SCOREFOR

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Gentlemen-Punkrock mit Handicap

Seit ihrer Maxi „I’m A Rotten Kid“ bin ich mit SCOREFOR liiert. Man sieht sich jährlich irgendwo auf Tour, oder ich nehme in den einschlägigen Medien Notiz von den Vieren aus Bad Tölz. Spätestens wenn die Weihnachtszeit kommt und ich in der BWZ Reiseangebote zum Bad Tölzer Weihnachtsmarkt lese, werde ich weich und lade SCOREFOR zum Interview ein. Die dritte Scheibe ist gerade auf Turned Out Records raus. Es gab also keinen passenderen Zeitpunkt, Bassist Andy und Sänger Kropi auszuquetschen.

Als ich euch das letzte Mal gesehen habe, musstet ihr fünf Minuten auf Andy warten, der noch mit der sanitären Entspannung beschäftigt war.


Andy: Hm, kann gut sein. Obwohl wir schon circa 500 Auftritte absolviert haben, bin ich noch vor jedem Gig ein wenig nervös. Ich hoffe, das wird auch immer so sein. Das Ganze zeigt sich dann durch einen erhöhten Harndrang.

Habt ihr nach eurer „Welttournee“ überhaupt noch Träume mit der Band?

Andy: Na klar. Ist ja nicht so, dass wir in jedem Land der Erde gespielt haben – es sind schon noch ein paar weiße Flecken auf der SCOREFOR-Touring-Landkarte vorhanden, die wir in der Zukunft mal beehren wollen. Einer der größten SCOREFOR-Träume wäre jedoch ein Gig mit unseren alten Helden BAD RELIGION.

Euer letztes Album auf Wolverine, „Just Another Version Of Truth“, war meines Erachtens nach sehr politisch und wütend. Auf „Three Chord Symphony“ schaltet ihr eher einen Gang zurück.


Kropi: Also ich für meinen Teil fand es nicht wirklich politischer, beziehungsweise es war es nicht mit Absicht politisch angelegt. Die Texte handeln sowohl auf „Just Another Version Of Truth“ als auch auf „Three Chord Symphony“ von Themen, die im Augenblick des Entstehens als „darüber schreibenswert“ erachtet werden. Vielleicht war die Zeit, in der „Just Another Version Of Truth“ entstand, für mich politisch interessanter als die Zeit, in der die aktuelle Platte geschrieben wurde. Dieser Ansatz gilt auch für den Sound der Scheibe und die Songs an sich. Eine Platte ist für uns immer eine Momentaufnahme. Wir werden uns mit Sicherheit nicht verbiegen, um wütender oder sanfter zu klingen, nur um irgendjemanden zu gefallen, oder weil es gerade „in“ ist.

Auf eurer neugestalteten Homepage seid ihr auch mal im Anzug zu sehen.


Andy: Nicht wirklich im Anzug. Wir orientieren uns vom ganzen Style her ein wenig an der neuen Platte beziehungsweise an dem Cover/Titel. Das heißt Fliege, Hemd ... Gentleman-Punkrock sozusagen.

Seid ihr schon alle Mitglied im Golfclub?

Andy: Nee, wir lochen lieber woanders ein ... harharhar. Handicap 2 haben wir hierbei – Aussehen und Geruch.

Als was jobbt ihr denn nebenbei noch?

Andy: Steve und ich arbeiten im Büro. Unser Sänger Kropi studiert Lehramt – „We don’t need no education“ – und unser Schlagzeuger Rik, hm ... keine Ahnung, was der so macht.

Wird eure aktuelle Scheibewieder in Japan veröffentlicht?

Andy: Für erste Halbjahr 2006 ist eine Veröffentlichung in Japan geplant, ja. Sehr gerne würden wir das natürlich wieder mit einer Tour unterstützen – die Konzerte dort waren einfach der Hammer!

„Three Chord Symphony“ ist ja bereits vor einem Jahr aufgenommen worden. Habt ihr immer noch so einen Insiderstatus, dass euch kein Label nehmen wollte, oder weshalb diese lange Zeitspanne bis zur Veröffentlichung?


Andy: Wir wollten uns einfach Zeit lassen mit der Labelentscheidung. Grundsätzlich sehen wir die Musik auf der Platte eh sehr zeitlos und haben im Gegensatz zu „Wir sind Junimond“ oder den kleinen Spinnern von TOKIO HOTEL keinen Druck als Trendobjekt. Deshalb hat das Ganze auch etwas gedauert. Wir haben nun mit Turned Out Records aus Berlin einen Partner ins Boot geholt, der die Band versteht, kennt und den richtigen Ansatz wiedergegeben hat, mit dem wir uns anfreunden konnten. Gut Ding will eben Weile haben ...