TEXAS IS THE REASON

Foto

Hello Again!

Im Herbst hatte sich der geschätzte Post-Hardcore-Vierer TEXAS IS THE REASON für eine Show in New York City wiedervereinigt. Gitarrist Norm Arenas sprach mit Punknews.com über die Reunion und gab Antworten auf einige Fragen, die die Band seit ihrem plötzlichen Split im Jahr 1997 verfolgen. Ursprünglich von Arenas, einem ehemaligen SHELTER-Gitarristen, und 108-Drummer Chris Daly gegründet, veröffentlichte die Band ein paar Singles, aber nur ein einziges Album, den Klassiker "Do You Know Who You Are?". Gerade als sie für das Nachfolgealbum angeblich bei einem Major unterzeichnet hatten, trennte sich die Band und die Mitglieder spielten in Bands wie NEW RISING SONS, JETS TO BRAZIL und NEW END ORIGINAL.

Wie geht es dir, Norm?


Gut. Ich bin erleichtert, dass jetzt alles irgendwie vorbei ist. Wir haben viel für die Show vorbereitet. Dass etwas darüber durchgesickert ist, war unerwartet und hat alles etwas beschleunigt, weil jeder, den ich kenne, anfing, mich anzurufen. Ich hatte es vielen meiner Freunde noch nicht erzählt.

Schon interessant: Es sind jetzt zehn Jahre seit dem letzten Album vergangen und ich bin mir sicher, dass euch solche Sachen schon oft angeboten wurden. Warum habt ihr euch also jetzt dafür entschieden?

Natürlich sind uns vorher schon Reunion-Shows angeboten worden, viele Festivals und so. Was Festivals angeht, hatten wir dieses Gefühl, dass, wenn wir was machen sollten, es wirklich unser Ding sein müsste. Als Band war es uns immer wichtig, unsere Identität selbst zu bestimmen und alles, was ohne unsere Einflussnahme stattfindet, von Seiten des Labels oder wem auch immer, hat uns schon immer beunruhigt. Die Idee, eine Show auf einem Festival zu spielen, war interessant, aber am Ende haben wir gedacht, dass wir es nicht zu einem echten Event machen könnten. Besonders nach zehn Jahren fühlt es sich wie ein Event an, weil es etwas ist, an das wir alle während der letzten Jahre wohl schon einmal gedacht haben. Es wurde nie vollendet, weil wir alle in verschiedenen Teilen des Landes wohnten. Das letzte Mal, als uns eine Reunion angeboten wurde, wohnte ich in San Francisco, Scott Winegard war in Huntington Beach, Garrett Klahn in Buffalo und Chris Daly war in Brooklyn. Deshalb wussten wir, dass wir keine Chance hatten, zu proben und alles ordentlich hinzukriegen. Als ich vor ein paar Jahren zurück nach Brooklyn gezogen bin, lebten wir zum ersten Mal alle in derselben Stadt. Wir fingen wieder an, uns zu treffen; wir waren immer schon gute Freunde, vor und nach der Band, deshalb war es keine Mühe, wieder miteinander zu spielen.

Dann macht es natürlich auch Sinn, eine Show in New York zu spielen ... Gibt es noch einen emotionalen Grund dafür, dass es sich dieses Mal nach der richtigen Zeit dafür anfühlt?

Ich denke, dass wir - wie Menschen im Allgemeinen - dazu tendieren, unser Leben an Jubiläen und festen Daten zu orientieren. Ich denke, dass es toll ist, 33 zu werden, aber für die meisten Leute ist es erheblicher, 30 oder 40 zu werden. Wir haben darüber nachgedacht und es sind jetzt zehn Jahre ins Land gegangen und es scheint einfach gerade eine gute Zeit zu sein, um darüber nachzudenken, zurückzukommen. Realistisch betrachtet, ist es eine seltene Sache, ein Album zu machen, über das die Leute zehn Jahre später noch reden. Das passiert nicht oft und wir fühlen uns privilegiert und geehrt, dass sich immer noch Leute für uns interessieren. Es ist wie ein Fest für uns. Wir sind alle extrem stolz auf die Band. Und die letzten Monate, seit wir anfingen zu proben und miteinander abzuhängen und zu reden, mussten wir uns alle eingestehen, dass dieser Moment ein besonderer ist, der nicht wiederholt werden kann.

