MOVEMENT

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Giving music „a bit more bite“

Nach knapp zwei Jahren kommen die Dänen THE MOVEMENT mit einem neuen Album zurück. „Revolutionary Sympathies“ nennt es sich, und als allgemein bekannte Mod-Band mit akzeptabler politischer Einstellung drehen sich die Lyrics wieder einmal um den Konflikt zwischen der Arbeiterklasse und Oberschicht, aber auch, nicht zu vergessen, um den Spaß an der Musik selbst. Tanzen soll das Volk. MOVE! Themen, über die ich mich mit Sänger Lukas im Biergarten des Kölner Undergrounds ausließ.

Die neue Platte setzt sich wie der Vorgänger „The Move“ mit politischen Themen auseinander. „Karl Marx“ heißt das erste Stück auf der Platte. Was für eine Intention steckt hinter dem Album?


„Wir versuchen so gut wie möglich, unsere politische Einstellung in die Platte einzubauen, ohne dabei extrem zu wirken. Zunächst steht natürlich der Spaß im Vordergrund, sowohl für uns als auch für das Publikum. Wenn die Leute aus sich rausgehen und eine netten Abend haben, sind wir auch zufrieden. Aber wenn du ein tanzbares Lied hast, das du mit ‚Karl Marx‘ ankündigst, dann hoffen wir natürlich, die Leute dazu zu verleite, sich mit diesem Menschen und mit Politik überhaupt auseinanderzusetzen. ‚Revolutionary Sympathies‘ scheint ein viel größeres Spektrum an Leuten anzusprechen, was selbstverständlich auch die Absicht war. Die Texte sind auch viel einfacher zu entschlüsseln und die Musik ein wenig poppiger. Wir haben auch Liebeslieder auf dem Album. ‚Little Rain‘ zum Beispiel, wo es ganz klar um Liebe geht, in diesem Fall um die komplizierten Erfahrungen. Ich finde, es ist wichtig, dass man auch diese Themen mit einbezieht. Es gibt zu genüge Bands, die nur die politische Seite raushängen lassen. Wir wollen alles vermischen, immerhin können wir alle uns ebenso wenig von der Politik fernhalten, wie von der Familie und den Beziehungen, die man so eingeht. Beide Seiten sind immer problematisch, aber man muss sich dem gegenüberstellen. Es sind auch nicht irgendwelche bestimmten Ereignisse, die ich in den Nachrichten über diverse Aufstände etc. wahrnehme und mich dann darüber in den Songs auslasse ... Es ist viel mehr so, dass Dinge sich einfach ereignen, ob man es will oder nicht. Auch bezogen auf die Intention der Platte. Einige wenige verstehen vielleicht gar nicht die Message hinter den einzelnen Liedern. Das Publikum hat sich zum Beispiel während der ersten Tour und der jetzigen stark verändert. Damals waren sehr viele junge Leute dort, während mittlerweile der Altersdurchschnitt gestiegen ist. Die politische Situation verschärft sich überall immer mehr und das Interesse der Leute an einer Musik, die sich damit auseinander zusetzen versucht, steigt. Es passiert wie gesagt einfach und ich bin froh, dass wir dazu beitragen können, dieses Interesse und ein kritischeres Denken zu entwickeln.“

Wie sieht es denn bei dir selbst aus? Du bist ja nun schon seit Anfang der 90er dabei. Hat sich deine Haltung im Laufe der Zeit gewandelt?

„Nun, ich habe in relativ vielen Bands mitgespielt, ob Punk oder Rock’n’Roll. Die Message hat sich oft gewandelt oder besser gesagt weiterentwickelt. Schon allein die Masse an Leuten, die man kennen lernt, lassen einen viele Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Das prägt einen natürlich und man möchte die neu ergatterten Sichtweisen unter die Menschen bringen. Dies ist ja auch der Grund, wieso Musik überhaupt vertrieben wird – man hat etwas zu sagen. Wir bekommen E-mails unter anderem von normalen Arbeitern oder ehemaligen Nazis, die im Knast sitzen. Denen geht die Problematik, die wir behandeln, richtig nahe und der Ehrgeiz unsererseits steigt wieder. Durch so was festigt sich die Einstellung auch bei mir, und ich kann mich Abends auf die Couch setzen und weiß, dass das, was wir als Band tun, einen Sinn hat.“

Ich habe kürzlich in der Zeitung gelesen, dass es wieder ein paar Aufmärsche von Rechtsradikalen in Dänemark gab. Dort ist es ja erlaubt, nationalsozialistische Symbole zu benutzen, derartige Musik zu spielen und der Staat unterstützt sogar mit 10.000 Euro im Jahr diese rechten Radiosender ...

„Ja, es ist wirklich absolut absurd. Immerhin wird das von den Steuern finanziert. Seit dem Krieg in Dänemark gibt es ein großes Netzwerk von Antifaschisten, die Demonstrationen organisieren. Es tauchen dann sehr viele rechtsradikale Gruppierungen auf und die Mehrheit scheint es nicht zu stören. In Schweden ist es genau dasselbe, nur geschieht es da mit einem größerem Ausmaß und das Internet und diese Radiopropaganda trägt viel zu dieser Scheiße bei. Auf Veranstaltungen taucht die Polizei dort auf, wo die Rechten in der Minderheit sind, die haben dann natürlich wenig Chancen. Aber die Legalität an sich ist das Schlimme, weil es eine freie Basis bietet und es kaum kontrollierbar ist, wer, wo, durch wen beeinflusst wird.“

Lass uns mal über Mods reden, über euer Bühnenoutfit und die Show, die ihr fast jeden Abend bietet.

„Das Tolle dabei ist, dass man Punk, Rock und Motown sehr gut miteinander kombinieren kann. Es gibt nicht viele Bands, die sich in dieser Richtung austoben. THE JAM und THE CLASH waren da eine Inspiration. Abwechslung in der Musik ist wichtig. Wir lieben auch die Mode, die sich in der Zeit entwickelt hat. Keiner ist wirklich an Mode interessiert, es ist einfach nur bequem, Anzüge zu tragen, und es hat auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Zur Zeit kommen wir nicht zum Waschen, also hängen wir die Sachen an die frische Luft. ‚Clean living under difficult circumstances‘, sagt der Mod und so soll es auch sein.“