PETER PAN SPEEDROCK

Foto

Speedrocker können das!

Eindhoven, Holland: Der vor einigen Jahren aufkommende „Eindhoven Rock City“-Boom ist etwas zurückgegangen, die Stadt ist wohl nicht mehr das, was man sich unter einem europäischen Detroit vorstellt. Aber sie passt mit ihrem rauen Charme zum harten und schnellen Sound der drei Geschwindigkeitsfanatiker von PETER PAN SPEEDROCK. Peter van Elderen (Gesang, Gitarre), Bart Nederhand (Schlagzeug) und Bart Geevers (Bass) spielen sich mit ihrem neuen Album „Spread Eagle“ schneller als zuvor in die Gehörgänge eines andächtig lauschenden Publikums. Irgendwo zwischen ZEKE, AC/DC und MOTÖRHEAD schaffen sie es mit der nötigen Power und Geschwindigkeit einen eigenen Hardcore-Speedrock-Sound zu spielen, der es in sich hat. In Folgenden leiht uns Bartmann aka Bart Geevers, Bassist von PETER PAN SPEEDROCK, sein Ohr und versucht, auf das Beste die Fragen zu beantworten, die das neue Album im Besonderen und kosmopolitische Weltlage im Allgemeinen an den Rock’n’Roller an sich stellt.

Ihr seid gerade mit einem neuen Album am Start. Gibt es ein paar Dinge, die man dazu wissen sollte?

„Einige Dinge zuerst: Das Album ist lauter und schneller als unsere vorherigen Platten. Es wurde in Schweden von Tomas Skogsberg aufgenommen und produziert. In der Vergangenheit haben sich die Leute manchmal darüber beschwert, dass unsere Studioaufnahmen nicht genauso viel Energie und Power wie unsere Live-Shows haben. Mit ‚Spread Eagle‘ haben wir genau dieser Kritik entgegengewirkt. Tomas Skogsberg hat sich darum gekümmert, dass unser Sound auf dem Album so rüberkommt, wie wir es immer wollten. Diesmal haben wir es geschafft, die raue und energiegeladene Atmosphäre der Live-Auftritte auf die Platte zu bannen. Außerdem ist es das erste Mal, dass wir alle Aufnahmen getrennt voneinander gemacht haben.“

War es für euch schwierig, einem so starken Album wie „Lucky Bastards“ nachzueifern?

„Nein, nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Oder auf jeden Fall nicht schwieriger, als bei jedem neuen Album. Wenn wir an einer neuen Platte arbeiten, denken wir dabei nicht an unsere letzten Aufnahmen. Aber nicht, weil wir die ganze Zeit krampfhaft versuchen, nicht daran zu denken, sondern weil es einfach anders funktioniert. Und das ist auch ganz gut so, denn damit vermeiden wir das Risiko, uns immer wieder selbst zu kopieren.“

Und die Kompilation von euren älteren Sachen „Loud Mean Fast & Dirty“ – sollte die euch ein wenig Zeit für das neue Album verschaffen?

„Nein, nicht unbedingt. Die Idee für ‚Spread Eagle‘ kam von Bitzcore, unserem Label außerhalb der Benelux-Staaten. Als Bitzcore ‚Lucky Bastards‘ als erstes PETER PAN SPEEDROCK-Release herausbrachte, wollten sie auch eine Art ‚Early Years‘- oder ‚Pre-Bitzcore‘-Compilation veröffentlichen. Da gab es eine Menge Material, aus dem man auswählen konnte. Wir hatten zum damaligen Zeitpunkt schon vier Studioalben und jede Menge anderes Zeug in den Benelux-Ländern herausgebracht.“

Was ist für euch das Neue, die „Zulage“, die ihr bei „Spread Eagle” draufgelegt habt?

„Wenn ich drüber nachdenke, gar nicht so viel, da gibt es keine einschneidenden Änderungen in der musikalischen Richtung oder so. Und genau wie bei den vorherigen Alben auch, sind 13 Songs auf diesem Album. Allerdings ist der Sound diesmal wesentlich besser, härter und aggressiver, und ich glaube, auch das Songwriting ist besser geworden. Aber wirklich neu ist, dass die Texte ernsthafter geworden sind. Wir haben einige für uns wichtige und neue Themen aufgegriffen und mehr Wut und Ärger rausgelassen, als auf jedem anderen Album zuvor. Aber keine Angst, da sind immer noch genügend Songs über nackte Chicks, Bier, schnelle Autos, illegale Substanzen und anderen coolen Shit auf dem Album.“

Gibt es eigentlich so etwas wie einen kreativen Kopf bei PETER PAN SPEEDROCK?