Vor allem für dich und Chris Daly, denn es war ja auch eure Band. 108 war damals Vics Hauptband und SHELTER die von Ray Cappo.

Wir redeten das erste Mal über TEXAS IS THE REASON, als 108 und SHELTER im Sommer 1993 zusammen auf Tour waren. Chris und ich haben 1991 zusammen bei RESURRECTION gespielt. Wir sind lange Zeit Freunde gewesen und Scott ist mein ältester Freund. Ich denke, dass es eine Bedeutung hatte, dass ich mit Chris herumsaß und wir uns Tapes anhörten, wir hörten damals noch Tapes. Wir beschäftigten uns mit den gleichen Dingen. Nicht viel davon klang wie die Musik, die wir auf der Tour gespielt haben. Texas war eine Chance für uns, uns musikalisch zu etablieren und eine eigene Vorstellung von unserer Musik zu finden. Das war für uns alle vier etwas ganz Besonderes. Bis zu diesem Punkt hatte keiner von uns eine solche Chance.

Angesichts der beiden Frontmänner dieser beiden Bands muss das eine ziemlich Respekt einflößende Erfahrung gewesen sein.

Diese ganze SHELTER-Sache war eine große Lernerfahrung für uns. Als ich 1992 bei SHELTER anfing, war ich 18 Jahre alt. Ich bin in New York aufgewachsen, in der New Yorker Hardcore-Szene. Ich bin auch mit Ray Cappo aufgewachsen. Ich denke, dass ihn in den 80ern viele Leute - auch ich - auf eine andere Art gesehen haben. Ray Cappo war erst 21 Jahre alt, als Tausende von Leuten ihn angebetet haben. Er müsste eigentlich viel kaputter sein, als er es ist. So sehr manche Leute auch Scheiße über ihn erzählen, so sehr respektiere ich ihn. Das ist mentales Überleben. Wenn man in einer Position ist, in der dich so viele Menschen bewundern und respektieren und dich zur gleichen Zeit so verunglimpfen, da einigermaßen normal rauszukommen, das erfordert große mentale Stärke. Das hat mich viel darüber gelehrt, mich ein bisschen weniger von dem beeinflussen zu lassen, was außerhalb meiner Bahnen passiert.

Denkt ihr darüber nach, etwas wiederzuveröffentlichen? Ihr müsst noch so einiges in petto haben.

Wir haben darüber gesprochen, haben aber nichts Konkretes vor. Als wir uns trennten, hatten wir Sachen, die niemals aufgenommen wurden, die wir aber live gespielt hatten. Wir haben geplant, ein paar von diesen Sachen zu spielen. Es sind Songs, die wir lieben und an die wir uns ständig erinnert haben und wünschten, wir hätten sie aufgenommen. Wir haben darüber gesprochen, sie aufzunehmen, aber wir konzentrieren uns jetzt darauf, diese Show so speziell wie möglich zu machen. Wir tauschen immer noch unsere Ideen aus und wir sind immer noch etwas von der Realisierung entfernt. Für mich ist das Wichtigste, kein "normales Rockkonzert" zu sehen, bei dem ein paar Typen in Jeans und T-Shirt auf der Bühne stehen. Wir weichen wirklich sehr von unseren üblichen Pfaden ab, um sicher zu gehen, dass die Leute rausgehen und sagen, dass das etwas Besonderes war.

Was eure Setlist angeht, habt ihr relativ wenig veröffentlichtes Material. Plant ihr, alles von vorne bis hinten zu spielen?

Bestimmt nicht in der Reihenfolge. Die Reihenfolge, wie sie auf dem Album ist, hat mich immer geärgert. Ich wollte "Do you know who you are?" immer als Opener. Ich wurde überstimmt. Wir proben alles, was wir je gemacht haben, und eine Menge Sachen, die die Leute nie gehört haben. Es ist immer noch ein etwas Zeit bis dahin, und es könnte sich in jede mögliche Richtung entwickeln. Jeder, der sich Sorgen macht, wir könnten einen bestimmten Song nicht spielen, sorgt sich umsonst. Wir werden alles spielen und noch ein paar andere Sachen.

