LA DONNAS

Eins vorweg: für das nun folgende Interview übernehme ich keine Garantie, denn alle Beteiligten, die Band, Mattes (der von den CELLOPHANE SUCKERS) und ich waren zum Zeitpunk, da man sich auf der Terasse des feinen Austiner Rock-Clubs "Red Eyed Fly" einfand - übrigens direkt gegenüber des Polizeipräsidiums -, schon völlig besoffen und bekifft... Die LA DONNAS hatten eine Stunde zuvor gewaltig gerockt, nur knapp übertroffen von den HOOKERS, und sie sollten sich in den nächsten Tagen auch noch als äusserst spassige Zeitgenossen entpuppen. Meistens sprach ich mit Ross und Ben; ersterer spielt Gitarre und singt, letzterer spielt "nur" Gitarre.

Ich muss sagen, ihr habt sehr guten Geschmack in Bezug auf euer Schuhwerk: leider gibt es heutzutage nur noch wenige Leute, die die zeitlose Eleganz der Converse All-Stars erkennen.

Ross: "Hey, wir sind eben stolze Amerikaner, da ist das doch selbstverständlich - deshalb eben auch das Modell in den Farben der US-Flagge. Und das erklärt auch das Cover unserer letzten Platte. Wir haben das natürlich bei THE WHO und "The kids are alright" geklaut."

Ben: "Diese Anspielung kapieren sowieso nur Europäer, die Amerikaner sind alle dumme Ignoranten und haben keine Ahnung von Rock´n´roll-Geschichte."

Wo kommt ihr her?

Ross: "Aus Denver, Colorado, das ist mitten auf der Grossen Ebene, 1.800 Meter über dem Meeresspiegel. Das Klima ist grossartig, sehr trocken, keine Luftfeuchtigkeit und so. Das ist klasse, weil die Autos so gut wie gar nicht rosten."

Robert: "Ausser uns gibt´s da keine gute Band, so dass es sehr einfach für uns ist Auftritte zu bekommen."

Ross: "Ihr kommt aus Deutschland, richtig? Mann, dann seht ihr ja ständig GLUECIFER, HELLACOPTERS und TURBONEGRO - wow! Ich finde es interessant, wie die sich alle auf den amerikanischen Seventies-Rock beziehen und wie amerikanisch sie klingen. TURBONEGRO etwa, die klingen total nach den DICTATORS, ich finde das cool. Ich mag das, denn mit dem Seventies-Rock, mit KISS, IRON MAIDEN, AC/DC und BLACK SABBATH bin ich gross geworden, und so besitze ich fast alles von GLUECIFER und TURBONEGRO. Das übertrifft nur mein Roommate: der ist wohl der grösste TURBONEGRO-Fan der Welt, der hat alles von denen. Oh shit, jetzt habe ich grade mein Kokain auf den Boden gekippt - fuck!"

Das sieht für mich eher so aus, als hättest du da hingewixt.

Ross: "Wer weiss..."

Äh, wovon seid ihr denn musikalisch beeinflusst?

Ross: "Naja, der Seventies-Rock halt, und meine Lieblingsband sind die REPLACEMENTS."

Hast du Bob Stinson mal getroffen?

Ross: "Ja, vier Wochen vor seinem Tod. Ich hatte ein paar Gramm Marihuana bei mir, und er war völlig abgebrannt, lebte nur noch von seinem Ruf und war sich dessen voll bewusst. Jedenfalls wurde er trotzdem gerade aus einem Club rausgeworfen, lief die Strasse entlang und wir folgten ihm. Er torkelte nur noch, und da sprach ich ihn an, "Hey, du bist doch Bob Stinson von den REPLACEMENTS, oder?". Er dreht sich um, schaut mich an, greift meine Hand und sagt "Pleased to meet me.... you". Ich fragte ihn, ob er was von meinem Dope haben will, aber er lehnte ab: "No, blow your brains out, but if you have any coke or heroin I´ll do some of that". Und ich schwöre bei Gott, die Geschichte stimmt: ich habe dafür mehrere Zeugen. Ich meinte dann, dass ich ihm damit nicht dienen könne, er verabschiedete sich und torkelte weiter. Hey, was hältst du von unserer kleinen Rockband?"

Hä? Wieso fragst du? Wenn ich euch beschissen fände, würde ich wohl kaum dieses Interview hier machen, oder?

Ross: "Na, dann bedanke ich mich."

Wie kommt ihr in den USA denn an? Ich habe das Gefühl, euer Sound ist in Europa derzeit angesagter als hierzulande.

Ross: "Keine Ahnung. Ich glaube aber, dass wir mehr Platten in Europa verkaufen als in den USA, nur habe ich keine Information darüber, weil wir noch nie was von den Epitaph-Leuten in Amsterdam gehört haben."

Ben: "Wir wollen auch unbedingt mal nach Europa kommen, das wäre phantastisch. Ich habe das Gefühl, hier weiss uns sowieso niemand zu schätzen. Und es gibt auch nur sehr wenige Bands, die musikalisch das gleiche machen wie wir. Aber Rock´n´roll ist in Europa sicher grösser als hier."

Wie seid ihr an Scooch Pooch rangekommen?

Ross: "Wir kennen Jim Ransweiler schon lange. Damals hat er noch Booking für die SUPERSUCKERS gemacht, und er bot uns an eine Single mit uns zu machen. Ausserdem überlegst du als 21jähriger nicht lange, wenn dir jemand einen Vertrag über drei Platten anbietet."

Wie alt seid ihr denn?

Ross: "Alle so um die 25."

Wie oft hat man euch schon mit den DONNAS verwechselt?

Ross: "Ich habe aufgehört zu zählen. Unseren Namen haben wir von einem Apartmentkomplex. Wir hatten keine Ahnung, wie wir die Band nennen sollen, und dann sind wir an diesem grossen Apartment-Gebäude in Denver vorbeigefahren. Es trug den Namen The La Donna, und wir dachten uns, fuck, das klingt halbwegs cool, und so hatten wir unseren Namen."

Im Italienischen bedeutet das doch soviel wie "Schlampe", oder?

Ross: "Keine Ahnung - im Mexikanischen heisst es soviel wie "The Donuts"..."

Und wen gibt es länger, euch oder die DONNAS?

Ross: "Ich denke uns. Wir haben die Band ´91 gegründet, und da waren die DONNAS ja noch nicht mal in der Pubertät."

Ben: "Das sind ausserdem richtige Bitches."

Ross: "Nein, sind sie nicht."

Die haben übrigens zur gleichen Zeit wie ihr gespielt heute abend, was für ein Zufall. Äh, wo waren wir stehengeblieben?

Ross: "Keine Ahnung, aber wenn du diesen Scheiss hier wirklich drucken solltest, dann bitte auch diesen Satz: You all fuckin´ hail Joe Strummer! Der ist einfach der Grösste!"

Der Club-Manager kommt vorbei und fragt, ob hier jemand kiffen würde. Alle: "Nöööö! Auf keinen Fall!!"

Ross: "Hehe, weisst du, wo das Dope herkommt? Aus Boston, MA. Ist verdammt gut, he? Und jetzt brauche ich noch mehr zu trinken, ich will mich besaufen."

Uh, ah, dann bedanke ich mich für die Audienz. Prost!