„Nein, so etwas gibt es bei uns nicht. Am kreativen Prozess sind eigentlich alle drei Bandmitgliedern gleichermaßen beteiligt. Vielleicht schreibt der eine mal mehr Lyrics und ein anderer von uns bringt mehr Ideen für Riffs und Drumbeats ein, aber eigentlich ist es schon ein gemeinschaftlicher Prozess, an dem alle beteiligt sind.“

Was entsteht zuerst, wenn ihr Songs schreibt? Text oder Musik? Wer macht was?

„In neun von zehn Fällen entsteht zuerst die Musik. Meistens kommt Peter mit ein paar neuen Gitarrenriffs in den Probenraum und hat eine ungefähre Skizze von einem Song dabei. Von diesen Grundideen ausgehend arbeiten wir so lange an dem Material, bis wir einen fertigen Song haben. Dann brauchen wir natürlich den passenden Text für die Musik. In unserem Fall ist es am schwierigsten, anständige Texte zu schreiben und daher schaffen wir das meistens immer erst in der letzten Minute, den Text fertig zu stellen. Ich glaube, dass wir den Druck brauchen, um uns die Lyrics aus den Rippen zu leiern.“

Was inspiriert euch?

„Musikalisch kann das alles Mögliche sein. Manchmal ist es nur das Klimpern auf der Gitarre und es hört sich irgendwie interessant an. Oder zum Beispiel beim Geschirrspülen fällt einem plötzlich etwas ein, direkt aus dem Nichts. Normalerweise schreibe ich so etwas auf und schaue, ob ich daraus etwas machen kann. Die andern beiden ziehen es vor, miteinander zu jammen, um auf neue Ideen zu kommen. Aber manchmal passiert es auch, dass man zu Hause sitzt und plötzlich inspiriert ist und einen ganzen Song in einem Stück herunter schreibt – zwei solcher Stücke sind auf ‚Spread Eagle‘. Wenn es an die Texte geht, kommen die Ideen von überall. Eine Zeile aus einem Film kann die Basis für einen Liedtext sein, oder ein einzelnes Wort, das man aufgeschnappt hat. Dinge, die um einen herum passieren, was auch immer. Vor allem, wenn man angepisst ist, sich über etwas ärgert – das ist immer eine gute Ausganglange, um einen Song zu schreiben!“

Hast du neben der Musik noch andere Sachen zu tun, z. B. einen anderen Job?

„Seit drei Jahren ist es uns möglich, von der Musik zu leben, was wirklich großartig ist. Es ist das Beste, was man sich vorstellen kann! Außerdem finde ich noch genug Zeit, um Layouts für andere Bands zu machen, T-Shirts und Coverart. Vor allem natürlich für PETER PAN SPEEDROCK, aber auch für Band wie MAD SIN, DISCIPLINE, THE BUTCHER, HEIDEROOSJES, DEMENTED ARE GO! oder JUDASVILLE. So lange es um Rock’n’Roll geht ...“

Habt ihr ein bestimmtes Studio oder nehmt ihr immer woanders auf?

„Wir arbeiten in verschiedenen Studios und mit verschiedenen Produzenten zusammen. In der Vergangenheit haben wir vor allem hier in Eindhoven aufgenommen, in den Void-Studios. Auch in Belgien haben wir schon unsere Stücke eingespielt. Wir haben mit Produzenten wie Pieter Kloos – 7ZUMA7 –, Theo van Rock – ROLLINS BAND – und Kurt Bloch – DEVILDOGS, SUPERSUCKERS, NASHVILLE PUSSY. Für unser letztes Album ‚Spread Eagle‘ sind wir den ganzen Weg nach Schweden gefahren, um mit Tomas Skogsberg – HELLACOPTERS, ENTOMBED, BACKYARD BABIES – das Album zu produzieren. Wir haben uns bereits dafür entschieden, auch das nächste Album mit ihm zusammen zu machen. Er weiß einfach ganz genau, wie man unseren Sound hinbekommt!“

Wie fing es eigentlich an mit PETER PAN?

