ROCKET UPPERCUT

Wider Independentklischees

Aus dem musikalischen Dunstkreis von ATOMIC haben sich vier Individualisten Ende 2004 in Regensburgs Studentenstadt gefunden: Bianca Haslbeck (Gesang), Bastian Schuster (Gitarre), Mäx Mühlbauer (Bass) und Melanie Westermeier (Schlagzeug). Während sich Punk hier im kleinen Rahmen etablieren konnte, ist Independent weder Fleisch noch Fisch. Schwierig, die passende Schublade zu finden, die keiner will aber scheinbar jeder braucht, sofern sie gewünscht wird.

ROCKET UPPERCUT haben sich nach einem Boxspiel benannt. Ein Schlag, der einem das Gefühl des „Outknocks“ vermitteln soll, oder wie Bianca es formuliert: „Auf die Fresse!“ Die musikalische Umsetzung besteht aus einer Mixtur von Garage, Indie, Pop, Punk, Rock und Wave, von eingängig bis wirr unter dem großen undurchsichtigen Label Independent, wenngleich sie in den Anfangstagen ihre Musik als „Dirty Garage Rock“ bezeichnet haben. Durch die Medien haben sie sich allerdings bald das Etikett Indie-Rocker aufkleben lassen. Den ersten Output gab es im März 2005 – „First Takes“. „Wegweisende Veränderungen wird es in unserer Musik nicht mehr geben“, versichert Sängerin Bianca, wenngleich auch Ausflüge in verwandte Musikrichtungen gemacht werden, wie bei „Better Than We Do“ geschehen, auf dem plötzlich Offbeat zu hören ist, hat man es doch sonst mit etwas melancholischeren oder rockigeren Klängen zu tun. Mäx erklärt, dass trotz eines gemeinsam gefundenen Konzepts, die Vielseitigkeit nicht verloren gehen soll. Ein Album, das aus Songs besteht, die sich alle gleich anhören, wird schnell langweilig und ist nicht im Sinne von Gitarrist Basti, der sich als Musikbegeisterter mit den verschiedensten Genres auseinandersetzt und so immer wieder neue Ideen für etwas andere Arrangements einbringt.
Außerdem wollen ROCKET UPPERCUT kein Klischee bedienen. „Independent ja, aber ohne Individualismus zu propagieren, der die Leute dann doch alle gleich aussehen lässt – Fassadenmenschen“, wie Bianca im Text von „Better than we do“ erkennen lässt, und zugleich widerspiegelt, dass sie sich ihrer eigenen Generation nicht wirklich zugehörig fühlt.
Als Indie-Musiker in der Oberpfalz hat man nicht nur mit mangelnden Auftrittsorten zu kämpfen, sondern auch das Problem, Gleichgesinnte zu finden. Die Kontakte erstrecken sich derzeit auf ANALOG ROCK, ATOMIC, SIDELINE und YUCCA. Das passende Publikum zu erreichen, ist angesichts der Tatsache, dass sich die Cover-Rock-Stumpf-Ist-Trumpf-Ballermann-Oktoberfest-Unkultur derzeit in diesem Breitengrad entwickelt, die selbst bei alternativen Jugendtreffs keinen Halt macht, noch ein Stück schwieriger. ROCKET UPPERCUT geht’s ums gemeinsames Feeling, mit eigener Musik etwas zu bewegen, auch wenn der Ox-Compilation-Beitrag durchaus ein finanzieller Kraftakt ist. Aber diese Bemühungen sollen belohnt werden. „Wir schreiben derzeit an neuen Songs für ein Album, das wir dann hoffentlich auch bei einem Label veröffentlichten werden. Wir sind gerade dabei, Konzerte für Ende des Jahres in Ost- und Süddeutschland zu planen“, wie ex-ATOMIC-Bassist Mäx erläutert. Bianca ergänzend: „Durch ein Label erhoffen wir uns, dass Promotion- oder Pressearbeit wegfällt. Zeit also, die uns vom eigentlichen Musikmachen abhält. Wir wollen uns einen Namen in der deutschen Indieszene machen, irgendwo zwischen Größen wie KETTCAR, NOTWIST und TOMTE.“ Die konservative Oberpfalz ist wegen ihrer spärlichen Infrastruktur in Sachen Indie und Punk die beste Schule, um Ausdauer zu üben und innovativ DIY auszuleben. Potential, das immer wieder mal genutzt wurde und vielleicht auch ROCKET UPPERCUT zu nutzen weiß.