musik. Worin besteht die Hauptintention eurer Texte?

Chris:
„Wir machen nun mal Punk, und meines Erachtens ist da eine gewisse Aussagekraft essenziell.“
Sören: „Ob die Texte ebenso wichtig sind wie die Musik, möchte ich mal dahingestellt lassen. Wichtig sind sie, aber eher als Ventil für mich, als Ausdrucksmittel. Die Texte haben ja fast alle einen persönlichen Blickwinkel, so dass mein Hauptaugenmerk nicht auf dem Sendungspotential liegt. Wenn jemand durch die Texte verärgert, inspiriert, berührt oder was auch immer wird, dann ist das ein Bonus. Einen aufklärerischen Anspruch haben sie nicht, sonst würde ich sie auch anders schreiben. So sind sie für mich perfektes Gegenüber zur Musik, zu meinem Empfinden der Musik und der gesellschaftlichen Lebensrealität, und unterm Strich vielleicht als Angebot zur Auseinandersetzung mit den angerissenen Themen zu verstehen. Das Einzige, was ich vehement einfordere, ist, dass die Leute ihr Gehirn gebrauchen, denn Apathie und Gleichgültigkeit kotzen mich an.“

Wo genau seht ihr als Band da eure Aufgabe?

Chris: „Ich sehe uns nicht als Band, die eine bestimmte Aufgabe hat, oder wie immer man es nennen mag. Die Inhalte, die wir transportieren, sind, seitdem es Punk gibt, Thema. Mal persönlicher, mal nicht. Wenn irgendwer was mit dem anfangen kann, was NOW-DENIAL textlich von sich geben, dann ist das super. Wenn jemand ein Textblatt vom Konzert mitnimmt und sich in irgendeiner Art verstanden und bestätigt fühlt, ist das auch super.“
Sören:„Wie schon gesagt, kann jeder Mensch nur selbst entscheiden, ob er Bock auf Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der Realität oder mit uns und unseren Texten hat. Unser Ausdrucksmöglichkeiten durch Musik, Performance und Text ist heterogen genug, um Anknüpfungspunkte zu finden. Mehr als dieses Angebot kann es von uns nicht geben. Na gut, den Stinkefinger gibt es schon ab und zu mal ins Gesicht, aber auch eher, um meine Aggressionen herauszulassen, und nicht, um zwingend irgendwen aufzurütteln.“

Gibt es einen Grundgedanken oder eine bestimmte Idee hinter eurem Album „Viva Viva Threatening“?

Sören:
„Da die Lieder und Texte über einen ziemlich langen Zeitraum entstanden sind, wäre es glatt gelogen, wenn ich behaupten würde, dass es ein Gesamtkonzept oder einen Grundgedanken geben würde. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ‚Viva Viva Threatening‘ so etwas wie eine Überschrift für das Album sein kann. Deshalb heißt es ja auch so. Unsere Zeit hat in allen Belangen etwas Bedrohliches, Verunsicherndes. Und unser Unbehagen diesbezüglich zieht sich durch das Album wie ein roter Faden.“
Und was wollt ihr mit der Band noch alles erreichen?
Chris: „Wir sind uns einig, dass wir keine Musik machen, die in irgendeiner Weise auch nur annähernd massenkompatibel ist. Deswegen fischen wir weiter in unseren Gewässern und machen das, was uns als sinnvoll erscheint. Geplant sind ein paar Sachen, etwa nach Finnland und England zu fahren, und eventuell auch nach Übersee. Mal sehen, was 2005 so bringt. Ich muss auf jeden Fall wieder aufhören zu rauchen.“
Sören: Es ist schon fantastisch, welche Ecken wir mit der Band bereisen konnten. Wenn da noch ein paar dazu kommen, bin ich zufrieden.“