Zurückblickend finde ich es auch seltsam, wie Leute sich an etwas erinnern. Zum Beispiel hab ich letztens mit jemandem über AT THE DRIVE-IN gesprochen und bemerkt, dass sie früher keiner wirklich mochte und trotzdem werden sie jetzt verehrt. Ihr wart ungefähr in der gleichen Situation. Wie haben die Leute, mit dem Hintergrund, den ihr habt, und mit dem Label, auf dem ihr wart, reagiert, als sie Flyer gesehen haben, auf denen TEXAS IS THE REASON stand und ihr als ex-SHELTER und ex-108 bezeichnet wurdet, und ihr dann herauskamt und Garrett begann zu singen?

Das ist eine interessante Sache, weil das viele Leute vergessen haben. Ich habe die Messageboards auf unserer Seite gelesen, und es ist interessant, sich die Standpunkte der anderen Leute anzuschauen. Ich weiß, dass manche Leute das Wort "Post-Hardcore" missbrauchen. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass uns jemals jemand eine "Emo-Band" genannt hat. Das Wort "Post-Hardcore" wurde mehr als alles andere deshalb benutzt, weil wir bei 108, SHELTER und RESURRECTION gewesen waren. Wir waren immer noch in der Hardcore-Szene unterwegs. Unsere erste Show war im Gebäude von Equal Vision in New York, als es noch in Manhattan war. Alle Mitglieder von SICK OF IT ALL und SNAPCASE waren da. Da kommen wir her. Unsere zweite Show war in New Jersey mit MOUTHPIECE, IGNITE, SNAPCASE. Aus diesem Line-up stachen wir heraus, finde ich, wenn wir uns in ein Genre eingliedern sollten. Es zeigt etwas, das passiert ist. Wir waren alle in Hardcore-Bands und machten dann etwas anderes. Was die Reaktionen angeht; sie waren gemischt. Es dauerte eine Zeit, der Band eine Identität zu geben, die die Leute verstehen konnten. Einmal spielten wir eine Show in Boston und die Leute bildeten einen Moshpit. Wir hörten auf zu spielen und ich ging zum Mikro und sagte: "Ich weiß nicht, was ihr hört, aber ich denke, wir hören uns nicht an wie AGNOSTIC FRONT." Es war uns wichtig, dass jeder die Show gleichermaßen genießen konnte. Vielleicht standen wir unter dem Einfluss von FUGAZI, aber ich dachte, dass Stagediving und Slamdancing Routine waren. Als der Mainstream das erst übernommen hatte, gehörte es uns nicht mehr. Punks sollten irgendwie Pioniere sein. Und etwas aus Tradition zu tun, war das Gegenteil von Punk. Ich denke, wir sollten uns gegen unsere eigenen Traditionen auflehnen.

Das ist ein bisschen verwirrend.

Es dauerte ein bisschen, bis die Leute verstanden haben, was wir wollten. Es dauerte für uns auch lange, Bands zu finden, mit denen wir uns gut verstanden. Wir haben mit allen Shows gespielt, von MADBALL bis IDA. QUICKSAND haben uns mitgenommen; unsere dritte Show war als Support für QUICKSAND in der Academy vor 3.000 Leuten. Sie haben uns wirklich sehr geholfen. Später haben wir Bands getroffen wie SAMUEL, CHRISTIE FRONT DRIVE, MINERAL und THE PROMISE RING. Es war lustig, weil die Leute, im Nachhinein betrachtet, all diese Bands gut fanden, wobei wir zu der Zeit dachten, dass wir alle sehr unterschiedliche Sachen machten. Mein spannendster Moment mit MINERAL war, als mir ihr Drummer Gabe Wiley sein WARZONE-Tattoo zeigte. Es war nett, diese Leute zu treffen, die vom Hardcore kamen, aber etwas ganz anderes machten.

Ich verteidige die Verwendung des Begriffs "Post-Hardcore" in diesem Zusammenhang immer, weil es einfach wörtlich richtig ist. FUGAZI kamen aus verschiedenen Hardcore-Bands, also sind sie Post-Hardcore. Für mich macht das einfach Sinn.

