ANR RECORDS

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Wo und wann und von wem gegründet, heute wo ansässig?

1998 als An'na Nadel Redords von Andreas und Ben in Berlin gegründet. Zwischenzeitlich waren auch noch zwei andere Leute bei ANR aktiv. In den Anfangsjahren verstärkte Roland das Team. Roland lebt mittlerweile seit einigen Jahren in Österreich und betreibt da sein eigenes Label Squoodge Records, auf dem er hauptsächlich limitierte Vinyl-EPs von Garage/Trash/Minimal/Pop-Punk Bands veröffentlicht. Nach Rolands Ausstieg war lange Zeit Basti festes Mitglied bei ANR, bis auch er Ende 2006 das Handtuch warf. Seine Bands (THE POKES, THE PILLOCKS, DEAD END FAMOUS) nahmen einfach zu viel Zeit in Anspruch. Somit besteht das Label wieder aus den Gründungsmitgliedern, wobei Ben das eigentliche Tagesgeschäft führt und Andreas, den es mittlerweile nach Dresden verschlagen hat, für die Homepage verantwortlich ist und demnächst auch wieder den Mailorder betreuen wird.



Lebt ihr von dem Label? Warum, warum nicht?


Leider können wir von dem Label nicht leben. Das meiste Geld, was reinkommt, wird direkt wieder in neue Veröffentlichungen oder Projekte gesteckt.


Was macht ihr sonst noch?

Andreas hat mittlerweile sein Informatikstudium abgeschlossen und einen Job in einer Software-Schmiede angenommen. Ich bin da noch nicht ganz so weit (Geografie-Student im 18. Semester) und halte mich hauptsächlich damit über Wasser, dass ich Aufkleber für andere Labels und Bands drucke.


Bevorzugte Stilrichtungen:

Manche behaupten ja, bei ANR gibt es keine klare Linie. Wir aber sagen, dass wir uns da selber keine Schranken setzen. Und so kommt es, dass wir schon Platten von 77er-Punk bis Hardcore und von Deutschpunk bis Ska veröffentlicht haben. Und das wird auch so bleiben. Veröffentlicht wird, was uns gefällt.


Label-Vorbilder:

Gibt es eigentlich nicht wirklich. Wir haben einfach ohne jeglichen Plan angefangen und uns dann mehr oder weniger da reingearbeitet. Natürlich gibt es mittlerweile Labels, die wir aufgrund ihrer Arbeit oder auch Zusammenarbeit mit uns schätzen. Wir haben uns aber noch nie irgendwelche Gedanken über einen Masterplan für unser Label gemacht.


Die ersten Bands, die heutigen Bands:

Die erste Veröffentlichung war der "Ohrensausen"-Sampler. Die ersten wirklichen Band-Releases waren PURGEN aus Russland und HAUSVABOT aus Berlin. Später kamen dann noch Moskaus Ska-Punk-Helden DISTEMPER dazu, von denen wir im Sommer das mittlerweile vierte Album auf ANR veröffentlichen werden. Dazwischen gab es natürlich einige Bands, mit denen wir nur für eine Veröffentlichung zusammengearbeitet haben. Die letzten Veröffentlichungen waren die CDs der Ska-Band MOSKOVSKAYA und der Moskauer HC-Band WHAT WE FEEL, beides Bands, mit denen wir auch in Zukunft gerne weiterarbeiten wollen. Und demnächst steht dann auch die Debüt-CD der französischen Band SKANNIBAL SCHMITT an.


Die drei wichtigsten oder besten oder meistverkauften Veröffentlichungen?

Die nächste Veröffentlichung ist natürlich immer die wichtigste, bei der man alles noch ein bisschen besser machen will als bei den vorangegangenen Releases. Aber um hier mal eine Veröffentlichungen rauszugreifen: Da wäre zum einem PURGENs "Toxidermists Of Urban Madness", die sich damals sensationell gut verkaufte. Innerhalb von nicht mal einem Dreivierteljahr war die gesamte Auflage von 1.000 LPs verkauft. Als weiteres Highlight lässt sich auf jeden Fall DISTEMPERs "Ska Punk Moscow" hervorheben. Und eine CD, die uns persönlich sehr am Herzen lag, war THE ORDINARY BOYS: "Big Brother Is Watching You!". Leider nicht der große Verkaufsschlager, aber eine Platte, mit der wir uns musikalisch und vor allem textlich hundertprozentig identifizieren können.


Was fasziniert dich am Labelmachen?

Ganz klar ist es erst mal faszinierend, selbst ein aktiver Bestandteil der Szene zu sein, in der man sich bewegt und die das eigene Leben geprägt hat. Mit der reinen Konsumentenrolle konnten wir schon immer nix anfangen. Selbst eine Band zu gründen, fiel auf Grund des beschränkten musikalischen Talents flach. Ähnlich sah es mit Fanzines aus. Wir wollten halt viel lieber irgendwas anpacken, als darüber zu berichten. Blieb eigentlich, außer vielleicht noch Konzerte organisieren, nur noch die dubiose Rolle des Labelchefs, der entscheidet, welche Band eine Platte veröffentlichen darf und welche nicht. Sex, Drugs & Rock'n'Roll für die MusikerInnen - ein Leben in Saus und Braus bei überschaubarer Arbeit für uns. So weit der Plan. Es ist ein bisschen wie ein Mixtape zusammenzustellen, nur dass es sich dabei zumeist um komplette Alben handelt. Und alle Alben zusammen bilden dann das Label-Mixtape.


Eure Labelpolitik?

Eine Chance, bei ANR veröffentlicht zu werden, hat nur, was uns selbst absolut begeistert. Alles was in irgendeiner Form mit Punkrock zu tun hat, hat prinzipiell eine Chance, genauso wie HC und Ska. Auch ist von Vorteil, wenn die Band irgendetwas mitzuteilen hat und es nicht immer nur um die nächste Party oder um mögliche (Sex)Partner geht. Natürlich kann es in der Musik auch hauptsächlich um Spaß gehen, nur sollten die MusikerInnen darüber hinaus auch noch was in der Birne haben, mit dem wir uns als Labelmacher und Menschen auch identifizieren können. Von daher ist es natürlich immer von Vorteil, wenn man sich persönlich kennt oder schon mal über den Weg gelaufen ist. Und bei der begrenzten Zahl an Veröffentlichungen pro Jahr entscheidet dann oft auch die persönliche Sympathie. Außerdem ist es uns wichtig, dass die Bands auch live rocken. So wird es eher selten vorkommen, dass wir eine Band veröffentlichen, die wir vorher noch nie live gesehen haben.