„Peter hat die Band vor ungefähr zehn Jahren gegründet. Er hatte in verschiedenen Bands vorher gespielt und hatte schon vor PETER PAN für eine Weile eine eigene Band. Dann hat er aber eine neue Band gegründet, fragte Bart, ob er Schlagzeug spielen würde, und Bob kam am Bass dazu. Alles ging ziemlich schnell und anderthalb Jahre später erschien schon das erste Album ‚Peter Pan‘ bei Virgin Records. Auf jeden Fall hat sich das Label überhaupt nicht um das Album gekümmert – sie waren zu sehr damit beschäftigt, während dieser Zeit die SPICE GIRLS zu promoten, glaube ich –, so dass sich nur 200 bis 300 Kopien verkauften. Die Platte wurde umgehend eingestampft und die Band verließ das Label. Dafür liefen die Live-Auftritte wesentlich besser. PETER PAN hatte damals so viele Auftritte, dass der Bassist entschied, die Band zu verlassen. Das war der Punkt, an dem ich zur Band gestoßen bin, das war vor acht Jahren. Zu dieser Zeit habe ich in verschiedenen anderen Bands gespielt – LOVESTEAKS, BANG BANG BAZOOKA –, aber nach kurzer Zeit war PETER PAN die einzige Band, in der ich noch gespielt hab. Der Sound der Band wurde härter und nach einiger Zeit haben wir uns entschlossen, SPEEDROCK an den Bandnamen dranzuhängen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.“

Für das Album „Loud“ habt ihr das „Resurrection“-Video veröffentlicht. Welche Lieder kommen in die nähere Auswahl für ein Video zur neuen Platte?

„Wir hatten einfach keine Zeit, um noch ein Video für das Album zu machen, aber wir planen ein Video für das nächste Album. Wir wissen zwar noch nicht, für welchen Song oder worum es sich in dem Video drehen wird, aber wir wissen schon, dass es von Toon Aerts gemacht wird, der schon das geniale ‚Battles across the stereo spectrum‘-Video für EL GUAPO STUNTTEAM gemacht hat.“

Ihr habt 2004 eine Split-10“ zusammen mit ZEKE herausgebracht. Wie war die Zusammenarbeit?

„Die Idee gab es schon längere Zeit, aber erst El Presidente von Bitzcore hat es denn endlich möglich gemacht. Zuerst sollte es nur eine 7“ werden, aber sie haben uns einfach richtig in unsere lahmen Ärsche getreten und dafür gesorgt, dass wir ein wenig härter arbeiteten als sonst. Und so ist es dann plötzlich eine 10“ geworden. Wir alle waren und sind Fans von ZEKE, seit die das erste Mal in Europa gespielt haben, und dann mit den Typen noch zusammen eine Split zu machen, ist absolut das Größte, glaub mir.“

Erzähl doch was über die Szene in Eindhoven. Gibt es da überhaupt noch so etwas wie eine Musikszene?

„Der Hype, der vor einigen Jahren um ‚Eindhoven Rockcity‘ gemacht wurde, ist etwas zurückgegangen. Aber die Szene ist hier noch sehr gesund. Es gibt eine ganze Reihe guter Bands hier – DISCIPLINE, 69 CHARGER, TECH 9, ROMPEPROP, THE SPADES, BANG BANG BAZOOKA – und auch einige ganz ‚neue‘ Bands wie JUDASVILLE und THE HOMOOS. Also dem Rock’n’Roll geht es hier ganz gut.“

Gibt es eigentlich ein paar Bands, mit denen du persönlich mal gerne zusammenarbeiten würdest?

„Ja, die HELLACOPTERS wären da ganz vorne auf meiner Liste. Abgesehen von ihren normalen Alben, die großartig sind, haben die auch noch jeden Menge andere coole Sachen gemacht: Coverversionen, Kooperationen und so. Meiner Meinung nach sind sie eine der am meisten unterschätzten Bands der letzten zehn Jahre. Sie hätten es verdient, viel bekannter zu sein.“

Noch was zur Musik: Was war deine erste Hardcore-Scheibe?

„Ich bin ein wenig spät zum Hardcore gekommen – wahrscheinlich war ich zu sehr damit beschäftigt, Psychobilly zu spielen, glaube ich –, aber das erste Hardcore-Album, das ich gekauft habe, war ‚Set It Off‘ von MADBALL. Ein verdammt gutes Album! Das Lustige daran ist, dass es auch das erste Hardcore-Album von Peter und Bart war.“

Zum Schluss noch was ganz anderes: Wie ist dein Verhältnis zu Autos und Autotuning?

„Wenn wir ein bisschen mehr Zeit und Geld hätten, würden wir alle Hotrods und Musclecars fahren – mein Haus ist voll mit Modellautos. Wir lieben alle Autos, besonders amerikanische und diese ganze Hotrod-Kultur und den ganzen Kram. Aber zur Zeit fahren wir jeder einen alten Mercedes, das ist eigentlich auch ganz cool.“