Ich verstehe wirklich nicht, warum ein Texas-Album Emo ist, aber ein FOO FOGHTERS-Album Rock'n'Roll. Da gibt es keinen großen Unterschied. Es sind immer noch verzerrte Gitarren, mal schnell, mal langsam. Was ich am meisten an Texas mochte, war die Hartnäckigkeit der Fans. Ich habe uns nie unbeachtet gefühlt. Die Leute, die TEXAS IS THE REASON liebten, liebten TEXAS IS THE REASON. Unser letztes Konzert in Deutschland war, glaube ich, deshalb unser "letztes" Konzert, weil es so unglaublich war. Chris und ich haben uns vorher über das Ende der Band unterhalten. Ich weiß noch, wie ich zu Chris gesagt habe: "Wenn es heute Nacht toll wird, bin ich absolut zufrieden damit, dass es das letzte Konzert ist." Ich ging auf die Bühne und wir eröffneten mit "Antique", und als Garrett anfing zu singen, sangen 800 Deutsche mit uns. Ich schaute Daly an und wusste, dass es vorbei ist.

Es wird immer darüber gesprochen, dass ihr, gerade als ihr bei einem Majorlabel unterschrieben hattet, die Band aufgelöst habt.

Das war kein Geheimnis. Wir waren in der Endphase, ein Label auszusuchen und am Ende standen wir vor der Wahl zwischen Interscope und Capitol. Wir haben uns für Capitol entschieden. Als Gary Gersh dort Präsident war, war Steve Patch für A&R zuständig. Wir kannten ihn ein bisschen, weil er JAWBOX ihren Plattenvertrag verschafft hatte. Er hatte gerade IDA unter Vertrag genommen, die womöglich die großartigste New Yorker Band aller Zeiten sind. Wir erklärten uns einverstanden, den Vertrag zu unterschreiben und gingen auf Tour. Als wir auf Tour waren, sprachen wir mit unserem Anwalt und die Verträge waren fertig zum Unterzeichnen. Sobald wir zu Hause waren, unterschrieben wir sie. Wir machten es auf unserem Flug nach Hause endgültig und erzählten jedem, dass wir uns trennen würden. Wenn du unsere erste Biografie liest, die, die mit der ersten EP herauskam, selbst da sah es schon aus, als ob wir uns trennen würden. Jeder dachte ständig, dass wir am Rande eines Splits stünden. In Wirklichkeit trennten wir uns, als wir mit SENSEFIELD auf Tour waren. Wir haben uns für etwa eine Woche getrennt und dann die Tour beendet.

Das ist ungewöhnlich, weil du erzählt hast, dass ihr immer noch Freunde seid und normalerweise gehen solche Sachen nicht in die Binsen wie eine schlechte Beziehung, wo keiner den anderen mehr sehen will.

Das ist es ja; normalerweise war es eine sehr intensive Zeit mit Texas. Es ist so schwer zu beschreiben, wie intensiv diese Band war. Die 7" war im Wesentlichen ein Demo, das wir in Brian McTiernans Keller aufgenommen haben. Mein Verstärker stand neben einer Waschmaschine. Es war niemals als 7" gedacht, aber diese drei Songs haben die Sache in wirklich seltsame Bahnen gelenkt. Alle unsere Freunde aus New York waren auf Majorlabels - QUICKSAND, ORANGE 9MM, SICK OF IT ALL -, sie lebten alle in dieser Welt. Unsere Freunde hatten Jobs bei Majorlabels. Rein zufällig waren drei A&R-Typen bei unserem ersten Konzert, weil sie Freunde von uns waren. Als wir davon sprachen, einen Plattenvertrag zu unterzeichnen, dachten wir, wir könnten bei Jade Tree oder Revelation oder Atlantic unterkommen. Es gab zu der Zeit keine mittlere Ebene. Als wir bei Revelation unterzeichnet hatten, hatten wir einen Vertrag über mehrere Alben und dachten, dass uns jetzt einfach jeder in Ruhe lassen würde, aber es wurde alles nur noch schlimmer. Leute wollten unseren Vertrag kaufen, haben uns Limousinen geschickt und uns Hotelzimmer gebucht. Ein A&R hat uns Lebensmittel gekauft, während wir auf Tour waren. Das war heftig und man muss das mit etwas Abstand betrachten. Wir waren alle Mitte zwanzig und wir wussten nicht, wie man mit so etwas umgeht. Es zerstörte unsere Freundschaft und das war im Endeffekt das Wichtigste. Deshalb haben wir uns getrennt.