AMERICAN EYES

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Carry on for keepsake

Schaut man sich die Bandfotos und vor allem die Mitglieder von AMERICAN EYES an, so kann man kaum glauben, dass diese Band ein Auftrittsverbot in den meisten Clubs in der Szene-Metropole L.A. hinter sich hat. Solange bis ein Schwulen-Club sich erbarmte, konnte also zwangsläufig niemand die so was von catchyen Punk-, Wave- und vor allem Dance-Songs hören, von denen die Band mittlerweile sechs Stück auf ihrer Debüt-EP „Never Trust Anything That Bleeds“ veröffentlicht hat.

Die Band, die aus der gleichen Stadt kommt wie die amerikanischen Megaseller/sellouts INCUBUS, LINK PARK und HOOBASTANK, hat sich schon früh von den Lokal-, äh, Helden distanziert und versucht seitdem soviel moderne Pop-Punk-Attitüde zu verkörpern, wie irgend möglich. Das Kostüm, das sie dazu gewählt haben, mag auf den ersten Blick nicht ganz passen, vor allem mit einem Blick auf die Reputation des Produzenten der EP. David, der Sänger, erklärt das ungewöhnliche Zusammenspiel mit dem P. Diddy- und MXPX-Produzenten Michael Patterson so: „Wir haben uns nach Produzenten, mit denen wir arbeiten wollten, umgesehen und zufällig ist Michael schon seit langem ein Bekannter von mir. Ich hab ihm unsere Sachen vorgespielt und ihm gefiel es auf Anhieb. So einfach war das.“
Zumindest die sechs Tracks der, das man kann schon sagen, Konzept-EP (textlich gesehen geht es ums Verlassenwerden) hören sich eher nach HOT HOT HEAT, ROBOCOP KRAUS und den RAMONES als nach irgendwelchem glatt produzierten Hip-Hop. Dennoch hat das Umfeld, in dem sich die Fünf (außer Sänger David noch die beiden Gitarristen Brent und Michael, Bassist Tyler und Schlagzeuger Oliver) scheinbar bewegen, wohl einen maßgeblichen Einfluss auf den Ruf, den AMERICAN EYES jetzt schon haben: In L.A. werden sie als „das nächste Ding“ bezeichnet. Verdient haben sie die Lorbeeren auf jeden Fall, und wenn David davon erzählt, dass er, wenn er nicht Musiker sein kann, Profi-Skateboarder werden würde, macht es ihn und die restliche Band irgendwie sympathisch. „Wir sind alle mit Dancemusic aufgewachsen und ich stand schon immer auf Künstler wie BAUHAUS, Adam Ant und OINGO BOINGO, die dunkle Musik mit tanzbaren Elementen erfunden haben“, erzählt der Frontmann auf die Einflüsse angesprochen und erklärt damit den deutlichen 80s-Anteil auf „Never Trust Anything That Bleeds“.
Bei einem Song („The day we die“) hat sogar TEARS FOR FEARS-Sänger Curt Smith mitgeholfen und die zweite Stimme gesungen. Textlich geht es, wie oben schon erwähnt, um das Gefühl des Verlassenwerdens. „Ich stand an einem Wendepunkt in meinem Leben, als ich meine Gedanken zu Papier brachte. Zum Beispiel hatte ich gerade die Highschool beendet und wurde dann auch noch von meiner Freundin verlassen, mit der ich fünf Jahre zusammen war. Ich hatte einen Punkt in meinem Leben erreicht, an dem ich niemandem mehr über den Weg traute – nicht einmal mir selbst.“ Man könnte meinen, dass das, was David durchmachte, auch schon Tausende wenn nicht sogar Millionen vor ihm durchmachten ... aber niemand hat es bisher so verpackt wie der Sänger und seine Mitmusiker. „Ich habe eMails gekriegt, in denen zum Beispiel stand, dass Kids, die den Song ,The day we die‘ gehört haben, genau das Gleiche empfinden. Dennoch sind sie dank der positiven Energie, die wir in unsere Musik packen, wieder fröhlich.“
Gute Laune ist den Jungs auch live sehr wichtig und so erheben sie den Anspruch an sich selbst und sagen: „Unsere Shows sind nicht nur Shows, unsere Shows sind Events.“ Das führte sogar dazu, dass AMERICAN EYES ein Auftrittsverbot bekamen. „Bei unserem ersten Konzert lief eigentlich alles super: Die Leute tanzten und hatten Spaß. Plötzlich flog aber ein Stuhl in eine Fensterscheibe und die Cops wurden geholt. Am nächsten Tag standen wir auf der Titelseite unserer Lokalzeitung. Aber damit war es noch nicht vorbei: Beim zweiten Auftritt trat Michael in ein Klavier und wir wurden rausgeworfen. Danach sprach sich in der Clubszene wohl herum, dass wir eine sehr zerstörerische Live-Band wären.“ Der Bandname beschreibt übrigens die Art von Leute, die mehr sein wollen, als sie eigentlich sind: „Sobald wir auf der Straße einen Poser sehen, sagen wir: ‚Guck mal, da ist wieder einer mit American eyes‘“, erklärt David abschließend.