WATERDOWN

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All Riot? Alright!

Die größte deutsche Emo/Hardcore-Band ist zurück! Wer hätte gedacht, dass sich WATERDOWN nach einem doch einschneidenden Line-Up-Wechsel noch mal aufraffen können und ein so hartes Brett auffahren, wie sie es mit "All Riot" und ihrem neuen Sänger Michael "Zacken" geschafft haben. Die Band besann sich ihrer alten Stärke, nämlich ihrer Härte und schafft es, mit den elf Tracks den Hörer an die Wand zu blasen. Vorbei ist es mit ruhigen, experimentellen Songs, wie es sie noch auf "The Files You Have On Me" gab. Songs wie "Xerox" haben Nackenbrechern wie "Cut the Cord" Platz gemacht, die WATERDOWN stark wie nie zuvor zeigen. Dennoch hatte die Band ein Tal zu durchschreiten, nachdem Sänger Marcel die Band verließ. Zacken und Gitarrist Axel erzählen im Sechs-Augen-Gespräch, wie sie mit dem Druck, der auf der Band lastete, umgingen.


Zacken, was ist das für ein Gefühl, frühere Songs von WATERDOWN, an denen du noch nicht mitgeschrieben hast, zu spielen?


Zacken: Da ich vor zwei Jahren noch richtiger Hardcore-WATERDOWN-Fan war, ist das für mich wie ein Traum, der wahr wird. Du kannst von deiner deutschen Lieblingsband die Songs spielen. Ich würde sagen, da fällt mir ein Ei aus der Hose. Wenn ich Fußballer wäre, würde ich sagen, dass das so was wie die Nationalmannschaft ist. Einfach ein Oberknaller.

Warst du auch schon beim Songwriting für die neue Platte involviert?

Zacken: Musikalisch absolut gar nicht, bei den Texten schon. Da hab ich mich mit Ingo, unserem anderen Sänger, zusammengesetzt und wir haben uns zusammen was ausgedacht.

Axel: Jetzt übertreibst du aber ein bisschen. Du warst ja schon im Proberaum dabei und hast deine Meinung zu den Songs abgegeben.

Zacken: Ja, aber ich hab nicht aktiv eingegriffen.

Axel: Wir schreiben die Songs aber schon zusammen.

Du liegst textlich aber auf einer Wellenlänge mit Ingo?

Zacken: Ja, würde ich schon sagen. Obwohl Ingo meiner Meinung nach versierter ist. Aber mein Schulenglisch reicht trotzdem aus. Wir müssen ja nicht EARTH CRISIS ähnliche Texte haben, die eh keiner versteht

Lasst uns über die neue Platte sprechen. Textlich knüpft ihr ja thematisch an alte Sachen an. Musikalisch finde ich "All Riot" aber viel brachialer und druckvoller als vor allem "The Files You Have On Me".

Axel: Wir wollten eine Platte machen, die einfach rockt: "Scheiß auf große, tolle Gitarrenlinien, ausgefuchste Riffs". Dann sind wir in den Proberaum gegangen und haben uns gedacht, dass unsere neue Platte rotzig sein muss und einfach rocken sollte. Die neue Platte sollte einfach nach vorne gehen und druckvoll sein. Es sollte einfach Bock machen. Ich denke, dass wir das auch geschafft haben.

Für mich ist "All Riot" so was wie eine Comeback-Scheibe. Euer alter Sänger Marcel hat die Band verlassen und es war relativ lange ruhig um euch. Habt ihr auf "All Riot" den Druck abgelassen, der sich in den letzten drei Jahren aufgestaut hat?

Axel: Definitiv. Nachdem es mit Marcel auseinander gegangen ist, war das Bandgefüge irgendwie zerrüttet. Natürlich waren wir immer noch eine Band, aber es war immer eine gewisse Spannung da. Jetzt aber, seit Zacken dabei ist, funktioniert auf einmal alles wieder wunderbar. In der schwierigen Zeit, in der wir ja auch Konzerte gespielt haben, hatten wir ja niemand, der die cleanen Sachen singen konnte - Christian und ich haben das versucht, sind aber damit nicht zufrieden gewesen. Und zufällig haben wir dann Zacken gefragt. Man könnte sagen, er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es hat mit ihm direkt geklappt und wir konnten wieder durchstarten. Eine Art Entladung war das schon, schließlich ging alles irgendwie den Bach runter.

Zacken: Ich hatte anderen Druck. Für mich war es das erste Mal, dass ich eine CD aufgenommen habe und ich hab mir gesagt, dass ich alles geben muss, damit die Scheibe auch "schallert". Die Zeit im Studio hab ich mir viel schwieriger vorgestellt, aber im Nachhinein hat eigentlich alles super funktioniert. Deswegen würde ich sagen, dass es für mich eine Art positive Druckentladung geben hat. Schließlich war ich nicht wütend. Ich habe mich, wie gesagt, nur selber unter Druck gesetzt.

