PROFESSION REPORTER

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Lipstick traces, black eyes and bottle os whiskey!

Ihr habt euch 2001 gegründet, warum kommt das erste Album erst fünf Jahre später?

Lars:
In dieser Zeit waren wir nicht untätig, 2002 kam unsere erste Single, 2003 wurde dann die Split-LP mit SKINNY NORRIS aufgenommen. Des weiteren haben wir in der Zwischenzeit verschiedene Sampler-Beiträge produziert. Mit den Vorbereitungen für das aktuelle Album haben wir bereits Ende 2004 begonnen. Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen hat sich die Fertigstellung und Veröffentlichung dann viel zu lange hingezogen, hehe.

Bei euren Songs legt ihr viel Wert auf Songwriting und Komplexität. Wie oft gibt es denn internen Streit deswegen?

Lars:
Meistens kommen Markus oder Ole mit einem fertigen Song in den Proberaum. Später arbeiten wir diese als Band dann fertig aus. Kleinere Unstimmigkeiten sind da natürlich nicht zu vermeiden, allerdings bekommen wir immer relativ leicht die Kurve und gehen somit weiterem Streit aus dem Wege.

Inwiefern hat euer persönlicher Musikgeschmack Einfluss auf euer Songwriting, gerade bei eurem neuen Album?

Markus:
Musik ist eine Leidenschaft und jede Liebe, ganz egal zu welcher Sache, nimmt immer Einfluss auf das Handeln, insofern beeinflusst mein persönlicher Geschmack natürlich mein Liedermachen. Allerdings lasse ich mich prinzipiell von allem inspirieren, was im Stande ist, mich zu bewegen. Somit ist ein Lied immer das Ergebnis aus der Verschmelzung verschiedenster Impressionen. Bei "The Lipstick Durability Test" hatten wir kein bestimmtes musikalisches Konzept vor uns, vielmehr haben die Lieder von vornherein einfach gut harmoniert. Was unsere musikalischen Vorlieben oder Einflüsse anbelangt, kann ich sagen, dass diese sehr vielfältig sind. An dieser Stelle seien folgende genannt: THIN LIZZY, ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA, BEATLES, LEMONHEADS, BEACH BOYS, ZOMBIES, THE WHO, VELVET UNDERGROUND, HÜSKER DÜ, MISSION OF BURMA, Jimi Hendrix, Elvis Costello, DINOSAUR JR., MOTORPSYCHO, STOOGES, BLACK FLAG und natürlich der gute alte Ludwig van ...

Poppige Gitarrenmusik ist ja meistens ein reines Hype-Ding. Glaubt ihr, ihr könnt euch das zunutze machen, steht es euch im Weg oder ist euch so was egal?

Ole:
Ähm ... wir machen uns eigentlich nichts aus THE HYPES. Noch nie gehört von denen ... hört sich an wie 'ne Truppe besoffener Profis aus Schweden.

Markus: Sollte es tatsächlich eines Tages so sein, dass Meinungs-befreite Anhänger von populären Medien uns aufgrund eines Hypes zu Teenage-Idolen küren, würde ich dies natürlich begrüßen. Wenn die Möglichkeit besteht, aus dem fehlenden Willen zur freien Meinung seine Vorteile zu ziehen, ist das in meinen Augen eine keineswegs unanständige Haltung. Jedoch muss klargestellt werden, dass mein Antrieb, auf musikalischer oder sonstiger Ebene kreativ zu sein, nicht darauf abzielt, namenlosen Gesichtern das letzte Geld zu stehlen, sondern vielmehr, meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen und meinen Spaß zu haben.

Ole, du singst ja neben Markus auch ein paar Songs auf dem Album. Möchtest du deine Gesangskarriere in Zukunft etwas vertiefen oder bist du mit deinen anderen Bands schon ausgelastet genug?

Ole:
PROFESSION REPORTER ist definitiv meine Hauptband, alles andere sind Projekte. Ich hoffe, auf der nächsten Platte auch ein paar Songs singen zu können, das wird sich aber alles noch zeigen. Wir müssen erst mal mit dem neuen Material anfangen und dann sehen, was passt. Ausbauen möchte ich diese Gesangseinlagen erstmal nicht. Kleine "Gastauftritte" bei zwei, drei Songs mache ich sehr gerne und dabei soll es auch bleiben.

Markus und Frank waren ja früher bei der Hardcore-Band SCHLAGBOLZEN tätig. Ist Hardcore jetzt ein Ding, dem ihr komplett den Rücken gekehrt habt?

Frank:
Wir treffen uns häufiger noch mit einigen Jungs im Proberaum und spielen ein paar alte Songs, um die guten alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Könnte sehr gut passieren, dass wir in dieser Richtung mal wieder laut werden, aber eine SCHLAGBOLZEN-Reunion wird es nicht geben.

Markus: Wie schon weiter oben angesprochen, bin ich an einem großen Spektrum von Musik interessiert und Hardcore beziehungsweise. Punk zählt definitiv dazu. Ich bin damit aufgewachsen und es bedeutet mir auch sehr viel, auf diese Wurzeln zurückblicken zu können. Für mich wird Hardcore/Punk nie eine Sache sein, der ich den Rücken zukehren werde, schließlich gibt es THE SWAT auch nicht ohne Grund.

Die Rheinländer Szene und besonders Koblenz hatte ja einige Zeit einen besonders zweifelhaften Ruf, was Prolltum, Alkoholismus und Gewaltbereitschaft anging. Wie sieht das inzwischen aus?

Frank:
Wir persönlich bevorzugen lieber die "Lach-Yoga-Meditation". Vor einem Konzert bilden wir einen Kreis und beginnen mit Lachstößen und -lauten. Das steigert sich dann in einen totalen Lachflash, der einer Überdosis Adrenochrom nahe kommt. Wir leben eher nach dem Motto: "Positive Mental Attitude".

Markus: Seit einiger Zeit ist es ja relativ still geworden um die Rheinländer/Koblenzer Szene, daher kann ich zu diesem Thema keine gemeingültige Aussage machen, aber mal ehrlich: Punk was supposed to be dangerous since it's very beginning. Und genau das unterscheidet das, was als Punk verkauft wird, von dem, was Punk ist!

Gerüchten zufolge wollt ihr nach bald schon wieder anfangen, an einem Album zu arbeiten ...

Ole:
Ab November werden wir erst mal mit dem aktuellen Album auf Tour gehen. Im Frühjahr werden wir dann mit dem neuen Album anfangen. Parallel dazu werden wir weitere Konzerte spielen und im Sommer 2007 unser nächstes Album nachlegen.

Was für ein Gefühl ist es, zusammen mit einer skandinavischen Dancefloor-Band vor 500 Minderjährigen aufzutreten und dann nur eine Flasche Whiskey im Backstageraum zu haben?

Markus:
Um ehrlich zu sein: ein sehr ernüchterndes. Aufgrund eines nach wie vor andauernden Traumas, kann dazu leider auch nicht mehr gesagt werden.