AUDREY

Foto

Die Mädchen und der Wald

Ich war sehr überrascht, als ich zum ersten Mal von AUDREY hörte. Ich erwartete irgendwie noch so eine All-Girl-Band, die Punkrock spielt und wild sein will, aber was ich dann zu hören bekam, waren zwei wundervolle Demo-Songs, irgendwo zwischen LOW und CAT POWER mit dieser unverwechselbaren schwedischen Melancholie. Drei Monate später bekam ich die fertige EP geschickt und war verzaubert. Fünf wundervolle Songs, passend zum Herbst und meiner derzeitigen Stimmung. Dieses erste Release und die anstehende Tour sollten genug Anlass zu diesem Interview sein, um viel mehr Leute auf diese junge Band aufmerksam zu machen.

AUDREY sind Emelie Molin, Rebecka Kristiansson, Anna Tomlin und Victoria Skoglund. Wir spielen nun seit zwei Jahren zusammen. Am Anfang waren wir nur zu dritt, aber es fehlte etwas. Dann kam Emelie dazu und es passte alles zusammen. Von da an waren wir AUDREY. Wir alle spielten zuvor in anderen Bands, aber erst jetzt können wir uns so verwirklichen und genau das machen, worauf wir Lust haben. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, meint Victoria, Sängerin und Gitarristin bei AUDREY. Auf einem guten Weg sind sie definitiv. Hierzulande hat fast so gut wie noch niemand Notiz von ihnen genommen, das sieht in Schweden aber schon ganz anders aus: „Es ging hier alles sehr schnell für uns und ich hoffe, dass es erst der Anfang ist. Zur Zeit arbeiten wir gerade an neuen Songs für ein Album, außerdem an einem Video für ‚Box and fights‘, dem ersten Song auf unserer EP. Release-Date für das Video ist Februar/März. Danach werden wir uns auf unsere erste zweiwöchige Europa-Tour begeben und bis zum Sommer so viel spielen wie möglich. Wir sind froh, mit Tenderversion ein musikalischen Zuhause gefunden zu haben. Tenderversion ist ein neues, sehr kleines Label und alles ist sehr familiär. Es ist uns wichtig, mit Menschen zu arbeiten, die du selbst kennst, denen du vertrauen kannst und die dich in musikalischer Hinsicht verstehen.“

Wie Recht sie damit hat. Ich komme auch noch einmal auf dieses Vorurteil zu sprechen, dem ich ja auch vor dem ersten musikalischen Kontakt mit AUDREY erlegen war und frage, ob sie oft damit konfrontiert werden, und ob es irgendwelche Unterschiede für sie selbst macht, dass die Band aus Mädchen besteht? „Nein, nicht wirklich. Manchmal nach einem Konzert passiert es uns, dass das Publikum etwas schockiert ist, da die meisten etwas anderes erwartet haben, da wir nicht wie die typische ‚Girl-Band‘ klingen und keinen ‚Girl-Punkrock‘ spielen. Aber um ehrlich zu sein, sind wir froh, das Publikum auf diese Weise etwas zu ‚schockieren‘.“

Dass Schweden für qualitativ hochwertige Bands bekannt ist, ist hinlänglich bekannt, aber trotzdem sind AUDREY nun nicht die typische schwedische Band. Ich frage Victoria nach Einflüssen, die zum musikalischen Klangbild beitragen. „Wir alle haben verschiedene Einflüsse, die wir in unsere Musik einfließen lassen. Aufgewachsen sind wir mit Hardcore und Punk, aber auch mit Dance und Pop, und das alles beeinflusst uns. Viel größeren Einfluss haben all die Dinge um uns herum: die Stadt, der Wald, Gemälde und Bücher. Ich zum Beispiel vergleiche AUDREY mit Bands wie TRAIL OF DEAD, SONIC YOUTH oder BLONDE REDHEAD, auch wenn wir uns nicht nach einer der genannten Bands anhören. Ich mag es, wie sie sich ausdrücken und sie geben mir Kraft, das zu tun, was ich tue. Aber nur all das zusammen treibt mich und die Band voran.“ Im Februar kann man sich selbst überzeugen, denn dann sind AUDREY auch hier live zu sehen.