SATANIC SURFERS

Foto

No skate ’til Malmö

Die SATANIC SURFERS waren eine der Bands, die von der Melodic-Punk-Welle Mitte der 90er profitierten. Gemeinsam mit MILLENCOLIN und NO FUN AT ALL waren sie die europäischen Bands, die landauf, landab die Clubs und Fanzines füllten, sich kurzum großer Beliebtheit erfreuten. Nachdem die Welle Ende der 90er abgeebbt war, veröffentlichten die SATANIC SURFERS mit „Fragments And Fractions“ und „Unconciously Confined“ noch zwei Alben, um danach aber in der Versenkung zu verschwinden. Es folgten drei Jahre, in denen es zwar einige Shows und Mitgliederwechsel gab, ansonsten aber wenig um die fünf Herren aus Malmö geschah. Mit „Taste The Poison“ haben die Fünf nun im September via Bad Taste ihr sechstes, sehr feines Album heraus gebracht. Mit dem Album ist es den SATANIC SURFERS gelungen, schöne Songs zu schreiben, die Melodie mit Härte verbinden. Grund genug, sich einmal mit Gitarrist Magnus Blixtberg zu unterhalten.

Nachdem „Unconciously Confined“ erschienen war und ihr auf Tour wart, wurde es still um euch. Was genau ist nach der Tour passiert und welche Auswirkungen hatte es auf „Taste The Poison“?


„Nach der ‚Unconciously Confined‘-Tour brach für uns eine Zeit des Umbruchs an, da vieles anders lief als zuvor. Zunächst verließen mit Martin und Matthias zwei Mitglieder die Band. Es war komisch, aber wir probten zunächst einfach weiter und suchten neue Mitglieder. Komisch war vor allem, dass wir alle nicht genau wussten, wie es weiter gehen würde. Die Band war zwar nicht aufgelöst, dennoch war die Zukunft der SATANIC SURFERS ungewiss. Denn bevor Martin und Matthias die Band verließen, hatten wir ständig einen Zeitplan. Es kam eine Platte raus, dann gingen wir auf Tour, schrieben die nächste Platte und gingen wieder auf Tour. Dieser Plan, der dir sicherlich auch einen gewissen Rückhalt bietet, fiel weg. Damit ging aber auch einher, dass wir viel Zeit hatten, um an ‚Taste The Poison‘ zu arbeiten. Es gab keine Deadline oder ähnliches, so dass wir uns und Bad Taste sagten, dass wir die Platte dann aufnehmen, wenn wir mit den Songs fertig und zufrieden sind. So hat es zwar auch ein wenig gedauert, ehe die Platte fertig war, mit der Entscheidung sind wir aber mehr als glücklich. Unsere Pause zwang jeden in der Band dazu, zeitweise wieder in das reale Leben zurückzukehren. Ich meine damit, dass wir aus dem recht einfachen Bandleben, das im Großen und Ganzen aus Touren und Proben besteht, wieder in normale Jobs gegangen sind, das heißt ich zurück in die Uni, wo ich Englisch studiert habe und bald einen Abschluss als Übersetzer mache. Dies hat uns als Menschen viel gebracht, da wir viele Erfahrungen außerhalb des SATANIC SURFERS-Kosmos sammelten, die wiederum durch das gemeinsame Arbeiten an den Songs in die Band zurückflossen.“

Das klingt fast so, als wäre euch die Rückkehr in ein normales, geregeltes Alltagsleben leicht gefallen.

„Was nicht richtig ist. Als Punk Mitte der 90er groß wurde und wir merkten, dass wir von der Musik leben können, ohne jegliche Kompromisse einzugehen, ging für uns ein Traum in Erfüllung, nachdem wir alle jahrelang in Bands gespielt hatten und die Musik ein entscheidender Teil unserer Leben war. Der Wechsel zurück in ein normales Alltagsleben war daher alles andere als leicht und fühlte sich zwischenzeitlich an wie eine kleine Niederlage. Nach einer gewissen Zeit hatten wir uns aber alle daran gewöhnt und es war okay.“

Habt ihr zwischenzeitlich darüber nachgedacht, die SATANIC SURFES aufzulösen?

„Nein, nicht wirklich. Wir haben nie darüber gesprochen, ob wir die Band auflösen. Dennoch bin ich mir sicher, dass jedes Mitglied für sich darüber nachgedacht hat, was dann passieren würde.“

Du sprachst „Taste The Poison“ an. Ich habe die Platte gerade in die Hände bekommen und sie einige Male gehört. Mein erster Eindruck ist, dass das Album wie eine Mischung aus euren ersten Alben, wie etwa „Hero Of Our Time“, und euren letzten beiden Alben „Fragments And Fractions“ und „Unconciously Confined“ klingt.

