EPHEN RIAN

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Mozarts of Hardcore

Das Telefon klingelt: "Habt ihr Zeit, jetzt gleich ein Konzert zu spielen?" Eine Stunde später stehen wir als Support von EPHEN RIAN auf der Bühne. Eine Band mit seltsamen Namen, von der bislang nur bekannt ist, dass sie aus Österreich kommen, auf Europatour sind und Hardcore spielen. Bis sie loslegen. Mein Gott, sind die jung! Hölle, sind die gut!


EPHEN RIAN sind wild, schnell und unglaublich genau im Zusammenspiel. Das Konzept scheint bekannt. Was ist an einer Gruppe, die knüppelt und groovt, schreit und singt, so besonders? Klar, einen Alterdurchschnitt von 21 Jahren kann nicht jede Band von internationalem Format aufweisen. Aber sonst? EPHEN RIAN fassen die verschiedenen, aktuellen Sounds zusammen und bringen sie dermaßen genau auf den Punkt, wie sonst kaum eine andere Band. Die erst 2003 gegründete Band zieht einen Strich unter die Entwicklung des melodischen Hardcore in den letzten fünf Jahren. Ihre aktuelle EP "The Special Referendum" (Wynona, 2005) ist mehr als ein Zwischenergebnis. Seit der Veröffentlichung sind EPHEN RIAN bereits zweimal durch Europa getourt und haben mit ihren extrovertierten, sehr energetischen Auftritten viele neue Fans und Freunde gefunden.

Für eine so junge Band ist der bisherige Werdegang bemerkenswert. In ihren Heimatort Großraming mit 3.000 Einwohnern hatte niemand Interesse an ihrer Musik. So zogen sie durch die Clubs von Wien und Linz, knüpften Kontakte und "jetzt haben wir plötzlich Label, Management, eine weltweit veröffentlichte CD und Europatouren", staunt Gitarrist und Schreihals Stefan Salcher. Keine Frage, die Dinge entwickeln sich schnell. Dafür ist aber so manches Opfer erforderlich. Bei 35 Shows in eineinhalb Monaten müsse man mal auf eine Party verzichten, findet Stefan. Wenn man so viel Zeit und Energie in eine Band steckt, von der man nicht leben kann, werden Prioritäten gesetzt. Die Studenten in der Gruppe werden bei Bedarf freigestellt, und der Zivildienst leistende Gitarrist arbeitet ununterbrochen, um Proben und Touren zu ermöglichen. Geld kommt nicht viel rein. Stefan: "Wenn wir einen Kurzfilm über unser Bandkonto drehen müssten, würdest du fünf Minuten nur einen Heuballen in der Wüste rumkugeln sehen. Aber wir bringen diese Opfer gerne, wenn wir dafür halb Europa unsere Musik präsentieren dürfen."

Sie stecken einfach alles in diese Band. "Zur Zeit ist unsere Musik wahrscheinlich die wichtigste Sache, die es für uns gibt", meint Stefan. So fließt das Maximum an Arbeit, Geld und Energie in ihre Gruppe. Der Lohn muss (noch) nicht immer bare Münze sein: "Es ist unglaublich, dass Leute wegen deiner Musik auf Konzerte kommen und CDs und T-Shirts kaufen. Ich würde nie auf den Gedanken kommen, unsere Musik nicht ernst zu nehmen."

Für eine Band, die zumindest derzeit noch den offiziellen Status eines Hobbys hat, ist solche Konsequenz beispiellos. Da könnte es im Gruppengefüge leicht zu Spannungen kommen. Nicht aber bei EPHEN RIAN, denn die Musiker sind schon seit dem Kindergartenalter eng miteinander befreundet. "Es ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl, mit deinen besten Freunden in einer richtig guten Band zu spielen." Das Vertrauen untereinander zahle sich auch auf Tour aus, wo jeder einmal einen schlechten Tag habe und in Ruhe gelassen werden möchte, so Stefan.

Gerne denkt er an die Tage der ersten Tour zurück: "Es war der Hammer. Die besten Shows hatten wir in Osteuropa." Gerade in Lettland oder Polen, wo man von EPHEN RIAN bisher wohl am wenigsten gehört haben dürfte, sei die Begeisterungsfähigkeit des Publikums einmalig. Aber auch die Konzerte in der Heimat seien große Momente gewesen: "Wir wollen der Welt zeigen, dass es in Österreich verdammt gute Musik gibt. Es ist wichtig, die einheimischen Großveranstalter merken zu lassen, dass auch österreichische Bands Konzerte ausverkaufen können. Das Engagement vieler Leute - hier möchte ich besonders unsere Unterstützer von Neustadtpunk hervorheben -, die über Jahre die Szene förderten, scheint sich langsam bezahlt zu machen", freut sich Stefan über die wachsende Beliebtheit von österreichischen Bands wie ESTATE, RENTOKILL und REDS LIGHTS FLASH. Den rasant ansteigenden Bekanntheitsgrad seiner eigenen Gruppe mag er selbst aber nicht einschätzen und gibt sich bescheiden. "Klar ist das durch die Konzerte mehr geworden, und ich hoffe, dass wir noch bekannter werden. Wir wollen einfach so viel wie möglich live spielen." Aber auch Stefan ist nicht entgangen, dass bereits verschiedene Medien auf die junge Band aufmerksam geworden sind.

Gerade das Thema Medien liegt besonders Sänger und Texter Klaus Schraml am Herzen. Stefan erklärt: "Der Begriff und die Verwendung des Wortes Medium hat sich verändert. Es gibt nur wenige Menschen, die den Begriff der Medien als kritisch oder künstlerisch einstufen würden. Der Einfluss der Medien auf uns ist fast größer als der der Realität und wird außerdem zu selten hinterfragt. Kritische Mediengestaltung ist sowieso schon eine Subkultur. Man sollte einfach nicht alles glauben, was einem Fernsehsender und Zeitungen vorsetzen. In unseren kritischen Texten rufen wir die Leute dazu auf, sich zu informieren."

EPHEN RIAN haben gerade erst angefangen. Noch in diesem Jahr soll das Debütalbum erscheinen. Einen Masterplan darüber hinaus gibt es nicht. Lachend wagt Stefan trotzdem eine Prognose: "Wenn wir weiterhin so viel spielen und Party machen, werden wir wahrscheinlich nicht besonders alt." Solange die Shooting Stars des österreichischen Hardcore vorher die Szene ordentlich durchwirbeln dürfen, ist ja alles gut.