Michael, hattest du schon andere Bands vor WATERDWON?

Zacken: Ja, ich mache seit 1995 Musik. Meist sind das Bands gewesen, die ich mit Freunden hatte und die oft beim Playstationspielen gegründet wurden. Insgesamt hab ich schon in 15 Bands gespielt, würde ich sagen.

Und wie habt ihr euch kennen gelernt?

Axel: Der Anstoß zur Zusammenarbeit wurde dadurch gegeben, dass Philipp und ich seine andere Band aufgenommen haben und ihn das erste Mal singen gehört haben.

Zacken: Ich hätte mich auch niemals getraut, die Jungs darauf anzusprechen - als WATERDOWN-Fan.

Axel: Wir haben ja auch richtige Castings gemacht, wo sich sechs oder sieben Leute gemeldet haben. Da waren Sachen dabei, da denkste, dass das niemand hören will. Stell dir "Deutschland sucht den Superstar" vor ...

Wie sind denn die Reaktionen in anderen Ländern, in denen ihr die Platte veröffentlicht habt. Ihr wart vor kurzem in England. Wie war das dort?

Zacken: Ich kann mich besonders an Sheffield erinnern, wo die Leute so euphorisch waren, dass sie mir fast die Klamotten vom Laib gerissen und mich geküsst haben. Das war total irre. Ich kann also nur Positives berichten.

Axel: Das war aber auch echt ein Extremfall. Wir waren ja nur die Vorband von JOHNY TRUANT und die meisten Leute sind natürlich wegen denen gekommen. Deswegen wechselte die Publikumsreaktion von Tag zu Tag. Aber wir haben viele E-Mails bekommen, in denen die Leute uns bestätigten, dass sie unsere Platte mögen. Mal sehen, wie das deutsche Publikum die neuen Songs findet.

Ihr habt die Platte von Ingo Knollmann produzieren lassen. Wie kam es dazu? Es ist ja schon ungewöhnlich, da er ja bis dahin noch kein namhafter Produzent war.

Axel: Wir haben die ganze Platte eigentlich nur mit Freunden gemacht, denen wir vertrauen. Wir sind zu Sascha ins Studio gegangen, aber produziert haben wir es im Prinzipal Studio mit Vincent, den kennen wir schon von früher. Wir hatten auch ein niedriges Budget. Ich würde gern wissen, wie andere Platten sich mit unserem Budget anhören würden. Da steckt ganz schön viel Schweiß drin. Wir hatten zwar definitiv das niedrigste Budget, aber dafür ist es die druckvollste Platte, die wir jemals gemacht haben.

Wie sieht es bei euch denn jobmäßig aus? Könnt ihr es euch leisten, Vollzeitmusiker zu sein?

Zacken: Hehe, momentan würde das wohl dazu führen, dass ich mir ein kleinere Wohnung suchen müsste und meine luxuriösen Lebensstil abändern müsste. Mein Ziel ist es aber auch nicht, damit Geld zu machen. Ich zeige meine Gefühle durch die Musik. Dass es die Leute interessiert, freut mich, aber wir haben als Ziel, hauptsächlich Platten zu veröffentlichen und so viel live zu spielen, wie es geht. Um deine Frage zu beantworten: Nein, wir haben alle noch Vollzeitjobs, die wir aber gerne kündigen würden, sollte es soweit sein, dass wir sie nicht mehr brauchen.

Plant ihr eine Tour?

Axel: Ja, im April werden wir mit ENEMY MINE und EPHEN RIAN durch Deutschland touren und hoffentlich die Leute auch überzeugen können. Irgendwann dieses Jahr wollen wir auch noch mal nach Amerika. Der erste Anlauf hat ja nicht geklappt, da AIDEN, mit denen wir drüben spielen sollten, ihre Tour absagen mussten.

Das Cover zur CD ist das Erste, das nicht im Zeichenstil entworfen ist. Es zeigt Fotos von Polizeigewalt. Erzählt was darüber.

Axel: Das Design zu "All Riot" wurde von Victory Records entworfen. Die haben uns ein paar Varianten gezeigt und wir haben uns dann für dieses entschieden. Es ist jetzt aber nicht so, dass wir uns was Besonderes dabei gedacht haben. Im Endeffekt haben wir nur was gesucht, das zum Plattentitel passt. Und insgeheim hat der Name "All Riot" auch gar nicht so viel mit diesem Aufstandding zu tun. Wenn man es anders ausspricht, könnte man auch "alright" sagen.