„Haha, genau das habe ich als Antwort gegeben, wenn Interviewer mich fragten, wie ich unser neues Album musikalisch beurteile. Ich finde, dass sowohl ‚Fragments And Fractions‘ als auch ‚Unconciously Confined‘ Alben sind, die Reaktionen auf unsere Frühphase darstellen. Denn auf unseren ersten Alben sind melodische Songs, die catchy sind und einen gewissen Pop-Appeal haben. Mit ‚Fragments ...‘ und ‚Unconsciously Confined‘ wurden wir härter und aggressiver. Mit ‚Taste The Poison‘ ging es nun darum, unseren melodischen Alte-Schule-Skatepunk-Sound mit härteren Elementen zu verbinden und eine Brücke über die Schaffensphase der Band zu schlagen. Des weiteren haben wir mit ‚Taste The Poison‘ versucht, unsere Songs etwas atmosphärischer zu gestalten. Du hast also etwas melancholischere Songs, während andere von einer positiven Energie getrieben sind.“

Hinsichtlich der Texte finde ich, dass ihr mit „Taste The Poison“ persönlicher geworden seid und weniger politische Aspekte einfließen lasst als zuvor. Wie siehst du das?

„Ich stimme dir zu, denn auch wenn Rodrigo oft politische Texte schreibt, auf ‚Taste The Poison‘ findet man fast nur persönliche Texte, für die jeder Einzelne eine eigene Interpretation finden sollte. Wir wollten weg von der Schwarzweißmalerei, denn heutzutage ist es sehr schwer, einen guten politischen Song zu schreiben. Die Welt ist mittlerweile kompliziert, und wir können die richtige Lösung für teils sehr komplexe politische Probleme nicht in drei Strophen und einem Refrain zusammenfassen. Sicher, es gibt Bands, die können das sehr gut, zum Beispiel PROPAGANDHI, unsere Stärke ist es aber nicht. Daher haben wir uns auf ‚Taste The Poison‘ darauf konzentriert, Texte zu schreiben, die verschiedene Situationen beschreiben und dabei keinen explizit politischen Hintergrund haben. Ich würde uns daher auch nicht als politische Band bezeichnen. Das passt einfach nicht zu uns. Eine politische Band sollte ihr Anliegen klipp und klar adressieren, eine gewisse Agenda haben, wenn du es so willst. Und die haben wir gerade nicht.“

Denkst du denn, dass es ein Aushängeschild der SATANIC SURFERS gibt, etwas, das ein Hörer oder auch Fan sofort mit euch verbindet?

„Eine ganze Zeit lang hatten wir das Image einer Skatecore-Band, woran wir selber schuld waren. Denn auf ‚Keep Out‘, unserer ersten Mini-CD, sangen wir nur übers Skateboarden und kamen zudem noch zu einer Zeit raus, als jede melodische Punkband in die Skatecore-Schublade gesteckt wurde. Dort landeten wir, und bis heute finde ich es komisch, wenn wir als Skatecore-Band bezeichnet werden. Damals haben wir nicht daran gedacht, dass unsere Texte eine Zuordnung unserer Band zum Skatecore-Sound bewirken würden. Und ob wir so richtig glücklich darüber sein sollen, weiß ich nicht. Ich bin schließlich der Einzige in der Band, der mal richtig viel Skateboard gefahren ist.“

Inwieweit habt ihr hinsichtlich der neuen Platte und der anstehenden Platte das Gefühl, dass ihr euren Fans und der Punkszene beweisen müsst, dass ihr zurück seid, und dass die SATANIC SURFERS eben nicht tot sind?

„Aus unserer Sicht waren wir nie weg. Wir haben ja durchgehend geprobt und an ‚Taste The Poison‘ gearbeitet. Mir ist aber vollkommen klar, dass wir aus Sicht der Fans und dem Rest der Szene gute drei Jahre von der Bildfläche verschwunden waren, kaum Shows gespielt und nichts veröffentlicht haben. Daher waren wir doch weg, und deswegen denke ich, dass wir auf einem Prüfstand stehen und beweisen müssen, dass wir immer noch in der Lage sind, gute Musik zu machen. Wir werden hart arbeiten müssen, um einerseits unseren alten Stand zurück zu erlangen und andererseits neue Fans zu gewinnen.“