ALARMA MAN

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Sweden, Sweden

In ihrer Heimat wussten sie schon zu überzeugen, jetzt ist ihr Debütalbum mit mehr als einem Jahr Verspätung endlich auch in Deutschland erhältlich. Musikalisch bedienen sich ALARMA MAN darauf bei allen Genres, und mixen so ihren ganz eigenen Stil zusammen, der sich vor allem durch intensive Instrumentalparts auszeichnet, welche nur selten von spärlichen Vocals durchbrochen werden. Im Interview stellt der Vierer aus Schweden sich und seine Musik vor.



Da euer Debütalbum erst seit kurzem in Deutschland erhältlich ist, werdet ihr für viele noch unbekannt sein. Stellt euch deshalb doch bitte zuerst einmal vor.

Niklas:
ALARMA MAN ist eine vierköpfige schwedische Band, die Musik macht, als würde man mit einem Kaktus ins Gesicht geschlagen - und bemerken, dass man es mag.

Viktor: Wir sind eine intensive Rockband, hervorragend live und ganz in der Tradition solcher Bands wie SHELLAC, THE MARS VOLTA und JUNE OF 44. In den vier Jahren, in denen wir nun zusammenspielen, haben wir bisher ein Album und drei EPs veröffentlicht.



Ihr seid ja keine reine Instrumental-Band, sondern habt für eure neueste Veröffentlichung - die Split-EP mit KNIFE AND APES - ein paar Songs mit Gesang aufgenommen. War es am Anfang eine bewusste Entscheidung, Stücke ohne Lyrics zu schreiben, oder ein sich stetig entwickelnder Prozess?

Niklas:
Wir denken nicht, dass es so einen großen Unterscheid macht, ob man nun singt, oder nicht. Es gibt viele großartige Bands, einige davon sind rein instrumental, andere haben Songtexte. Wir werden auch weiterhin beides machen. Im Moment schreiben wir viele neue Stücke und die meisten haben auch Gesang dabei, aber wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Musik zu machen, ist unsere einzige Absicht.

Ist beziehungsweise war es in der Vergangenheit ein Problem für die Leute, dass ihr so gut wie komplett auf Gesang verzichtet? Bekommt ihr darüber eigentlich Rückmeldungen auf euren Konzerten?

Calle:
Es war nie ein Problem, im Gegenteil. Es hat uns eher geholfen, den Sound zu entwickeln, den ALARMA MAN heute hat, und unsere Art Musik zu schreiben total verändert. Du musst der Musik viel mehr Aufmerksamkeit schenken, wenn du keinen Sänger hast. Es mag zwar so sein, dass eine Stimme, in vielen Fällen, die Aufmerksamkeit auf sich und vom Rest der Musik wegziehen kann, aber für uns, ist der Gesang nur ein weiteres Instrument. Aber zu dem Thema bekommen wir viel Rückmeldung, wie "Ich habe euch vorher mehr gemocht, als ihr noch keinen Gesang hattet" oder "Nun ist es super, früher hat mir etwas gefehlt". Das ist cool, dass sich die Leute darüber Gedanken machen.



In Reviews und Artikeln werdet ihr wegen eures wilden Mixes aus den verschiedensten Musikstilen mit Bands wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN, FUGAZI und REFUSED verglichen. Besonders die letzten beiden sind "berühmt" für ihr D.I.Y.-Verständnis. Seht ihr euch als Teil einer Szene, versucht ihr aus einer von D.I.Y. geprägten Haltung heraus als Band zu handeln?

Viktor:
Nein, wir sind in keiner Art von Szene und wir versuchen auch nicht D.I.Y. zu sein. Übrigens, wie kannst du REFUSED als besonders D.I.Y. betrachten? Sie waren nicht mehr D.I.Y. als irgendeine andere Band auf Burning Heart.

Niklas: Ich bin zwar nie Teil der Punkszene gewesen, aber als Person respektiere ich die Ideale, für die FUGAZI und REFUSED gestanden haben, aber wenn ich Musik mache, ist Politik nicht das erste Thema, über das ich nachdenke. Das Ding ist, man wacht morgens in dieser harten, bitteren Realität auf, ohne einen Zweck, ohne einen Masterplan. Alles, worum es geht, ist die Zeit totzuschlagen, bis du stirbst und verrottest. Meine größte Hoffnung ist, das Gras auf meinem Grab zu pflegen, wenn es dann Zeit ist. Bis dahin will ich versuchen, den Leuten, die ich treffe, keinen Ärger zu bereiten.



Schweden ist kleiner als zum Beispiel Deutschland, wahrscheinlich sind deswegen die Möglichkeiten für kleine Bands begrenzter, Shows zu spielen, ihre Musik zu bewerben und so weiter. Trotzdem scheint es zu funktionieren: Eine Vielzahl von Bands aus Schweden schaffen es auch über die heimatlichen Grenzen hinaus. Wie gut sind die Strukturen für kleine Bands bei euch?

Viktor:
Es gibt ein paar recht gute kleine Läden, wo man spielen kann. Aber wenn man richtig touren will, muss man nach Europa gehen und dort anfangen zu spielen.

Andreas: Wenn du nicht gerade eine große Band bist, die sehr viel mediale Aufmerksamkeit bekommt, dann ist es recht schwierig in Schweden zu touren.

Es klingt wohl lustig, vielleicht habt ihr es aber auch selbst mitbekommen, dass Skandinavien, speziell Schweden, "the place to be" ist für viele der jungen, an alternativer Musik/Lebenstil interessierten Menschen. Bekommt ihr so etwas, als Schweden und Band, mit?

Andreas:
Unser Booker, Björn von ustm!, hat uns davon erzählt, aber wir haben selber davon nichts wirklich mitbekommen. Ich dachte, Berlin sei "the place to be".