RITUAL

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It's all we can, it's all we want

RITUAL aus Recklinghausen sind keine UNBROKEN-Coverband. Soviel vorweg. Die vier Herren, die entweder gerade Abitur machen oder ihren Zivildienst ableisten, spielen noch gar nicht so lange als RITUAL zusammen. Zuvor hatten die einzelnen Mitglieder schon Erfahrungen in anderen Bandprojekten gesammelt, ihr erstes Konzert als RITUAL spielten sie im Oktober letzten Jahres und von da an ging es Schlag auf Schlag.


Schon während ihrer ersten kleineren Tour stießen RITUAL auf Resonanz. Gitarrist Danny: "Den Deal für die 7" hatten wir uns am letzten Tourtag eingeholt. Tassilo von Drastic Actions aus Stuttgart fand uns gut und ein paar Tage später hatten wir eine Mail von ihm: "Gibt mir das Demo noch mal remastert und ich bring' eine 7" raus." Bereits zwei Wochen später konnte man das Ergebnis "One Foot In The Grave" käuflich erwerben und noch im Sommer dieses Jahres soll das erste Album "Precious Times" erscheinen. Sänger Julian: "Volker von Fields of Hope wird die CD-Version des Albums rausbringen und Niko das Vinyl auf Blacktop Record." Auf dem Cover der Platte wird man sechs Jugendliche sehen, eine Fotografie aus den 20ern/30ern des letzten Jahrhunderts, die sich beim Fahrradfahren an den Händen, beziehungsweise im Arm halten. Für Schlagzeuger Philipp liegt der Zusammenhang mit dem Release klar auf der Hand: "Dieses Bild zeigt einfach Jugendliche, die Spaß haben, Freude haben, die Freunde sind und glücklich sind. Im Prinzip ist es das, was wir auch sind."

Einer der neuen Songs wird "Take heart, stay punk" heißen. Dieser thematisiert, ob man das jetzige Lebensgefühl dieser "Jugendkultur" in sein späteres Leben integrieren kann, wenn die Gesellschaft von einem erwartet, dass man mindestens glücklich verheiratet ist und einen geregelten Job hat. Für Philipp keine einfache Frage: "Für mich ist das ein Problem, ich hör jetzt mit der Schule auf, mach meinen Zivi und hab keine Ahnung, was danach kommt. Ich möchte irgendwas machen, das mich glücklich macht und nicht im Widerspruch zu dem steht, was ich mir gewünscht habe."

Ein weiterer Song, dieses Mal vom Demo, "The escape" handelt von Flucht. Aber wovor flieht man in Recklinghausen? Julian: "Vor Langeweile und Monotonie. Das Leben, das einen so verfolgt mit Arbeit, die 40-Stunden-Woche, morgens aufstehen und schon angepisst sein." Auf ihrer MySpace-Seite zitiert die Band auch Iggy Pop: "Punk rock is [...] music that takes up the energies and the bodies and the hearts and the souls and the time and the minds of young men, who give what they have to it and give everything they have to it." Es ist wohl das, was einem die Flucht durch Musik bietet. Das Aufgehen in etwas, angestauten Frust heraus lassen und Bestätigung finden. Darf das überhaupt eine Band, deren Mitglieder alle noch unter zwanzig sind oder haben RITUAL auf Grund ihres Alters auch mit Vorurteilen zu kämpfen? Danny: "Ist schon unterschiedlich. Manchmal hab ich das Gefühl, wenn wir mit fünf Bands zusammen spielen, dass die denken: ?Das sind junge Kids.' Nach dem Motto: Man muss jetzt über 20 sein, damit man da und da spielen kann."

Aber wer hat eigentlich die Altersgrenze für Hardcore festgelegt und wann ist man dann in dem richtigen Alter dafür? Nach der Bemerkung, dass sie nun gar nicht mehr so plakativ ihre Straight Edge-Haltung nach außen tragen, antwortet Philipp: "Ist eben nichts als stumpfes Phrasengehdresche. Auch wenn das für uns wichtige Inhalte sind, nützt es nichts, wenn man sich das auf die Kappe schreibt." Spätestens jetzt haben es die Jungen verdient, ernst genommen zu werden.