SUZY & LOS QUATTRO

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Barcelona Pop-Punk

Barcelona, Spanien, das ist die Heimat dieser Band, die sich um perfekte Pop-Musik in bester BLONDIE- und RAMONES-Tradition verdient gemacht hat. Auf ihrem Album „Ready To Go“, vor einigen Monaten auf No Tomorrow Records erschienen trifft die Provokanz des Punk auf den entwaffnenden, unbekümmerten Charme des Pop. Zentrales Objekt der optischen wie akustischen Begierde ist natürlich Frontfrau Suzy, deren fordernde Stimme durch die famosen Arrangements der Band führt. Immer wieder setzen sie auf die betörende Wirkung ausgefeilter Backing-Vocals, wie man sie von den BEACH BOYS, aber auch von aktuellen Bands wie den SURFIN’ LUNGS und den TRAVOLTAS kennt, und garnieren damit den sowieso schon außergewöhnlichen Melodienreichtum ihrer Songs. Pop in Chucks und mit Lederjacke ist einfach unwiderstehlich, und deshalb auch dieses Interview.

Wie seid ihr denn auf diesen großartigen Namen gekommen?

Suzy Chain: „Schon Jahre bevor ich überhaupt eine eigene Band hatte, war für mich klar, dass sie SUZY & LOS QUATTRO heißen würde. Ich bin ein großer Suzi Quatro-Fan, weil sie zwar nicht so groß ist wie ich, aber sie tritt gewaltig Arsch! Außerdem mochte ich immer schon diese 60er Bandnamen mit ‚Name & the ...‘.“

Gab es irgendwelche Probleme mit Suzi Quatros Anwälten?

Suzy Chain: „Ich hoffe sehr, dass sie es als das nehmen, was es ist: Ein
aufrichtiger Tribut von Fans!“

Kannst du mir bitte einige Basisinformationen geben?

B.B. Quattro: „Nun, Suzy und ich haben uns in der Highschool kennen gelernt. Wir sind Mitte der 90er oft zusammen nach Castellon gefahren, um SHOCK TREATMENT und DEPRESSING CLAIM zu sehen. Wir waren echt riesige Fans von diesen Bands. Coky war Gitarrist in beiden Bands und Tommy war damals Sänger bei DEPRESSING CLAIM. Wir kannten die beiden, weil wir ihre Fans waren. In den späten 90ern hatte ich eine Band namens BERLIN 80, in der Tommy Gitarre spielte und so wurde er Johnny Quattro. Eines Tages kam Suzy zu mir und meinte: ‚Ich würde gerne singen, lass es uns doch versuchen.‘ Also schrieben wir Songs und machten ein paar Demos. Dann kam unser Jubiläum und wir dachten, dass das beste Geschenk eine echte Tonstudioaufnahme unserer Songs sei. Wir wussten, dass Coky die Rockaway-Studios gehörten, also war er unsere erste Wahl. Ebenso wusste ich, dass Tommy Schlagzeug spielt und wir brauchten einen Schlagzeuger. Also machten wir in diesem Line-up die ‚Freak Show‘-Aufnahmen, die Coky produzierte. Das Label No Tomorrow veröffentlichte unsere Platte und dann kamen die ersten Anfragen, ob wir keine Live-Shows spielen wollten. Also entschieden wir uns, eine echte Band zu gründen, mit Coky und Johnny an den Gitarren. So war das.“

Was macht den Unterschied aus zwischen catchy (Power-)Pop-Punk und der ganzen Scheiße, die den ganzen Tag im Radio gespielt wird?

Suzy Chain: „Scheiß-Pop ist das, was im Radio gespielt wird, und eine andere Sache ist, was im Radio gespielt werden sollte. Ich denke, man kann ‚kommerzielle‘ Popmusik schreiben, aber dennoch ehrlich sein zu sich selbst und seiner Leidenschaft der Musik gegenüber. Für uns macht das den Unterschied aus: Leidenschaft! Man kann nicht leidenschaftlich hinter der Musik stehen, wenn man sie nur mit dem Ziel macht, gemocht und von einem bestimmten Markt konsumiert zu werden. Und ich denke, Letzteres ist der Fall bei nahezu aller Mainstream-Musik heutzutage.“

Ich habe gehört, ihr seid große RAMONES-Fans. Wie kommt es, dass man dann nicht viele musikalische Einflüsse dieser Art in eurer Musik findet?

B.B. Quattro: „Du weißt gar nicht, wie ich diese Bemerkung schätze! Hier in Spanien sind wir für einen Großteil der Presse ein RAMONES-Klon mit einer Sängerin. Ich denke, wenn man nicht genug Wissen hat, um unsere anderen Einflüsse zu erkennen, ist es einfach zu sagen: ‚Sie klingen wie die RAMONES.‘ Wir alle lieben die RAMONES, wer tut das nicht? Aber wir bewundern auch all die anderen Genies der Popmusik, wie Brian Wilson, Pete Dello, Phil Seymour und da gibt es noch so viele Namen, die man nennen könnte.“

Barcelona ist in Deutschland eher bekannt für verschiedene Emo-Bands, aber ehrlich gesagt, außer euch kenne ich nicht viele Punkbands aus eurer Stadt. Wie ist die Szene? Welchen anderen Bands sollte man da noch Aufmerksamkeit widmen?

Suzy Chain: „Ich würde sagen, die großartigste Band in der Stadt sind die MEOWS. Auch die WALKYSONS haben vor einiger Zeit ein unglaubliches Album veröffentlicht. Wir haben auch einige Lieblingsbands aus dem Rest des Landes, wie AIRBAG, THE FEEDBACKS, ULTRACUERPOS ... Aber du hast Recht, es gibt keine starke Pop’n’Roll-Szene hier.“

Ihr singt englisch und wie ich höre, macht das die Sache in Spanien nicht einfacher.

Suzy Chain: „Als wir starteten, wollten wir es unseren Lieblingsbands nachmachen und die sangen alle englisch! Aber es ist wahr, dass uns das hier nicht viele Türen öffnete, aber das bedauern wir nicht, weil es uns in anderen Ländern Türen öffnete. Das gab uns die Chance, in Deutschland zu spielen, wo wir vor zwei Jahren tourten – und wir können es kaum erwarten zurück zu kommen. Und genauso war es in Japan, in England oder in Frankreich.“

Wessen Auto ist das auf dem Cover? Das ist doch eine Corvette, richtig?

B.B. Quattro: „Oh, ja! Eine 1977er Corvette. Wie passend! Coky ist der glückliche Besitzer!“

Was passiert als nächstes bei euch?

Suzy Chain: „Wir spielen auf einigen Festivals in Spanien bis September und dann müssen wir uns auf unsere erste Japan-Tour vorbereiten! Die ‚Lipstick to Japan‘-Tour 2005 wird in der ersten Novemberwoche stattfinden, und wie du dir sicher vorstellen kannst, sind wir ganz schön aufgeregt. Diese SUZY & LOS QUATTRO-Sache ist sehr speziell, hauptsächlich, weil wir aus dem Nichts unsere Rock’n’Roll-Träume wahr machen. Wir wollen auch in Deutschland und im restlichen Europa nächstes Jahr touren, bevor wir unser neues Album aufnehmen.“
Joachim Hiller
www.notomorrowrecords.com
Übersetzung: Tobias Ernst