NO RESPECT

Lang hat´s gedauert aber die neue NO RESPECT-Scheibe "Tunes Of Decline" ist nun seit gut zwei Monaten draußen und das Warten hat sich meiner Meinung nach gelohnt. Anläßlich dieses Ereignisses fühlte ich Gitarrist Chris ein bisschen auf den Zahn...

Chris, "Tunes Of Decline" ist gerade rausgekommen, warum hat es solange gedauert?


"Das hat verschiedene Gründe, zum einen arbeiten wir fast alle und kommen deswegen eher seltener dazu neue Stücke zu schreiben, sondern nehmen die Zeit, die wir mit der Band haben dazu um live zu spielen. Der andere Grund ist, dass die alte Aufnahme sehr anstrengend war, wir haben im Studio einige Fehler gemacht, wie man das als eine recht unerfahrene Band im Studio eben macht. Wir haben uns damals zu hohe Ansprüche gesetzt und darüber hinaus Sachen vergessen, auf die man sonst achten muss. Im Endeffekt waren wir auch mit dem Produkt nicht ganz zufrieden, "Excuse My Smile" klingt teilweise sehr lasch und seicht..."

Im Gegensatz zu "Tunes Of Decline" sicherlich...

"Genau, finde ich bzw. wir auch. Das ist uns aber auch erst nach und nach klar geworden. Wir haben uns damals im Studio auch die volle Breitseite gegeben: mitten im Winter ins Studio, haben sehr lange gebraucht um alles aufzunehmen und dementsprechend wurde das ganze auch sehr teuer und irgendwann sind wir uns alle auf die Nerven gegangen und das waren die Gründe, warum wir so schnell nicht wieder ins Studio gegangen sind, sondern erst mal lieber live gespielt haben. Und der letzte Punkt ist, dass wir uns mit der ersten Scheibe sehr verschuldet haben und erst vor kurzem aus dem Minus raus sind."

War das ein Grund für den Labelwechsel von Nasty Vinyl zu Mad Butcher?

"Nein, das war es nicht. Der eigentliche ausschlaggebende Grund für den Wechsel ist der persönliche Kontakt zu Mike von Mad Butcher. Aber man kann auch nicht über Nasty Vinyl mosern da lief mit der alten Scheibe eigentlich auch alles gut, aber der Kontakt war nicht gut. Wir fast nichts voneinander gehört. Mit Mike lief das alles mehr oder weniger über Freundschaft, man hat sich mal in der Stadt oder beim Fußball getroffen, da bot es sich einfach was zusammen zu machen. Und ein positiver Eindruck von Mad Butcher ist für mich, dass Mike die Politik bei der Sache einfach sehr wichtig ist, der Antifaschismus und die Internationale Solidarität, die in der Labelarbeit mit drin stecken, das gefällt mir."

Eure Texte sind ja auch oft politisch und persönlich...

"Ja, stimmt. Es ist aber auch so, dass die Texte ohne die Musik nicht funktionieren würden. Ich habe aber auch keinen Bock dazu Texte über Banalitäten zu schreiben, ich meine schau dich mal um, Nazis marschieren, schlagen jede Woche Menschen tot, im Fernsehen hast du 30 oder 50 Kanäle, auf denen nur Scheiße läuft und die Typen, die aus einem Container kommen, sind zu Volkshelden gemach werden. Hätte mir das vor 10 Jahren einer erzählt, ich weiss nicht, ob ich das geglaubt hätte. Oder die ganze Konsum-Kacke, die Leute laufen nur noch rum um einzukaufen, richtige Gedanken macht sich da keiner mehr. Da kann ich einfach nicht drüber hinwegsehen und Texte über Saufen und Feiern schreiben, obwohl es auch solche Lieder, die einfach über Spaß haben oder unpolitisch sind geben muss, aber ich persönlich habe keinen Bock solche Texte zu schreiben. Ok, früher haben wir auch schon mal "Fun-Texte" gemacht, aber es ging bei NO RESPECT schon immer mehr darum Wut loszuwerden und über Dinge zu singen, die uns persönlich nerven und stören, und das in unseren Liedern rüberzubringen."

Wir haben vorhin schon ein bisschen das Thema "Tunes Of Decline" angerissen, lass uns doch mal eingehender über die neue Platte reden...

"Ja klar, wir haben alles mögliche ausprobiert an Stücken und sind dann hier in Göttingen in ein kleines Studio gegangen. Ein alter Freund von uns aus Berlin, der beim Ska-Label Pork Pie arbeitet, hat den Sound gemacht. Er wusste einfach genau, was wir wollten und wie wir die Platte haben wollten. Der Unterschied zur alten Platte war, dass die ganze Atmosphäre einfach viel besser war, wir haben mehr auf den gesamten Kontext der Musik geachtet und uns nicht mehr so hundertprozentig nur darauf konzentriert, dass jetzt jedes einzelne Instrument perfekt eingespielt ist, wir sind mit viel mehr Spaß und Lockerheit rangegangen und das hört man auch. Als generellen Unterschied der Platte zur alten ist meiner Meinung nach, dass sie punkiger ausgefallen ist. Wenn wir live gespielt haben war das Ganze auch schon immer eher punkiger. Ich denke, du kannst uns nicht wirklich als Ska-Band abstempeln, und auch wenn ich denke, dass der Begriff Ska-Punk ziemlich suspekt ist, trifft er das doch ganz gut. Wir haben nun mal viel Off-Beat und auch Punkrock drin. Zuletzt denke ich noch, dass wir dieses mal einfach mehr Kracher auf der Platte haben als auf der alten."

Was ist von euch in nächster Zukunft zu erwarten?

"Wir überlegen ob wir vielleicht eine Live-Scheibe rausbringen, da wir eine Menge live gespielt haben und da waren einige nette Sachen dabei, und ich fände es ziemlich gut davon mal was auf CD zu haben."